Unnötiger Zwischenschritt oder notwendige Modernisierung?

Der Schweizer „Experte für Augenoptik“ ist ein Fall für die Gerichte

Seit dem Jahr 2017 ist die Entscheidung über die Einführung eines neuen Berufs „Experte/Expertin Augenoptik“ in der Schweiz ausstehend. Dieser soll die Verbindung zwischen betrieblicher Ausbildung und höherer Fachprüfung für Fachkräfte ohne Matura schließen. Die Verbände SBAO, Umbria Club sowie Optikschweiz sind mit der Prüfungsordnung, die der Augenoptik Verband Schweiz (AOVS) entwickelt hat, nicht einverstanden. Die Entscheidung, ob die Prüfungsordnung zugelassen werden kann, liegt nun beim Schweizer Bundesverwaltungsgericht.

Seit inzwischen acht Jahren wird in der Schweiz über eine neue Höhere Fachprüfung (HFP) diskutiert und gestritten. Das Verfahren ist nun beim Bundesverwaltungsgericht anhängig, nachdem der SBAO, der Umbria Club, Optikschweiz sowie die Fachhochschule in Olten Beschwerde gegen die vom AOVS vorgelegte Prüfungsordnung zu einer Weiterbildung „Experte/Expertin Augenoptik HFP“ eingelegt hatten.

© Adobe Stock / Muhammad Aamir (generiert mit KI)

Erstveröffentlicht in der DOZ 04I25

Seit dem Jahr 2017 ist die Entscheidung über die Einführung eines neuen Berufs „Experte/Expertin Augenoptik“ in der Schweiz ausstehend. Dieser soll die Verbindung zwischen betrieblicher Ausbildung und höherer Fachprüfung für Fachkräfte ohne Matura schließen. Die Verbände SBAO, Umbria Club sowie Optikschweiz sind mit der Prüfungsordnung, die der Augenoptik Verband Schweiz (AOVS) entwickelt hat, nicht einverstanden. Die Berufsbezeichnung Augenoptikerin mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) erhält man in der Schweiz nach drei Jahren Berufsausbildung, ähnlich wie dem Gesellen hier in Deutschland. Wer innerhalb der Schweiz seine beruflichen Kompetenzen im Anschluss – zum Beispiel Richtung Screening – erweitern will, muss den Weg nach Olten zum Studium an der Fachhochschule Nordwestschweiz antreten und sich zum Optometristen ausbilden lassen. Um diesen Schritt gehen zu können, ist die Matura (ähnlich dem deutschen Abitur) erforderlich. Eine Meisterausbildung, die kein Abitur voraussetzt, wie das in Deutschland der Fall ist, wird in der Schweiz nicht angeboten. Oder genauer: nicht mehr. Denn bis ins Jahr 2011 gab es eine ähnliche Weiterbildungsform, den Augenoptiker mit eidgenössischem Diplom. Dieser baute auf der Berufsausbildung EFZ auf und war inhaltlich mit dem deutschen Meister in weiten Teilen vergleichbar. Mit der Einführung des Optometristen-Studiums im Jahr 2007 wurde diese Weiterbildungsform in der Schweiz quasi abgelöst. Dass es schwieriger werden würde, Personal für augenoptische Betriebe zu finden, zeichnete sich bereits damals ab. In einem Bericht der Luzerner Zeitung aus dem Jahr 2015 ist zu lesen, dass das Schweizer Filialunternehmen Visilab aufgrund fehlenden Personals annähernd die Hälfte seiner Stellen im Kanton Genf mit Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich besetzte. Keineswegs um zu sparen, wie der damalige Geschäftsführer Daniel Mori im Bericht sagte. Sondern weil das Unternehmen keine Schweizer Fachkräfte fand. Ebenfalls interessant ist die Aussage Moris, dass das Fehlen von Personal nicht nur an mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten liege, sondern dass sich junge Leute heute komfortablere Karrieren aussuchen würden. Zur Erinnerung: das war noch vor Corona und Homeoffice. Zum damaligen Zeitpunkt waren Schweizer Optometristen laut Mori rar.

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