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Unter Augenopti­

kern, die haupt­

sächlich Brillen

anpassen, galten

Krankenkassen­

geschichten bis

vor kurzem als

„olle Kamellen“.

Erzählte man seinem

Azubi, dass man vor

nicht gar allzu langer Zeit

(bis 2004) einen nicht unerheb­

lichen Teil seines Umsatzes mit den Gesetzlichen Kassen

machte, guckte der einen nur mit großen Augen an.

Als mich die Mitgliederversammlung 2008 zum ersten

Mal in das Präsidium des Zentralverbandes der Augen­

optiker und Optometristen (ZVA) wählte, waren die

Themen Krankenkassen, Festbeträge, Heilund Hilfsmit­

telrichtlinie oder die Präqualifizierung garantierte Lang­

weiler jeder Tagesordnung. Stückzahlen, Mehrverkauf

und sich verändernde Märkte waren von Belang. Zumin­

dest für das Gros der Versammelten. Denn für unsere

spezialisierten Kollegen, die sich intensiv der Kontakt­

linse, den Vergrößernden Sehhilfen oder der Optometrie

widmen, hatten die vermeintlichen NischenThemen seit

jeher größte Bedeutung.

Nicht zuletzt aus diesem Grund war die Abteilung Be­

triebswirtschaft und Krankenkassen des ZVA bis zum

heutigen Tag alles andere als tatenlos. Immer wieder

wurden beispielsweise realitätsnahe Krankenkassen­

verträge und die Aktualisierung der Produktgruppen

gefordert. Ich selbst habe die zuständige Abteilungs­

leiterin Sigrun Schmitz bei etlichen Beratungen in

Krankenkassenangelegenheiten begleitet. Zusätzlich

haben wir uns mit den anderen Gesundheitshandwerken

beim Zentralverband des Handwerks eine starke Vertre­

tung unserer gemeinsamen Interessen aufgebaut. Ohne

diese Präsenz wäre der Informationsfluss, der im Zuge

des Heilund Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) eine

noch viel schlechtere als die gegenwärtige Position der

Augenoptiker verhindert hat, nicht möglich gewesen.

EDITORIAL

DOZ

09 | 2017

1

Lassen Sie uns die Rollen

tauschen

Schreiben Sie uns

Ihre Meinung!

ruetten@doz-verlag.de

Deshalb schmerzen mich Äußerungen wie „Die Berufs­

vertretung hat es verpennt!“ spontan. Auch wenn ich

sie teilweise verstehe, werden diese Aussagen vielleicht

mitunter ohne die nötigen Hintergrundinformationen

gemacht.

Lassen Sie uns für einen Augenblick die Rollen tauschen:

Sie sind ZVAPräsident. Sie haben mit an einer hochwer­

tigen und den aktuellen Erfordernissen entsprechenden

Ausund Fortbildung gearbeitet, sich für die Weiterbil­

dung stark gemacht, Kontakt zu Augenärzten gesucht,

die Öffentlichkeit und insbesondere Politiker von der

Leistungsfähigkeit der deutschen Augenoptik überzeugt,

mit Entscheidern der Krankenkassen gesprochen, parla­

mentarische Treffen mit Mitgliedern des Bundestages zu

augenoptischen Fachthemen in Berlin bestritten – und in

den meisten Fällen Respekt und Verständnis geerntet.

Können Sie sich Ihre Enttäuschung vorstellen, wenn

Sie nach all dieser Vorbereitung einen Beschluss er­

halten, der von keinerlei Verständnis der Situation der

deutschen Augenoptiker und der Verbraucher zeugt?

Tauschen wir die Rollen wieder zurück. Als ZVAPräsident

mag ich zwar enttäuscht sein, aber nicht unvorbereitet.

Bereits mit Bekanntwerden der Anspruchserweiterung

bei Sehhilfen zu Lasten der Krankenkassen und deren

Verknüpfung an eine ärztliche Verordnung wurde im

ZVAPräsidium die Klage gegen ein faktisches Berufs­

verbot vorbereitet. Wir schöpfen alle uns zur Verfügung

stehenden Mittel aus, um das Gepräge des Berufsbildes

zu erhalten. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.

Thomas Truckenbrod

Präsident des Zentralverbandes

der Augenoptiker und

Optometristen