Wie sich die Aus- und Weiterbildung finanziert – Teil 2

Den Meister gibt es (nicht) geschenkt

Weiterbildungen kosten Geld. Der Meister kann schon mal 10.000 Euro verschlingen – nur für den Lehrgang. Mit den zum August 2020 in Kraft getretenen Änderungen beim Aufstiegs-Bafög will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Chancengleichheit schaffen. So können sich mehr junge Leute fortbilden und die Fachkräfte von morgen werden. In einer dreiteiligen Serie schauen wir uns die Finanzierung von Augenoptiker-Ausbildung, -Meister und -Studium einmal genauer an.
Mann hält Sparschwein in der Hand

Schwein oder nicht Schwein? Das ist hier eigentlich nicht die Frage: Um an Geld zu kommen, gibt es für Meisterschüler bessere Finanzierungsquellen.

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Heute schauen wir uns den Meister an, und da fällt einem doch gleich der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt ein, der Meister der geschliffenen Formulierung. Der sagte 2011: „Was Wachstum schafft, darf sehr wohl mit Schulden finanziert werden.“ Schulden – da klingelt‘s vermutlich bei dem ein oder anderen Meisterschüler, denn den Meister zu machen kostet Geld. Nicht nur die Lehrgangs- und Prüfungskosten fallen an - wenn die favorisierte Meisterschule nicht wohnortnah liegt, kommen Unterkunfts-, Fahrt- und Verpflegungskosten dazu. Wie viel die Meisterschulen für die vier einzelnen Prüfungsteile verlangen, kann auf der jeweiligen Homepage eingesehen werden. Ebenso wie die Art des Unterrichts – Vollzeit, Teilzeit oder Block. Für eine Bafög-Förderung müssen mindestens 400 Stunden absolviert werden.

Wer nicht das Glück hat, dass der Chef die Kosten für die Weiterbildung übernimmt oder sich die Eltern spendabel zeigen, muss die Kosten selbst aufbringen. Entweder hat man vorher gut gespart oder nutzt das Aufstiegs-Bafög (früher Meister-Bafög) zur Finanzierung – es fördert unabhängig vom Alter in Vollzeit und Teilzeit die Vorbereitung auf mehr als 700 Fortbildungsabschlüsse in allen Branchen. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung und dass eine Weiterbildung in derselben Fachrichtung angestrebt wird.

Hannah aus Köln findet das (alte) Bafög „von der Beantragung ziemlich einfach. Alle Formulare lagen auf der Homepage bereit und durch die Meisterschule habe ich problemlos alle restlichen Dokumente bekommen.“ Jedoch habe die Bearbeitung ein halbes Jahr gedauert. Sie hält die Höhe des Bafögs zum Teil für zu knapp bemessen. „Von den Schulkosten gibt es etwa 40 Prozent als Zuschuss und monatlich erhalte ich etwas Unterhalt. Der reicht natürlich nicht, um zu Hause meinen Mietanteil und das Wohnheim vor Ort zu bezahlen. Daher habe ich das Förderdarlehen der KfW angenommen, um über die Runden zu kommen.“

Änderungen beim Bafög

Zum 1. August 2020 ist die vierte Novelle des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFGB) in Kraft getreten. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek will damit die berufliche Bildung fördern, denn „gerade in diesen Tagen und Wochen ist es wichtig, dass wir unseren Blick weit nach vorn richten und uns auch in Sachen Fachkräfte für die Zeit nach der Pandemie wappnen. Wenn wir im globalen Wettbewerb bestehen wollen, braucht unser Land Spitzenpersonal.“ Durch die Änderungen will die Regierung Chancengleichheit schaffen.

Wesentliche Änderungen finden sich bei der Förderung: Diese wird (wie bisher) zum Teil als Zuschuss (nicht zurückzuzahlen) gewährt und zum anderen Teil als zinsgünstiges Darlehen über die KfW-Bank. Für die Prüfungs- und Lehrgangsgebühren (die unabhängig von Einkommen und Vermögen anfallen) erhöht sich der Zuschuss von 40 auf 50 Prozent. Bei bestandener Meisterprüfung wird die Hälfte des KfW-Darlehens erlassen.

Seit August 2020 wird der einkommens- und vermögensabhängige Unterhaltszuschuss statt bisher zu 50 Prozent zu 100 Prozent bezuschusst – dieser Betrag muss nicht zurückbezahlt werden. Alleinstehende können bis zu 892 Euro erhalten. Auch wurden die Stundungs- und Erlassmöglichkeiten bei der Rückzahlung für Geringverdiener erweitert. Wer sich nach Abschluss der Förderung selbstständig macht (Voraussetzungen prüfen!), muss das Darlehen der KfW-Bank nicht zurückzahlen und bekommt den Meister quasi geschenkt!

Änderungen im Aufstiegsbafög zum August 2020

Die Änderungen im Aufstiegs-Bafög sind durchweg positiv - dazu gibt es verbesserte Stundungs- und Rückzahlmöglichkeiten und vollzeitschulische Fortbildungen werden komplett übernommen.

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Weitere Verdienstquellen

In manchen Fällen übernehmen auch die Arbeitgeber die Fortbildungskosten: sie zahlen, wenn sich der Mitarbeiter verpflichtet, für mehrere Jahre im Betrieb zu bleiben. Wie bei Sabrina aus München: „Mein Chef bezahlt die Meisterschule. Ich habe mich dazu verpflichtet, drei Jahre nach erfolgreich abgelegter Meisterprüfung hierzubleiben. Das ist für mich super, ich fühle mich wohl und habe schon meine Ausbildung hier gemacht.“ Das BMBF bietet darüber hinaus noch ein Weiterbildungsstipendium für besonders gute Gesellen.

 

Je nach Bundesland: Bonus, Prämie oder Extra

Die Kosten für die Meisterausbildung können auch als Werbungskosten in der Steuererklärung geltend gemacht werden. Unter anderem betrifft das sämtliche Kurs-, Vorbereitungs- und Prüfungsgebühren, Fahrt- und Reisekosten zwischen Wohnung und der Meisterschule, Unterkunftskosten, Ausgaben für Bücher, Kopien, Laptop, teilweise Telefon und Internet sowie Arbeitsmittel (Blöcke, Stifte etc.) oder Dinge für den praktischen Teil wie zum Beispiel eine Polfliege.

Je nach Bundesland kann eine Meisterprämie, ein Meisterbonus, eine Aufstiegsprämie oder ein Meister-Extra beantragt werden. Diese Prämien sollen die angehenden Meister unterstützen. Hannah ist in dieser Hinsicht enttäuscht: „Nordrhein-Westfalen ist eines der wenigen Bundesländer, das keine Meisterprämie anbietet.“ Zwischen 1.000 und 4.000 Euro gibt es auf Antrag in den anderen Bundesländern. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks sowie einige Landesregierungen bemühen sich um eine bundeseinheitliche Lösung. Ob und wann diese kommt, ist jedoch unklar. Ebenso kann in manchen Bundesländern eine Meistergründungsprämie beantragt werden. Diese richtet sich an Handwerker, die nach ihrem Meister einen eigenen Betrieb gründen oder übernehmen.

Meisterbonus in den verschiedenen Bundesländern

Die Meisterprämie fällt je nach Bundesland unterschiedlich hoch aus.

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Tom aus Berlin gibt den Rat, den Antrag bei Erhalt genau zu prüfen: „Ich habe selten so viel Zeit wartend in einer Telefonhotline verbracht! Und ich musste noch nie so viel nachrechnen wie beim Bafög-Antrag, weil ständig irgendetwas falsch berechnet war.“

Mit den Änderungen lohnt sich der Antrag für das ehemalige Meister-Bafög noch einmal mehr. Auch wenn Ex-Kanzler Schmidt damals vermutlich nicht geistiges, sondern wirtschaftliches Wachstum im Sinn hatte, sind die verbliebenen Schulden aus dem KfW-Darlehen keine Schande – mit der Fortbildung wächst man an den Herausforderungen, verdient mehr Geld und kann den Überschuss vielleicht zurücklegen für die Rückzahlung des Darlehens.

Im dritten und letzten Teil der Serie zeigen wir in der DOZ 12/2020, wo die Unterschiede zum Bafög für Studenten und dem der schulischen Ausbildungen liegen.