AKTUELL
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DOZ
01 | 2015
DOZ: Wie gehen Sie mit der Akademi-
sierung des Berufsstandes um? Bache-
lor, Master usw.?
P.G.: Sie wird langfristig gesehen unsere
einzige Chance sein, neben der Konkur-
renz aus dem europäischen Ausland be-
stehen zu können.
DOZ: Warum?
P.G.: Im europäischen Vergleich brau-
chen wir eine fundierte, akademische
Ausbildung. Alleine die Bereiche Phar-
makologie, Physiologie und Erkennen
von okularen Auffälligkeiten kann man in
einem Ausbildungskonzept unterhalb
des Europadiploms nicht unterbringen.
DOZ: Das Gegenmodell könnte doch
sein: gut ausgebildete Augenoptiker
auf der einen und ebenfalls gut aus-
gebildete Kaufleute im Geschäft auf
der anderen Seite. Hinzu kommt dann
noch eine bessere Zusammenarbeit
zwischen den Augenoptikern und den
Augenärzten.
P.G.: Das scheitert alleine daran, dass
zurzeit europaweit zu wenige Augenärzte
ausgebildet werden. Laut Bedarf müsste
die Zahl der Augenärzte in der Ausbil-
dung doppelt so hoch sein, wie es zurzeit
der Fall ist.
DOZ: Werden die Abschlüsse aus
Deutschland in Österreich voll aner-
kannt?
P.G.: Da gibt es einen Staatsvertrag. Sie
werden voll anerkannt.
DOZ: Und werden die österreichischen
Abschlüsse in der Schweiz anerkannt?
P.G.: Nein. Wir haben dasselbe Problem
wie die Augenoptiker, die ihre Abschlüs-
se in Deutschland erworben haben. Die
Schweiz hat hochgerüstet. Sie fordert von
Nicht-Schweizern einen weiteren Ab-
schluss, entweder mit Europadiplom
oder mit Bachelorabschluss, welcher
dem Schweizer Modell entspricht. Der
Bachelor-Lehrgang in Olten ist von der
ECOO akkreditiert.
DOZ: Und seit wann haben Sie Bachelor
und Master?
P.G.: In Krems haben wir einen Lehrgang
für Master of Science in Zusammenarbeit
mit der Salus University. Der Lehrgang
konnte nicht mehr gefüllt werden. Das
hatte unterschiedliche Gründe: Einer-
seits die Sprache und andererseits die
Kosten. Zurzeit wird ein Lehrgang mit
der Fachhochschule Gesundheit in Inns-
bruck vorbereitet. Dieser ist im Akkredi-
tierungsprozess und sollte voraussicht-
lich ab 2016 laufen. Das ist dann ein
Fachhochschul-Bachelorlehrgang, auf-
gebaut auf das Europadiplom; dem ähn-
lich, was die Beuth-Hochschule in Berlin
aktuell anbietet.
DOZ: Was raten Sie Ihren Mitgliedern
im Umgang mit der Konkurrenz im
Internet?
P.G.: Dienstleistungsbereiter zu sein.
Dienstleistungsbereiter zu sein heißt,
Aufklärung und Zeit in den Kunden zu
investieren. Bessere Beratung gleich fort-
laufende Fortbildung und Dienstleistung,
Dienstleistung, Dienstleistung.
DOZ: Kann der stationäre Augenopti-
ker das Internet dennoch für sich nut-
zen? Und wenn ja wie?
P.G.: Er kann es auf jeden Fall nutzen für
diverse Beratungstätigkeiten und für die
Kommunikation mit seinen Endverbrau-
chern, für seinen Vertrieb und als Werbe-
plattform. Einen Preiskrieg wird er nie
führen können. Der stationäre Augen-
optiker hat die Infrastruktur, die ihn Geld
kostet, die gleichzeitig auch ihren Wert
hat und ihm die direkte und damit indivi-
duelle Kundenansprache ermöglicht. Das
Internet kann diese Vorzüge nicht bieten.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr
Gumpelmayer!
n
Judith Kern
Die Dr. Gumpelmayer Augenoptik GmbH in
Linz. Dort sprach die DOZ-Redaktion mit Peter
Gumpelmayer. Foto: Peter Gumpelmayer.
Das Evaluierungsgespräch zwischen der EU-Kommission und
den Mitgliedstaaten über die Reglementierungen der Augen-
optik ist äußerst positiv verlaufen. Darin waren sich der Zentral-
verband der Augenoptiker (ZVA) und das Bundeswirtschafts-
ministerium (BMWi), das Deutschland vertrat, nach dem Treffen
am 24. November 2014 in Brüssel einig.
Es wurde deutlich, dass Deutschland im Hinblick auf beste-
hende Berufszugangsschranken in Form des Meistervorbehalts
keine Sonderrolle einnimmt. Schließlich könne jeder, ohne be-
sonders qualifiziert zu sein, einen Augenoptikbetrieb eröffnen,
sofern die fachliche Leitung des Betriebes mit einem Augen-
optikermeister oder einer gleichgestellten Person besetzt sei,
hieß es. Auch die besondere Ausbildungsleistung der zulas-
sungspflichtigen Handwerke (Anlage A-Gewerke) wurde von der
Kommission als wichtige soziale Komponente dieses Systems
bewertet, die nicht außer Acht gelassen werden dürfe.
Die Einordnung der Augenoptik/Optometrie in den Bereich
„sales and retail“ durch die EU ist nicht endgültig, die Kom-
mission möchte vielmehr vor einer möglichen Neueinordnung
erfahren, wie die einzelnen Länder ihre Position selber sehen.
Mit Interesse wurde in Brüssel zudem aufgenommen, dass sich
die Augenoptik/Optometrie bereits intern um einen einheit-
lichen Standard in Form des ECOO-Europadiploms bemüht.
Erkenntnisse aus dem Evaluierungsverfahren werden vor-
aussichtlich gegen Ende des Jahres 2015 in Empfehlungen für
die einzelnen Mitgliedsstaaten zusammengefasst. „Die Unter-
stützung des ZVA für das Bundesministerium hat sich aus-
gezahlt, Deutschland hat sich bestens vorbereitet in Brüssel
präsentiert und dadurch nicht nur inhaltlich einen äußerst
positiven Eindruck hinterlassen“, erklärt ZVA-Geschäftsführer
Dr. Jan Wetzel.
n
ZVA
Brüssel: Positives Gespräch über Meistervorbehalt