Das alles geht mit der Augenoptiker-Ausbildung
Erstveröffentlicht in der DOZ 11I24
Fragen, die allen Teilnehmenden gestellt wurden:
1 Warum sind Sie Augenoptiker geworden?
2 Welche Ausbildung(en) haben Sie gemacht?
3 Was begeistert Sie an Ihrem Beruf am meisten?
4 Warum haben Sie sich für genau den Bereich der Augenoptik entscheiden, in dem Sie heute arbeiten? Was sind die spannendsten Aspekte?
5 Aus welchen drei Gründen würden Sie Augenoptikerinnen und Augenoptikern raten, sich über den Gesellenstatus hinaus weiter zu qualifizieren?
6 Welchen speziellen Herausforderungen müssen sich junge Augenoptikerinnen und Augenoptiker heute stellen und wo liegen die Chancen für die Zukunft?
Georg Scheuerer, Augenoptikermeister im eigenen Betrieb (Optik Scheuerer, Taufkirchen/Vils), Bachelor of Science in Optometry (CH), Master of Science in Vision Science (D) und Dozent im Masterstudiengang Vision Science and Business (Optometry) an der Hochschule Aalen
Georg Scheuerer
1 Es wäre naheliegend zu sagen, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters, der Augenoptiker ist, trete. Doch meine Brüder zeigten kein Interesse an der Augenoptik. Mir hingegen gefiel dieser Beruf von Anfang an. Die Kombination aus Handwerk, Mode, Physik, Technik und Medizin faszinierte mich. Noch heute sage ich, dass es mein Traumberuf ist.
2 Ich habe klassisch eine Ausbildung absolviert und nach den Gesellenjahren eine Vollzeit-Meister-schule besucht. Spätestens hier war ich von unserem Fach so begeistert, dass ich mehr erfahren wollte und noch Optometrie studierte. In der Schweiz erwarb ich den Bachelor of Science in Optometry und an der Hochschule Aalen den Master of Science in Vision Science. Letzteres war beruflich, abgesehen von der Berufswahl, meine beste Entscheidung.
3 Die Vielseitigkeit und die Möglichkeit, verschiedene Themen zu vertiefen. Dabei Menschen zu helfen und das Produkt Brille an sich finde ich einfach faszinierend.
4 Ich bin selbstständig, was auch große Nachteile mit sich bringt. Aber der entscheidende Vorteil ist, dass ich meinen Beruf so ausüben kann, wie ich es möchte. Da ich hierzu sehr eigene Vorstellungen habe, war es immer klar, dass ich in der Selbstständigkeit bleibe. Nebenberuflich macht es mir jedoch besonders viel Spaß, als Lehrbeauftragter an der Universität zu arbeiten sowie Vorträge, Seminare und Workshops für Verbände und Firmen zu halten.
5 Ganz einfach: Mehr Wissen! Auch heute noch lese ich fast täglich Fachartikel und Studien und bilde mich regelmäßig weiter.
6 Ich betrachte Herausforderungen auch als Chancen. Am Ende geht es darum, zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Soll ich mich weiterbilden und wenn ja, in welche Richtung? Gehe ich in ein augenoptisches Fachgeschäft oder doch lieber in die Industrie? Besonders mit einer möglichen Hochschulausbildung zieht es immer mehr Menschen in die Forschung oder auch in Augenkliniken. Zudem werden neue Technologien und KI einen Einfluss auf die Augenoptik haben. Ich denke, dieser Einfluss wird kurzfristig über- und langfristig unterschätzt.
Lena Eberhardt, Augenoptikerin, Bachelor of Science in Optometry (D), Kundenberaterin bei Zeiss Vision Center, München und Markenbotschafterin für die Opti 2025
Lena Eberhardt
1 Durch die eigene Fehlsichtigkeit wird einem immer wieder bewusst, wie wichtig gutes Sehen ist. Ich wollte mehr über das Sehen und Korrekturmöglichkeiten erfahren. Die Ausbildung alleine reichte mir nicht aus und so habe ich mich für ein Studium entschieden.
2 Die klassische Ausbildung in einem kleinen Familienbetrieb mit anschließendem Studium.
3 Die vielen Möglichkeiten. Nicht jedes Problem ist mit einer Brille zu lösen, manchmal braucht es auch die Kontaktlinsenversorgung als Lösungsansatz. Besonders schön ist es, wenn der Kunde etwas aus der Beratung mitnehmen kann.
4 Ich finde das Ladenkonzept der Zeiss Vision Center sehr ansprechend. Die Arbeit mit den neuesten Technologien, Produkten und aktuellen Seminaren ist einfach toll!
5 Ein Studium bietet viele Möglichkeiten im späteren Berufsleben. Man erweitert nicht nur sein Tätigkeitsfeld, man lernt auch viele neue Leute kennen und wird auf eine ganz andere Art und Weise mit der Branche verbunden. Das hat mir besonders gut gefallen. Weiterbildung treibt an, die eigenen Wünsche und Ziele immer wieder neu zu sortieren und zu stecken.
6 Die Herausforderungen heute sind die Arbeitszeiten, die relativ geringe Bezahlung und das doch hohe schulische Niveau. Alles in allem wird sich unsere Branche aber immer mehr in Richtung Medizin oder KI öffnen. Diese Veränderungen eröffnen neue Möglichkeiten und daher sehe ich sie auch als Chance.
Jonathan Riecker, Bachelor of Science in Optometry (D), Optometrist bei Munich Eye Augenzentrum, München
Jonathan Riecker
1 Ursprünglich hatte ich den Wunsch, Medizin zu studieren, doch es ergab sich keine Gelegenheit für einen Studienplatz. Da ich dennoch in der Gesundheitsbranche tätig sein wollte, begann ich nach alternativen Wegen zu suchen. Dabei entdeckte ich den Studiengang der Augenoptik. Nach intensiver Recherche über die beruflichen Möglichkeiten in diesem Bereich entschied ich mich, diesen Weg zu verfolgen und bewarb mich für das Studium. Bereits während meiner ersten Semester stellte ich fest, welche Facetten des Fachs mich besonders faszinierten. Es war schnell klar, dass ich hier nicht nur beruflich Fuß fassen, sondern mich auch langfristig weiterentwickeln möchte.
2 Bislang habe ich keine formelle Ausbildung im klassischen Sinne durchlaufen, sondern nur den B.Sc.
3 Während meines Praxissemesters und Ferienjobs in Ladengeschäften sowie in einem Kontaktlinsen-Institut wurde mir klar, dass mich eine rein verkaufsorientierte Tätigkeit auf Dauer nicht erfüllen würde. Das Arbeiten in einem solchen Umfeld über viele Jahre hinweg schien mir nicht der richtige Weg zu sein. Ein Schlüsselerlebnis war mein Auslandssemester in Australien, wo ich die besonderen Möglichkeiten und Facetten der Optometrie außerhalb Europas kennenlernen konnte. Dies hat meine Begeisterung für den Beruf neu entfacht und in mir ist das Ziel gereift, den Titel „Doctor of Optometry” (O.D.) zu erwerben, um langfristig entweder in den USA oder in Australien tätig zu sein.
4 Durch meine bisherigen Erfahrungen wurde mir klar, dass ich einen stärker klinisch ausgerichteten Weg innerhalb der Augenoptik einschlagen möchte. Nach sorgfältiger Überlegung und Recherche habe ich mich schließlich für eine Position im Augenzentrum Munich Eye entschieden, wo ich derzeit zu 80 Prozent angestellt bin. Parallel dazu habe ich ab August 2024 berufsbegleitend meinen Master „Vision Science and Business“ begonnen. Mein Ziel ist es, das klinisch-theoretische Wissen mit praktischer Erfahrung zu kombinieren, um ein solides Fundament für den angestrebten Grad des O.D. zu schaffen.
5 Erstens: Eine höhere fachliche Kompetenz und Expertise, die es ermöglicht, ein wesentlich breiteres Spektrum an Aufgaben zu übernehmen, sowohl im klinischen als auch im industriellen Bereich. Zweitens: Die Diversität der Optometrie wird durch eine weiterführende Qualifikation deutlicher, was viele neue berufliche Türen öffnen kann. Und drittens: In einem Dienstleistungsberuf wie dem unseren bevorzugen Kunden eine Behandlung durch Fachleute, die durch zusätzliche Titel und Qualifikationen ihre Kompetenz unter Beweis stellen können.
6 Die fortschreitende Digitalisierung stellt eine der größten Herausforderungen für den Beruf des Augenoptikers dar. Einfachere Tätigkeiten werden zunehmend durch Maschinen oder Künstliche Intelligenz übernommen. Um in dieser sich wandelnden Arbeitswelt weiterhin einen sicheren Beruf zu haben, ist es unerlässlich, sich durch Weiterbildungen und das Erreichen höherer fachlicher Kompetenzen zu positionieren. Gleichzeitig bieten diese Entwicklungen auch Chancen: Durch die Fokussierung auf hochqualifizierte Dienstleistungen und exzellenten Service können junge Augenoptiker und Augenoptikerinnen ihre Zukunft erfolgreich gestalten und sich in einem spezialisierten Bereich etablieren.
Niki Perikleous, Bachelor of Science in Optometry (D), Optometrist bei Munich Eye Augenzentrum, München
Niki Perikleous
1 Ich bin Augenoptikerin geworden, weil mich die Verbindung von handwerklichen Fähigkeiten, medizinischem Wissen und der Möglichkeit, Menschen zu helfen, fasziniert hat. Die Aussicht, das Sehvermögen von Menschen zu verbessern und ihnen damit ein Stück Lebensqualität zurückzugeben, war für mich sehr motivierend.
2 Eigentlich war die Augenoptik nicht meine erste Wahl. Nachdem ich das Abitur in Zypern gemacht habe, habe ich eine Sprachschule in Deutschland besucht, mit dem anschließenden Ziel, Medizin zu studieren. Nach vier Jahren habe ich mich dann doch umentschieden und meinen Bachelor in der Optometrie angefangen. Eine Berufsausbildung zur Augenoptikerin habe ich nicht gemacht, den Weg in die Augenoptik dank meines Studiums dann aber doch noch gefunden.
3 Am meisten begeistert mich der direkte Kontakt mit den Kunden und die Möglichkeit, individuell auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Es ist sehr erfüllend zu sehen, wie zufrieden und dankbar die Menschen sind, wenn sie die perfekte Brille oder Kontaktlinsen gefunden haben. Zudem ist die ständige Weiterentwicklung der Technik und Wissenschaft im Bereich der Augenoptik sehr spannend.
4 Ich habe mich für den Bereich der Augenoptik entschieden, weil ich das Gleichgewicht zwischen menschlichen Kontakt und medizinischem Fachwissen sehr schätze. Besonders spannend finde ich die Anpassung von Kontaktlinsen und die Durchführung von Sehtests, da hier sehr präzises Arbeiten erforderlich ist und man die Möglichkeit hat, direkt die positiven Auswirkungen seiner Arbeit zu sehen.
5 Erstens fachliche Kompetenz: Eine weiterführende Qualifikation vertieft das Fachwissen und die praktischen Fähigkeiten, was zu einer höheren Qualität der Kundenberatung und -versorgung führt.
Zweitens Karrierechancen: Mit zusätzlichen Qualifikationen eröffnen sich mehr Karrieremöglichkeiten, sei es in Führungspositionen, in der Selbstständigkeit oder in spezialisierten Bereichen wie der Optometrie.
Drittens Marktwert: Höher qualifizierte Augenoptiker und Augenoptikerinnen sind auf dem Arbeitsmarkt gefragter und haben bessere Verdienstmöglichkeiten sowie eine höhere Jobsicherheit.
6 Junge Augenoptiker und Augenoptikerinnen müssen sich heute der Herausforderung stellen, mit der schnellen technologischen Entwicklung Schritt zu halten und ständig neue Methoden und Geräte zu erlernen. Außerdem ist die Konkurrenz durch OnlineBrillenhändler gestiegen, was einen hohen Anspruch an den persönlichen Kundenservice stellt. Die Chancen liegen in der zunehmenden Spezialisierung und den Weiterbildungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel in der Optometrie oder in der Anpassung von Speziallinsen. Auch die steigende Nachfrage nach individueller Beratung und maßgeschneiderten Lösungen bietet große Potenziale für die Zukunft.
Kim Kochanec, Bachelor of Science in Optometry (D), Kundenberaterin bei Appenzeller Kontaktlinsen, Speicher (CH)
Kim Kochanec
1 In meiner gesamten Familie gehört eine Brille zur Grundausstattung, auch ich trage schon seit Kindesalter an eine. Im Physikunterricht in der Schule bin ich das erste Mal mit der Optik als solches in Berührung gekommen und war fasziniert. Aufgrund des Schielens meines Bruders haben wir oft den Augenarzt und den Optiker besucht. Im Laufe der Jahre wuchs dann mein Interesse herauszufinden, was all diese Messungen bedeuten und wie sie funktionieren.
2 Ich habe keine Ausbildung gemacht, lediglich das Studium an der Hochschule.
3 Mit meiner Arbeit kann ich Menschen helfen ein kleines Stückchen Lebensqualität zurückzuerhalten. Es gibt jeden Tag neue interessante Fälle, die mit Kontaktlinsen versorgt werden müssen, demnach lerne ich immer dazu. Es gibt einen intensiven fachlichen Austausch zwischen uns im Professional Service und unseren Kunden. Wir arbeiten gemeinsam daran die Verbraucher bestmöglich zu versorgen zu können.
4 Im Studium habe ich mich das erste Mal intensiv mit Kontaktlinsen beschäftigt und war sofort fasziniert. Mein Praktikum im Kontaktlinseninstitut während des Praxissemesters hat dann meine Begeisterung für die Kontaktlinse verstärkt. Einer der spannendsten Aspekte meiner Arbeit ist die Versorgung mit Speziallinsen. Für jeden Fall gibt es unterschiedliche Wege, die zum Ziel einer optimalen Versorgung führen. Man lernt immer wieder neue Versorgungsmöglichkeiten kennen. Ein weiterer Aspekt ist, dass Appenzeller Kontaktlinsen mir ermöglicht, an der Entwicklung neuer Technologien oder Kontaktlinsendesigns zur Versorgung von Sonderfällen teilzunehmen und mitzuwirken. Von den anfänglichen Versuchen bis hin zum fertigen Produkt konnte ich hier zum Beispiel die Entwicklung der Freiform-Sklerallinse i-shape mitverfolgen.
5 Eine Weiterbildung trägt dazu bei, Verbraucher besser versorgen zu können. Außerdem hilft erweitertes Wissen die Tätigkeitsbereiche von Augenoptiker, Optometrist, Orthoptist und Augenarzt besser zu verstehen. Dadurch gelingt eine gute Zusammenarbeit und Kunden bzw. Patienten können optimal versorgt werden. Darüber hinaus eröffnen weitere Qualifikationen neue Karrieremöglichkeiten.
6 Das Handwerk des Augenoptikers entwickelt sich stetig weiter. Neben den neuen Technologien und Geräten werden Online-Brillenhändler und Kontaktlinsenportale immer mehr zur Konkurrenz. Die Chance für junge Augenoptiker und Optometristen besteht heute darin, sich durch Weiterbildung zu spezialisieren und somit einen hohen Standard für den Kundenservice zu setzen. Der Anspruch der Kunden an individuelle und hochwertige Versorgung nimmt laufend zu – nur wer mit der Zeit geht, kann auf Dauer bestehen.