Table of Contents Table of Contents
Previous Page  50 / 132 Next Page
Show Menu
Previous Page 50 / 132 Next Page
Page Background

SPEZIAL

DOZ

09 | 2017

48

Durchblick bei Gleitsichtgläsern

Gleitsichtgläser – komplexe Meisterwerke der Technik: Refraktion, Herstellung

und Anpassung erfordern ein Höchstmaß an Sorgfalt, bereits kleinste Fehler kön­

nen zu Abweichungen und Verschlechterungen der optischen Wirkung führen.

Hinzu kommen Berührungsängste des Kunden – und eine mitunter falsche, oft zu

hohe Erwartungshaltung. Doch woran liegt es im Detail, wenn ein Brillenträger

mit seiner Gleitsichtbrille unzufrieden ist – und was kann der stationäre Augen­

optiker vorbeugend tun? Ein Überblick.

Trotz seiner Popularität herrscht beim

Thema Gleitsicht immer noch eine ge-

wisse Unsicherheit im Kopf des Verbrau-

chers: Dauert es lange, bis ich mich an

die Gleitsichtbrille gewöhnt habe? Wird

es Probleme beim Treppensteigen geben?

Was gilt in puncto Autofahren? Woran

liegt es, wenn ich mit dem Glas nicht zu-

rechtkomme – an der Brille oder an mir?

Auf diese Fragen sollte der Augenoptiker

gleich zu Beginn der Beratung eingehen.

Hierzu Johannes Hoffmann, Experte für

Gleitsichtgläser der Deutschen Augen-

optik AG: „Bei Bedarf, Interesse und Ver-

ständnis kann die aufwändige Technologie

anschaulich erwähnt bis konkret erklärt

werden, oder auch die Grenzen, die sich

dabei ergeben und wie sie sich auswir-

ken.“ Der Kunde sollte vorab informiert

werden, was seine neue Gleitsichtbrille im

Idealfall leistet – aber auch, dass es sein

kann, dass er sie nicht umgehend gut ver-

trägt. Ansonsten vermutet er womöglich

einen Defekt oder minderwertige Qualität.

Und das zu Unrecht. Problematisch wird

es, wenn im Verkauf und bei der Beratung

zu hohe Erwartungen geweckt und diese

eventuell noch mit einem sehr hohen Preis

untermauert werden. „Der Augenoptiker

muss dem Verbraucher vermitteln: Für

den wichtigsten deiner Sinne, das Sehen,

bin ich deine Vertrauensperson. Alles,

was ich dir empfehle, wird dich glücklich

machen, und alles, was ich verspreche,

das halte ich“, so Hoffmann. Für den

Brillenträger relevant ist das

zentrale Nutzungsver-

sprechen der Gleit-

sichtbrille, das in der Beratung gegeben

wird und ihn zum Kauf bewegt hat. Es gilt:

Der Brillenträger muss weder die Optik

noch die Technologie einer Gleitsicht-

brille verstehen, sondern nur deren Nut-

zen für sich selbst schätzen und den Preis

dafür als gerechtfertigt ansehen. Bestes

Argument hierfür: „Das große Plus an Le-

bensqualität, das eine gute Gleitsichtbrille

bringt. Das muss sehr anschaulich und

authentisch vermittelt werden. Es soll klar

sein, dass dieser Nutzen nur mit den um-

fassenden Leistungen des Augenoptikers

als Fachmann zu erreichen ist – und dass

das seinen Preis hat“, erklärt Hoffmann.

Technische Ursachen

für Reklamation

Reklamationen kosten den Augenoptiker

nicht nur Zeit und Geld, sie ziehen unter

Umständen auch das Kundenvertrauen in

Mitleidenschaft. Die häufigsten Ursachen

für eine Reklamation bei Gleitsichtglä-

sern finden sich in der Beratung,

der Refraktion oder der anato-

„Der Augenoptiker

muss dem Verbrau­

cher vermitteln: Für den

wichtigsten deiner Sinne,

das Sehen, bin ich deine

Vertrauensperson.“

Gesunde Erwartungshaltung:

Wer weiß, welche Informationen

er dem Kunden in puncto Gleit-

sicht vermitteln muss, vermeidet

Frust und Unzufriedenheit.

(Foto:

istockphoto.com/w-ings

)