‚fmhofmann eyewear‘ druckt erstes Titangelenk
Fabian M. Hofmann, auch bekannt unter seinem Künstlernamen fmhofmann, ist ein Designer durch und durch. In der Branche ist der Wahlberliner längst bekannt. Im Gespräch mit der DOZ sprüht er nur so vor Energie und ist voller Vorfreude – fast so als wäre morgen Bescherung zu Heiligabend. Grund dafür ist der Launch seiner eigenen Brillenkollektion auf der Silmo. Wir sprachen mit dem gebürtigen Schweizer über sein Label, seine neue Kollektion und deren erstmalige Präsentation auf der kommenden Fachmesse in Paris.
Schon früh widmete sich der studierte Architekt der Brille. Mit mehr als 20 Jahren Designerfahrung in verschiedenen Branchen gehört Fabian Hofmann wahrscheinlich zu den alten Hasen im Geschäft. So wirkte er als Chefdesigner bei „ic! Berlin“ mit und gründete die Brillenlabels „Whiteout&Glare“ und „Coblens“. Aber nach ein paar Jahren fühlte er sich bei den Unternehmen „nicht mehr so richtig aufgehoben“, erklärte Hofmann seine Wechsel. Seit 2015 ist es ruhig um den Schweizer geworden – jedenfalls im Bereich Brillendesign.
Bis jetzt. Denn nun will er etwas ganz Neues starten, was er im Grunde schon 1994 begonnen hatte: Damals hatte er sein eigenes Label ‚fmhofmann‘ gegründet – jetzt folgt die Erweiterung zu ‚fmhofmann eyewear‘. Ohne Investoren und mit eigener Verantwortung, will er sich nun auf der Silmo präsentieren. „Ich habe nach zwei Jahren gemerkt, das ist immer noch mein Lieblingsjob“, bekennt er. Ihm kam die Idee von einem eigenen Projekt. Er holte sich die Unterstützung von dem ehemaligen Studenten Coerte Voorhees. Der US-Amerikaner Voorhees ist ein Industriedesigner, der sich vor allem auf generative und algorithmische Prozesse spezialisierte. Für Hofmann ist es auch „irgendwie wie ein Befreiungsschlag“ ganz selbstständig ohne Einmischung zu arbeiten. Vor einem Jahr begannen die Beiden eine sogenannte additive Brillenkollektion aus der Taufe zu heben.
„Du bist mit der Idee viel zu früh!“
Es ist eine Fassungslinie, die das Team mit dem 3D-Druckverfahren, also additiv herstellen. „Wir werden eine außergewöhnliche Kollektion präsentieren, mit weltweit dem ersten gedruckten Titangelenk, also ein komplexes Gelenk mit einer Mechanik“. So sieht sich Hofmann mit seinem Co-Designer auch als „ein kleines bisschen Vorreiter, weil wir natürlich auch in den letzten Jahren gesehen haben, dass ‚3D‘ jetzt immer mehr ein normales Produkt wird, wie eben eine Acetat-Brille oder eine Holz- oder Metall-Brille“. Für sie war es eine Herausforderung – sie wollten die technischen Grenzen erweitern, die Technik weiter ausreizen, um einfach zu zeigen, dass in dem additiven Verfahren noch mehr steckt. Die Brillen werden mit selbstentwickelten Programmen und mit vorgegebenen Linsenparametern entworfen. Für das additive Verfahren arbeitet das Team mit dem in der Branche bekannten Unternehmen „Materialise“ aus Belgien zusammen. Die Hauptbestandteile werden in Bremen produziert und dann im Raum Stuttgart fertiggestellt.
Schon früher musste er sich häufig anhören: „Du bist mit der Idee viel zu früh!“ Vielleich erkannte er schon damals die Chance und die Herausforderung, sich immer weiter zu entwickeln und ohne Einmischung Ideen zu verwirklichen. Für ihn steht ganz klar fest: „Es braucht dieses ‚zu früh‘, sonst entstehen keine neuen Bewegungen: der Mainstream lebt am Ende genau davon. In unserem Falle aber denke ich gibt es kein ‚zu früh‘, nur ein ‚ganz anders’“. Dieses Anders sind 15 Brillenmodelle, die auch als Sonnenbrillen genutzt werden können, das können der Augenoptiker und seine Kunden entscheiden. Die Fassungen sind aus lasergesinterten Polyamide mit einem aus titangefertigten Gelenkstück. Diese Metallgelenke beziehungsweise Metallverbindungselemente sind die Hofmann‘schen Markenzeichen, die er schon in seinen früheren Arbeiten nutzte.
Auch bei den Farben will Hofmann etwas Neues bieten. Bisher sind die 3D-gedruckten Brillen in wenigen Nuancen erhältlich. „Unsere Kollektion ist vermutlich etwas fashionlastig, besonders durch den ungewöhnlichen Umgang mit gefalteten, fast kristallinen Flächen, die ‚Shapes‘ sind hochaktuell und sehr tragbar“, schwärmt der Wahlberliner. „Die Nachbearbeitungsschritte der Brille sind sehr kompliziert“, erklärte Hofmann. So spiegelt sich die Arbeit auch im Einkaufspreis des Augenoptikers wieder. Die Brillen „liegen im übertragenden Sinne eher im oberen Mittelklassewagenbereich“. In diesem Bereich kennt sich der Designer gut aus: „Ich kann und möchte keine Niedrigpreisbrille anbieten, da bin ich bei den „Boutique-Optikern“ und „Design-Optikern“ am besten aufgehoben“. Die anvisierte Zielgruppe sind die „Silver Agers“ oder „Best Agers“, also für Brillenträger ab 40 plus.
Brille steht im Zentrum
Am zweiten Oktoberwochenende geht es dann los. Auf der Silmo in Paris will Hofmann sein Label ‚fmhofmann eyewear‘ mit seiner neuen Kollektion präsentieren. Für den Designer ist die französische Fachmesse etwas ganz besonders. Schon seit Anfang der 2000er besucht Hofmann die Silmo – entweder als Austeller oder Besucher. Jetzt ist es aber das erste Mal, dass er mit seinem eigenen Label auf der Messe vertreten ist. „Ich bin ganz neugierig. Wie wird es werden. Wie werden die Leute darauf reagieren – werden sie es annehmen oder nicht“, frohlockt er. Verkaufszahlen und Preise sind ihm erst mal nicht wichtig, sondern „das ehrliche Feedback“. Von früh bis spät kümmert er sich nun um die Messevorbereitungen.
Der Brillendesigner hat sich bewusst die Silmo für den Launch ausgesucht. Es ist für ihn der perfekte Auftakt im Jahr und bietet ihm eine Präsentationsfläche über den deutschen Markt hinaus. Trotzdem musste das Team Gas geben, um noch alles rechtzeitig fertig zu bekommen. „Wir haben es beschleunigt, haben die ganze Präsentation vorgezogen und jetzt gibt es unsere erste Kollektion auf der Silmo. Darauf freue ich mich riesig“, verriet er im Gespräch. Diesmal soll also alles ganz anders werden – nicht so laut wie früher. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Brille.
„Ich glaube, dass es klappt und ich hab den Eindruck dass es etwas sehr Schönes werden wird, also mein Bauchgefühl sagt – es ist genau der richtige Moment – kein Jahr früher, kein Jahr später. ‚Jetzt‘ ist genau richtig!“