Neuer VDCO-Vorsitzender setzt auf Fortbildung
Seit der Fachtagung Sicht.Kontakte 2017 in Hamburg arbeitet die Vereinigung deutscher Contactlinsen Spezialisten (VDCO) unter einer neuen Führung. Stephan Hirschfeld wurde mit einer Enthaltung einstimmig zum 1. Vorsitzenden des Berufsverbands gewählt. Maarten Hobé hatte sich nicht zur Wiederwahl gestellt.
Hirschfeld hat sich seit den 1990ern der Kontaktlinse verschrieben. Baute ein Optometrie-Institut auf, hält Vorträge und Workshops bei verschiedenen Tagungen und ist seit 2006 im Vorstand der VDCO tätig. 2015 graduierte er an der Hochschule Aalen als M.Sc.. Zwischen 2015 und 2003 arbeitete er als Dozent für Kontaktlinsenanpassung an der Ostfalia Hochschule. Und 1994 schloss er sein Studium in Jena ab, um anschließend in zahlreichen Unternehmen Berufserfahrungen als Kontaktlinsenanpasser zu sammeln. Die DOZ sprach den neuen VDCO-Vorstand mit starkem Hang zur Linse kurz nach seiner Wahl.
DOZ: Herr Hirschfeld, wie lautet Ihr spontanes Feedback zu den Sicht.Kontakten 2017 in Hamburg?
Stephan Hirschfeld: Ein Erfolg! Der eingeschlagene Weg, zusammen mit dem ZVA und der IVBS eine gemeinsame Veranstaltung anzubieten, wird von den Mitgliedern und Teilnehmern angenommen. Und die Tatsache, dass die meisten Teilnehmer sich nicht von Sturmtief „Xavier“ haben davon abbringen lassen, zu uns zu kommen, zeigt, dass der Fortbildungswille da ist.
In der Mitgliederversammlung der der VDCO wurden Sie zum 1. Vorsitzenden gewählt und folgen damit auf Maarten Hobé. Ihnen an dieser Stelle: Ganz herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt! Was haben Sie sich für Ihre erste Legislatur an der Spitze der VDCO vorgenommen?
Vielen Dank. Ich fühle mich geehrt, nach Maarten Hobé dieses Amt zu übernehmen. Er hat viele Jahre eine sehr engagierte und für den Berufsstand in vielerlei Hinsicht wichtige Arbeit im Vorstand der VDCO gemacht. Wir werden ihn als Mitglied in unseren Reihen vermissen, auch wenn er uns als neues „Ehrenmitglied der VDCO“ erhalten bleibt.
Aber nun zu Ihren Fragen: Die Arbeit des Vorstandes ist ein andauernder Prozess. Ich übernehme Projekte und Aufgaben von Maarten Hobé, welche wir schon vorher gemeinsam mit dem gesamten Vorstand erarbeitet haben. Als erster Vorsitzender vertrete ich nun die VDCO nach aussen sicherlich stärker, als andere meiner Vorstandskollegen, und darf auch mal das ein oder andere Interview führen. ;o)
Wie in einem normalen Betrieb auch gibt es Situationen, in denen zügige entschieden oder etwas beantwortet werden muss. Da braucht es einfach jemanden, der an der ersten Stelle steht und den Kopf dafür herhält. Aber in unserem normalen Tagesgeschäft des VDCO Vorstandes pflegen wir eine sehr „flache Hierarchie“. Wir arbeiten als Team, in dem sich jeder mit seinen Stärken einbringt und genau das macht uns stark.
Eine wichtige Aufgabe wird aber sicherlich sein, die Fortbildung noch weiter voran zu bringen. Wir haben für die nächsten Jahre diesbezüglich einige Ziele, die wir verfolgen und die Sicht.Kontakte liegen auf diesem Weg.
Was sind Ihrer Meinung nach die derzeitigen Kernthemen, die die augenoptische Branche und damit die Augenoptiker und Optometristen bewegen, vielleicht auch bewegen sollten?
Ich glaube das hängt vom Design jedes einzelnen Unternehmens ab und ist schwer verallgemeinerbar. Für die einen ist das Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) sehr wichtig und die anderen interessiert es wiederum eher weniger.
Wie wollen Sie die Sympathie für die Kontaktlinse unter Endkunden stärken?
Das Bewusstsein beim Anpasser muss vorhanden sein, Contactlinsen mit Verantwortung und vor allem Freude anzupassen. Die Contactlinse ist (immer noch) ein lukratives Geschäft, wenn man dem Endverbraucher die Vorteile für Contactlinsen authentisch und ehrlich erläutert und als kompetenter Anpasser zur Verfügung steht. Diese Gesundheitsdienstleistung, die dafür notwendig ist, sollte jedoch nicht verschenkt werden, da wir uns sonst unter Wert verkaufen.
Welches Thema der Sicht.Kontakte ist Ihrer Meinung das derzeit brisanteste für die Branche?
Wenn ich etwas als fraglich oder überdenkenswert anmerken darf, dann würde ich in den Raum stellen wollen, dass wir uns als Augenoptiker/Optometristen wieder darauf besinnen sollten, dass unsere Dienstleistung auch etwas wert ist. Natürlich ist es schwierig, wenn die grösseren Ketten alles für umsonst anbieten. Aber wenn der Kunde schon in unserem Geschäft ist, und nicht bei Kette XY, dann hat er sich ja schon für uns entschieden. Jetzt liegt es an uns, seine Entscheidung durch unser Know-how und unser Selbstvertrauen zu untermauern. Und ich bin überzeugt davon, dass ein überzeugter und zufriedener Kunde auch für eine gute Dienstleistung bezahlt.
Welches Thema ist Ihrer Meinung nach das kontroverseste für die Branche?
Eine allgemeine Fortbildungspflicht, die liegt der VDCO und sicherlich auch den anderen Berufsverbänden schon lange am Herzen. Bei vielen stösst sie aber auf wenig Verständnis, was für uns schwer nachvollziehbar ist. Die unterschiedlichen Aus-, Fort- und Weiterbildungen in der Augenoptik / Optometrie haben zwangsläufig zur Folge, dass nicht alle, die sich als „Optometrist“ bezeichnen dürfen das gleiche Level haben. Eine Fortbildungspflicht mit festgelegten Vorgaben würde den Berufsstand qualitativ festigen und dem Endverbraucher eine hochwertige Versorgung garantieren. Dies wird ein langer Prozess sein. Wir wünschen uns hier auf lange Sicht eine „Fortbildungskultur“.
Was haben Sie während der Sicht.Kontakte – so, wie sie waren - vermisst?
Während der Veranstaltung hat sich gezeigt, dass ein noch interdisziplinärerer Austausch mit anderen Berufsgruppen sicherlich noch sehr fruchtbar wäre. Aber so haben wir schon wieder eine Aufgabe für die Sicht.Kontakte 2018.
Was wollen Sie bei den Sicht.Kontakten im kommenden Jahr anders machen?
Das Konzept ist schlüssig und funktioniert. Natürlich gibt es immer etwas zu verbessern. Wir wollen eine breite Fortbildungsmöglichkeit bieten. Es dabei immer jedem Recht machen zu können, bleibt ein Spagat. Eine wirklich grosse Plattform mit Fortbildungsmöglichkeiten für jedes Niveau erfordert auch eine gewisse Menge an Besuchern. Nach den ersten Analysen unsererseits werden wir aber wohl das Angebot noch weiter in verschiedene Foren ausbauen und auch eine Möglichkeit des interdisziplinären Austausches bieten.