

SPEZIAL
DOZ
09 | 2017
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Bessere Sicht am Arbeitsplatz: Was
bringt das Herstellerversprechen?
Computerarbeit ist Schwerstarbeit für die Augen – Brillen speziell für die Situation
am Arbeitsplatz sollen für mehr Entspannung sorgen. Doch braucht es sie wirk-
lich, die Gläser mit bis zu drei Seh-Zonen, speziell auf die Distanzen zu Monitor,
Tastatur und Ferne abgestimmt? Oder Spezialbrillen für andere Arbeitsplätze?
Eine Nachfrage bei Augenoptikern zeigt: Hier gibt es durchaus Potenzial für wirk-
lich zufriedene Kunden und ausgeruhte Augen.
Eine Mitarbeiterin, erinnert sich Augen
optikermeister Bernd Hofmann, hat vor
Freude geweint. „Sie hatte schon gedacht,
ihren Beruf nicht mehr ausüben zu kön
nen, weil sie so große Beschwerden beim
Gucken hatte und ihr bisher niemand hel
fen konnte. Doch mit einer Bildschirm
brille ließ sich das Problem lösen.“ Die
Dame ist für eines der Unternehmen tätig,
die zu den Kunden des Augenoptiker
meisters zählen. Er selbst wiederum ist
Inhaber von Hofmann Optik + Akustik mit
fünf Filialen östlich von Hamburg – kon
kret in Wentorf, Lauenburg, Glinde, Mar
schacht und Büchen. Auf der zugehörigen
Homepage informiert eine Rubrik speziell
über den „Arbeitsplatz“ und die rechtli
chen Hintergründe zu Bildschirmbrillen.
Dies hatte offenbar eine Sogwirkung auf
Betriebe in der Region. „Viele sind schon
auf mich zugekommen und haben um eine
Beratung zu Bildschirmbeziehungsweise
Arbeitsplatzbrillen im Tätigkeitsumfeld
gebeten.“
Beratung in
Unternehmen
Nahezu täglich ist Bernd Hofmann zu Un
ternehmen verschiedener Größen und
Branchen unterwegs, rund 20 sind es in
zwischen. Vom EinMannBetrieb über
den Mittelstand bis zu Firmen mit rund
3.000 Beschäftigten ist alles dabei. Vor Ort
spricht er mit dem zuständigen Arbeits
mediziner oder dem Sicherheitsbeauftrag
ten, je nach Situation auch mit dem Chef.
Es erfordert Einfühlungsvermögen und
Fingerspitzengefühl, schließlich haben die
Sehhilfen ihren Preis und nicht jeder ist
überzeugt von ihrer Notwendigkeit. „Men
schen wie ich gelten als Kostentreiber in
einem Unternehmen. Auf der anderen
Seite geht es um den Arbeitsschutz und
darum, die gesetzlichen Vorgaben zu er
füllen“ (siehe Infokasten). Am Ende aber
können alle profitieren, denn Mitarbeiter,
die sich wohl fühlen und nicht beeinträch
tigt sind oder gar ausfallen, bringen wie
derum auch den Betrieb voran. Es kommt
also darauf an, auch Botschaften wie diese
zu vermitteln.
„Eine Dienstleistung, die
wir erbringen müssen“
Insgesamt, wiegelt der Augenoptiker
meister ab, ist die Akzeptanz bei den
Betrieben durchaus vorhanden. „Viele
wissen über die Rechtslage Bescheid,
insbesondere die Sicherheitsverantwort
lichen. Doch es kommt zum Beispiel
auch vor, dass einzelne Kunden erst bei
uns erfahren, dass sie zum Beispiel An
spruch auf eine Bildschirmbrille haben
und es dann ihrem Betrieb erklären.“ Das
Thema Arbeitsplatz gehört daher immer
zur Anamnese und Beratung in seinen
fünf Filialen, also Fragen wie diese: Was
macht der jeweilige Kunde beruflich, ge
hört zum Beispiel viel Bildschirmarbeit
zu seinen Aufgaben und wie geht es ihm
dabei? „Dazu gibt es eine klare Arbeits
anweisung, an die sich alle meine Mitar
beiter und Mitarbeiterinnen halten. Es
gehört zu der Dienstleistung, die wir als
Augenoptiker am Kunden erbringen müs
sen.“ Damit auch alle Betriebe im Umfeld
Bescheid wissen, erinnert er auch mal
mit einer Rundmail an das Thema, zumal
die Arbeitsplatzbrille weiter gefasst und
sich nicht nur auf den Blick zum Monitor
beschränkt. „Es kann sich zum Beispiel
auch um Augenschutz für den Tischler
handeln, der Sägearbeiten durchführt
oder Beschäftigte in einem Chemieunter
nehmen. Je nachdem, was die zuständige
Berufsgenossenschaft vorschreibt.“
In das spezielle Thema hat sich Bernd
Hofmann selbstständig hinein gefuchst.
Auf jedes Gespräch bei Unternehmen
stellt er sich neu ein, um das Vertrauen zu
gewinnen. „Sonst hat man keine Chance.“
Das Thema
Arbeitsplatz sollte
Bestandteil der
Anamnese und der
Kundenberatung
sein.