Fast 100 Prozent schätzten Sehvermögen als (sehr) gut ein

Studie unter Autofahrern: 16 Prozent fallen beim Sehtest durch

Noch sind Fahrtauglichkeits-Checks in Deutschland Zukunftsmusik, mit der angedachten Reform der seit 2006 gültigen Führerscheinrichtlinie könnten regelmäßige Prüfungen künftig aber durchgesetzt werden. Bei einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen kam jüngst heraus, dass ein Großteil der Autofahrer ihr Sehvermögen zwar als (sehr) gut einschätzen, einige von ihnen beim Sehtest aber durchfallen würden. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät daher zu regelmäßigen Augenuntersuchungen ab dem 60. Lebensjahr.
Ein älterer Herr am Steuer eines Autos reibt sich die Augen.
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„Aktuelle Studien zeigen, dass ein Teil der Autofahrenden nicht merkt, dass sie seitens des Sehvermögens de facto fahruntauglich sind“, erklärt Professor Frank Tost von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und nimmt Bezug auf eine jüngst erschienene Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Während bei der Befragung 99,2 Prozent ihre Sehfähigkeit selbst als eher gut bis sehr gut einschätzten, fielen 16,4 Prozent beim Sehtest mit einer tatsächlichen Sehschärfe von unter 0,7 durch. Demnach dürften diese Testpersonen "gar nicht mehr ohne weiteres am Steuer sitzen", so Tost. Auch bei einem Pilotprojekt der Polizei in Niedersachsen, das unter augenärztlicher Beratung der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt wurde, musste bei mehreren Verkehrsteilnehmenden eine ärztliche Überprüfung der Fahrtauglichkeit veranlasst und einzelnen Fahrzeugführenden die Weiterfahrt untersagt werden, heißt es weiter.

Bereits im März dieses Jahres hatte die EU-Kommission einen Entwerf zum Thema Fahrtauglichkeitstests vorgelegt, der unter anderem zusätzliche Überprüfungen für Senioren ab 70 Jahren enthält. Teil dieser Überprüfung wäre demnach auch ein Sehtest. In vielen Mitgliedsstaaten gibt es bereits Vorgaben für verpflichtende Gesundheitschecks für ältere Autofahrer, in Deutschland bislang nicht. Die Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) schreibt lediglich einen Sehtest im Zusammenhang mit der Führerscheinprüfung vor. Die DOZ-Redaktion hat sich den Gesetzesentwurf genauer angeschaut und die für Augenoptikerinnen und Augenoptiker relevanten Punkte hier online und in der Juni-Ausgabe 2023 zusammengefasst.

Risikofaktoren Glaukom und Katarakt

Mit dem Alter steigt auch das Risiko für den Grünen Star, an dem laut einer Studie der Hamburg City Health Study (HCHS) rund acht Prozent der über 75-Jährigen erkranken, heißt es von Seiten der DOG. Mit der Erkrankung könnten demnach Verkehrszeichen, andere Fahrzeuge, Fußgänger und Radfahrende aus dem Blickfeld verschwinden und plötzlich wieder auftauchen. „Das Risiko von Unfällen mit lebensgefährlichem Ausgang steigt beim Glaukom immens an“, unterstreicht Tost. „Ein typisches Anzeichen etwa für den Grauen Star sind Störungen des Dämmerungssehens und erhöhte Blendempfindlichkeit." Betroffene fühlten sich bei Nachtfahrten daher zunehmend unsicher, führen langsamer oder bremsten zu spät, weil sie Stoppschilder beispielsweise nicht erkennen würden.