75 Jahre Erfindung der modernen Kontaktlinse

Heinrich Wöhlk: Sehend auf Augenhöhe geblieben

Weniger ist mehr! Heinrich Wöhlk ist bei der Erfindung der modernen Kontaktlinse der Verzweiflung nahe, ehe er den Durchbruch vermelden kann und die Erfolgsgeschichte der formstabilen Kontaktlinse beginnt. Mehr noch als seine Erfindung wird Wöhlk selbst zum Mythos, insbesondere dort, wo Wöhlks Contactlinsen den Weg in die ganze Welt antreten: In Kiel und Schönkirchen bewahren Mitarbeiter und Ex-Kollegen auch dreißig Jahre nach dem Tod des Pioniers dessen Erbe.
Heinrich Wölk am Reißbrett

Heinrich Wöhlk erfand vor 75 Jahren die erste tragbare formstabile Kontaktlinse.

© Wöhlk

Es gibt Erfindungen, die sofort einem Namen zuzuordnen sind. Glühbirne: Thomas Alva Edison! Blitzableiter: Benjamin Franklin! Buchdruck: Johannes Gutenberg! Dampfmaschine: James Watt! Spätestens die Dampfmaschine offenbart, dass Lehrbücher nicht immer die richtigen Erfinder in den Vordergrund stellen. Watt nutzte beispielsweise vielmehr das 50 Jahre alte Wissen um die dampfbetriebene Maschine von Thomas Newcomen, um deren Erfolgsgeschichte in Gang zu setzen. Dass in diesem und bis ins nächste Jahr hinein die Erfindung der Kontaktlinse in Kiel gefeiert wird, ist aber so konsequent wie die dort seit 75 Jahren beibehaltene Schreibweise der Contactlinse. Denn nicht nur bei der Vereinigung Deutscher Contactlinsen-Spezialisten und Optometristen (VDCO) weiß man: „Heinrich Wöhlk hat durch die Erfindung der Corneallinse maßgeblich dazu beigetragen, schon frühzeitig den Bekanntheitsgrad der Kontaktlinse zu erhöhen. Seine Leidenschaft für Kontaktlinsen und sein Mut zur eigenen Unternehmensgründung 1947 ebneten der Kontaktlinse den Weg in die Zukunft. Durch seine eigene Leistung motivierte er viele Kolleginnen und Kollegen seiner Zeit, unter anderem die Gründungsmitglieder der damaligen VDC, Peter Abel und Otto Marzock“, schreibt der VDCO-Vorsitzende Stephan Hirschfeld zum Jubiläum in seinem Grußwort.

Heinrich Wöhlk hat vor 75 Jahren ohne Zweifel eine Erfolgsgeschichte mit der Erfindung der ersten tragbaren formstabilen Kontaktlinse auf den Weg gebracht. So wie Konrad Zuse als Erfinder des Computers gilt, muss Wöhlk als Vater der Kontaktlinse genannt werden, auch wenn in den Fachbüchern der Augenoptik zurecht die Namen von Adolf Eugen Fick, August Müller oder auch John Herschel ihren Platz gefunden haben. Wie Zuse ist Wöhlk kein Wissenschaftler im eigentlichen Sinne, vielmehr forscht er, tüftelt und erfindet im Geiste eines Unternehmers. Beide bauen ihre Maschinen zur Produktion des Endprodukts selbst und beide paaren erfinderisches mit kaufmännischem Talent.

Wöhlk Geschäft von außen in Kiel

1949 eröffnete Heinrich Wöhlk in einer ausgebombten Wohnung sein erstes Ladengeschäft. Die Außenwerbung „Wöhlk Contact-Linsen“ prangte in Kiel später weitaus prominenter – wie hier zu sehen – an der Andreas-Gayk-Straße von der Wand. Das bekannte Geschäft existiert heute noch unter dem Namen Opticenter Rehm. 

© Wöhlk

Kein Geld fürs Patent - aber kein Frust bei Wöhlk

Dass Wöhlk wegen Geldmangels seine Erfindung nicht zum Patent anmelden kann und vielmehr der US-Amerikaner Kevin Tuohy 1948 selbiges für die erste vollständig aus Plexiglas hergestellte und nur noch die Hornhaut bedeckende Kontaktlinse erhält, findet sich ähnlich in der Geschichte des Computers wieder: Sie ist ebenfalls ein komplizierter historischer Prozess mit vielen Vor-, Mit- und Paralleldenkern, die oft genug nichts voneinander wissen. Was Zuse und Wöhlk trennt, ist auf Seiten des drei Jahre jüngeren Zuses der Frust über das fehlende Patent und die damit möglicherweise nicht immer ausreichend verbundene Anerkennung. Während Zuse versucht, vor Gericht zu seinem Recht zu kommen, wissen selbst die 550 Mitarbeiter bei Wöhlk in Kiel zu den Glanzzeiten des Unternehmens in den 1970er und noch mehr 1980er Jahren nicht, dass ihr Chef der Erfinder der heutigen Kontaktlinse ist. „Nein, die meisten meiner Kollegen haben das gar nicht gewusst und Heinrich Wöhlk hat das nie zu einem Thema gemacht. Unser Chef war sehr bescheiden, er hat immer mit angepackt und wahrlich sehr viel geleistet, aber er blieb jederzeit im Hintergrund und gönnte sich auch wenig“, sagt Gerd Volk, der Ende 2020 nach viereinhalb Jahrzehnten im Fahrdienst der Wöhlk Contactlinsen GmbH in Schönkirchen endgültig seinen Ruhestand antritt. Mit den ehemaligen Kollegen trifft er sich weiter regelmäßig; die vor langer Zeit in einem prima Betriebsklima gefestigten Freundschaften werden so aufrechterhalten und hin und wieder denken sie gemeinsam an einen ganz besonderen Chef, der zuallererst immer einer von ihnen war. 
 

Unser Chef war sehr bescheiden, er hat immer mit angepackt und wahrlich sehr viel geleistet, aber er blieb jederzeit im Hintergrund und gönnte sich auch wenig."

Gerd Volk

Von der Skleral- zur Corneallinse

Einer, der Besonderes geleistet hat: „Nur wenige Ideen erfreuen sich auch nach 75 Jahren noch einer so großen Beliebtheit: Weniger ist mehr! Durch die Verringerung des Durchmessers hat er den Schritt von der Sklerallinse zur Corneallinse vollzogen. Somit sind auch wir als Fort- und Weiterbildungseinrichtung der Augenoptik Heinrich Wöhlk zu Dank verpflichtet, da es ohne ihn vielleicht einen wichtigen und interessanten Fachbereich der Fortbildung, die Lehre von der Kontaktlinsenanpassung, gar nicht gäbe“, sagt Günter Neukirchen, Leiter der ZVA-Akademie. 

Es ist dennoch häufig nicht die Erfindung, es ist vor allem der Mensch auf dem Chefposten des Kontaktlinsen-Unternehmens, der den Mythos um Heinrich Wöhlk auch heute noch befeuert und die Philosophie des seit 2005 wieder eigenständigen Herstellers trägt, der nach wie vor in Deutschland produziert. Heinrich Wöhlk zieht sich nach einem Autounfall leise aus der Firma zurück und stirbt wenig später am 23. Dezember 1991 im Alter von 78 Jahren.

Nur etwa ein gutes Jahr zuvor hatte Zeiss seine einhundertprozentige Tochter – die Wöhlk Contactlinsen – an Bausch & Lomb verkauft. Doch die US-Amerikaner werden mit ihrer neuen Errungenschaft nie warm, und es ist auch der von Heinrich Wöhlk geprägte Unternehmensgeist, der zur wiedererlangten Selbstständigkeit 2005 beiträgt und auch noch heute in Schönkirchen hochgehalten wird. Heinrich Wöhlk ist in den Innenräumen nach wie vor präsent, natürlich, doch heute finden sich nur noch Bilder und Fotos eines Mannes an den Wänden und in den Vitrinen, der am liebsten am Zeichenbrett sitzt – in sich gekehrt und konzentriert. Dorthin gelangt er durch die Werkstatt- und Fertigungsräume: „Nicht, um zu kontrollieren, sondern um seinen Kollegen ‚Guten Morgen‘ zu sagen. Leuten, denen er immer auf Augenhöhe begegnet ist und die alle im eigenen Hause angelernt wurden“, erinnert sich Volk, der den heute dort arbeitenden Enkel Frank und auch den lange schon aus der Firma ausgeschiedenen Sohn Peter als ebensolche bescheidenen Menschen kennengelernt hat. 

 

Ohne Heinrich Wöhlk gäbe es vielleicht einen wichtigen und interessanten Fachbereich der Fortbildung, die Lehre von der Kontaktlinsenanpassung, gar nicht."

Günter Neukirchen, Leiter der ZVA-Akademie

Wöhlk baut schon früher alle Maschinen und Werkzeuge für die Herstellung seiner Kontaktlinsen selbst, das Material muss dazu vom Kieler Hafen nach Schönkirchen gebracht werden. Volk fährt viele Stunden am Tag, das Unternehmen wächst schnell und stetig, was so gar nicht dem Willen des Gründers entspricht: „Wir haben uns häufig nach Feierabend zusammengesetzt und über die Entwicklung gesprochen. Herr Wöhlk wollte immer eine Firma mit fünf bis maximal sieben Leuten haben, er selbst war davon erschrocken, dass sich alles so schnell und so groß entwickelte“, sagt Volk. 

Heinrich Wöhlk prüft Kontaktlinsen

Auf Augenhöhe, als einer von vielen, sah sich der Chef auch, wenn er für eine Qualitätsprüfung in der Fertigung vorbeischaute.

© Wöhlk

Wachsabdruck des eigenen Auges als Schritt der Problemlösung

Die Erfindung der modernen Kontaktlinse ist untrennbar mit dem Leben von Heinrich Wöhlk verbunden, das häufig genug gleichgesetzt wird mit seinem Leiden. Natürlich ist auch die Brillenglastechnologie zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg noch nicht so fortgeschritten, so dass es dem jungen Heinrich keinen Spaß machen kann, eine Brille mit beiderseits plus neun Dioptrien zu tragen. Schreiben geht so gerade noch, lesen so gut wie nicht. Ja, das Kind Heinrich mag gelitten haben unter diesen Umständen, aber der spätere Werkzeugmacher Wöhlk geht lösungsorientiert und nüchtern damit um. Für den Grübler und Tüftler – den Techniker Wöhlk – ist es kein dramatischer Moment, sich Wachsabdrücke der eigenen Augen zu machen: es ist schlicht eine Notwendigkeit, der Problemlösung einen Schritt näher zu kommen. In der 2013 – 100 Jahre nach Wöhlks Geburt – erschienenen 40 Seiten starken Würdigung wird Wöhlk zu jener Zeit als „munter und zur Selbstzündung neigend“ beschrieben: Der Konstrukteur verlasse sich auf seinen Verstand und sein Werkzeug!

Mitte bis Ende der 1930er Jahre stellt sich Plexiglas als der bis dato fehlende Baustein in der Kontaktlinsenoptik heraus, Wöhlk kennt sich mit dem Material durch seinen Job als Konstrukteur gut aus und experimentiert mit selbst produzierten Skleralschalen. Professor Wolfgang Sickenberger ist als Studiengangsleiter Optometrie, Ophthalmotechnologie und Vision Science sowie Leiter Jenvis Research Institut der Ernst Abbe Hochschule Jena mit der Kontaktlinse und deren Geschichte bestens vertraut. Er sieht in Wöhlk einen „Pionier und Gründervater der modernen Kontaktlinsenversorgung“, der sich sehr um die Optimierung der Passform und der Verträglichkeit von Kontaktlinsen bemüht habe. „Seine Kontaktlinsen wurden an die Form der Hornhaut angepasst, die mittels eines Abdruck- beziehungsweise Abgussverfahrens ermittelt wurde. Dies ermöglichte erstmals die Herstellung von passgenauen individuellen Kontaktlinsen, die längere Tragezeiten erlaubten. Damals ein Novum in der Fertigungstechnologie von formstabilen Kontaktlinsen – heute eine Selbstverständlichkeit“, erklärt Sickenberger.

Zeichnung Sklerallinse Wöhlk

Der Verzweiflung nahe, setzt sich Heinrich Wöhlk 1947 nur den optischen Teil einer Skleralschale aufs Auge: zwölf Millimeter im Durchmesser, die Randbereiche bearbeitet und verrundet.

© Wöhlk

12 Millimeter im Durchmesser, die Randbereiche bearbeitet und verrundet

Unterbrochen durch den Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg gelingt 1947 der Durchbruch, als sich Wöhlk, der Verzweiflung nahe, nur den optischen Teil einer Skleralschale aufs Auge setzt, zwölf Millimeter im Durchmesser, die Randbereiche bearbeitet und verrundet. Die moderne Kontaktlinse ist erfunden. Wöhlk fehlt zwar das Geld, seine Erfindung zum Patent anzumelden, aber er eröffnet sein erstes Ladengeschäft und er meldet zur Produktion der Kontaktlinse aus Plexiglas – die Parabolar – ein Gewerbe an. Mithilfe der Verwandtschaft baut er die für die Linsenfertigung nötigen Maschinen selbst, die Produktion steht in der eigenen Gartenlaube. Als es dort zu eng wird, zieht die Fertigung in den Keller seines Hauses, erst später kann sich Wöhlk ein eigenes Firmengebäude leisten.

In dieser Zeit festigt sich vermutlich der bescheidene Charakter, der sich auch durch den späteren Wohlstand nicht mehr verderben lässt. Volk überliefert die dazu passende Begebenheit, dass Wöhlk einen Bleistift­stummel aus dem Mülleimer holt und ihn angespitzt zurück an dessen vorherigen Nutzer gibt, verbunden mit einem strengen Tadel, den er Verschwendern entgegenbringt. Dass es sich um Bodenständigkeit, nicht um Geiz handelt, weiß Volk rückblickend aus nächster Nähe zu berichten: Einerseits schafft es Sohn Peter nicht, seinen Vater trotz gut gehender Geschäfte zum neuen Auto zu überreden. „Nein, wir können gerade keine Lohn­erhöhungen machen, da kaufe ich mir kein neues Auto“, erinnert sich Volk an die Aussage des Chefs. Und auch die Umbenennung einer Straße viele Jahre später in Heinrich-Wöhlk-Straße versucht der Namensgeber zu verhindern, weil er den dort ansässigen Firmen die Kosten für neue Briefbögen ersparen möchte. 

Nein, wir können gerade keine Lohn­erhöhungen machen, da kaufe ich mir kein neues Auto.“

Heinrich Wöhlk

Am Geschäft mit Austauschlinsen hat Wöhlk kein Interesse

So wundert es auch nicht, dass Wöhlk 1978 die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes erst nach einiger Überzeugungsarbeit der Verwandtschaft über sich ergehen lässt. „Watt soll datt?“, fragt sich in der Hochzeit der Wöhlk Contactlinsen GmbH der Erfinder, der zwei Jahre später – der Firmenphilosophie treu bleibend – einer fatalen Fehleinschätzung unterliegt: Wöhlk könnte damals in das Geschäft mit Austauschlinsen einsteigen, doch der Chef hat kein Interesse daran. 

Die zurückliegenden Jahre haben schließlich das Erfolgsmodell der modernen und individuellen Kontaktlinse geprägt: So wird Heinrich Wöhlk wohlhabend, ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Einerseits beteiligt er alle Mitarbeiter am Firmenumsatz und macht auch einmal drei Lohnerhöhungen in einem Kalenderjahr möglich. Andererseits verbringt er die Wochenenden regelmäßig beim Segeln am Brahmsee, wo die Wöhlks aus Kiel ein Ferienhaus direkt neben den Schmidts aus Bonn bewohnen. So kommt es, dass Volk eines Morgens zum Brahmsee fahren muss, um die defekte Ruderpinne des Segelboots eines gewissen Helmut Schmidt nach Kiel zur Reparatur zu bringen. „Sie müssen heute mal zum Bundeskanzler fahren“, sagt Wöhlk zu seinem Fahrer und lässt die Pinne im eigenen Werk reparieren und anschließend wieder zurückbringen. 
„Es bedarf zuweilen eines einzigen kunstvollen Handgriffs, um alles zurechtzurücken“, heißt es in der Würdigung eines offensichtlich ehrlichen wie gerechten Menschen. „Das Geld, um seine ersten verkauften Kontaktlinsen an Runke Optik in Hamburg selbst auszuliefern, musste er sich leihen. Aber Geld hat nie eine Rolle gespielt im Leben von Heinrich Wöhlk“, erklärt Volk. Vielmehr treibt ihn wohl die Erkenntnis an, mit seiner Erfindung nicht nur sein Sehen, sondern sein eigenes Leben massiv verändert und natürlich verbessert zu haben. Die Tüftelei, das Ausprobieren, die Individualität haben sie sich bei Wöhlk bis heute beibehalten und kultiviert. Die Rohstoffe für die individuellen Linsen werden noch heute selbst produziert, selbst die Messmittel in Eigenregie entwickelt. Dass bei Wöhlk an neuen Materialien geforscht wird, weil die Linse technologisch noch nicht am Ende ist, fußt auch auf dem Gedanken des Gründers, der stets nach „etwas Neuem und ganz Besonderen“ strebt. 
 

Verleihung Bundesverdienstkreuz an Heinrich Wöhlk

Es braucht Überzeugungsarbeit der Freunde und der Familie, ehe sich Heinrich Wöhlk 1978 so richtig über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes freuen kann. 

© Wöhlk

Immer auf Augenhöhe geblieben

Auch wenn bei Wöhlk Contactlinsen über eine Partnerschaft mit dem japanischen Kontaktlinsenhersteller Seed Co., Ltd. mittlerweile verschiedene Tageslinsen bestellt werden können, hat sich das in der Augen­optik eingeprägte Bild des Herstellers kaum verändert. Sonderfälle und Einzelanfertigungen sind auch heute noch in Schönkirchen willkommen, nur dass sich heute nicht mehr Heinrich Wöhlk lächelnd an das Zeichenbrett setzt. Vor vielen Jahren hatte der Erfinder und Firmengründer auf den Fluren des Firmengebäudes für seine Kollegen immer ein offenes Ohr, heute wartet man beim Schlendern durch die Gänge beinahe darauf, dass er um die Ecke biegt, weil die Belegschaft das Erbe Wöhlks auch 20 Jahre nach dessen Tod weiter bewahrt. „Ich habe Hochachtung vor diesem Menschen, der Großes geleistet und eine große Firma aufgebaut hat und dabei immer Kumpeltyp und auf Augenhöhe geblieben ist“, sagt Gerd Volk – wohl stellvertretend für viele Mitstreiter von einst.

Erster Anpasssatz von Wöhlk

Ehe der erste Anpasssatz formstabiler Kontaktlinsen von Wöhlk flügge werden konnte, dauerte es noch eine Weile im Anschluss an die Erfindung der Corneallinse im Jahr 1946. 

© Wöhlk

Grußworte

Mit Mut und Weitsichtigkeit

75 Jahre sind seit der Erfindung der Sklerallinsen verstrichen und manchmal fühlt es sich auch heute ein wenig so an, als wäre die Zeit stehen geblieben. Denn schaut man sich die Kontaktlinsenentwicklung insbesondere in Deutschland an, scheint es so, als würde diese Kategorie gefühlt einer anderen Zeitmessung unterliegen. Über die vergangenen Jahrzehnte haben kontinuierliche Innovationen, wie auch die von Heinrich Wöhlk, das Design und das Material der Kontaktlinsen signifikant verbessert und so zu einem komfortablen und modernen Kontaktlinsentragen beigetragen. Dennoch schaut die Kontaktlinsenkategorie trotz ihres großen Potenzials weiterhin auf eine nur geringe, nahezu statische Anzahl von Kontaktlinsenträgern. Sie findet trotz nachweislicher und vor allem nachhaltiger Erfolge, gerade in Zeiten der Pandemie, alternativer Bezugswege und steigender Online-Bestellungen noch immer nur selten den notwendigen Zugang zum Verbraucher über den Augenoptiker.

Zum Glück gab und gibt es auch heute noch Menschen, die nach individuellen Lösungen suchen und diese weiterentwickeln. Menschen wie Heinrich Wöhlk, der sich aufgrund des eigenen Leidensweges mit alternativen Korrektionsmöglichkeiten zur Brille intensiv auseinandergesetzt hat. Heute und auch in Zukunft werden wir immer wieder Kontaktlinseninnovationen begegnen, die zum Ziel haben, das Lebensgefühl der Fehlsichtigen positiv zu verändern.

Leider hängt die Entscheidung, ob Fehlsichtige mit der Kontaktlinse in Berührung kommen, nicht von den Forschungs- und Entwicklungsteams ab. Es sind vielmehr die Augenoptiker, die ihren Kunden die Kontaktlinse und ihre Vorteile aktiv anbieten müssen. Und hier liegt der Hund noch oftmals begraben. Heinrich Wöhlk hatte das offenbar eindeutig für sich geklärt und konnte sich dank seines Muts und seiner Weitsichtigkeit entsprechend positionieren und so ein heute erfolgreiches, mittelständisches Unternehmen aufbauen. Das ist auch aus heutiger Sicht noch ein außergewöhnlicher Erfolg, zu dem ich hier, auch im Namen von CooperVision, herzlich gratuliere. Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass es noch mehr Heinrich Wöhlks gäbe, die verstehen, dass sie ihren Kunden und Kundinnen mit Hilfe der Kontaktlinse, egal ob weich, formstabil, als Nachtlinse oder massentaugliche Einmalkontaktlinse, wesentlich mehr Lebensqualität und Lebensfreude schenken können, als sie es sich bis heute haben vorstellen können.

Jérôme Kuzio, Head of Marketing (DACH), CooperVision


Den Weg in die Zukunft geebnet

Heinrich Wöhlk hat durch die Erfindung der Corneallinse maßgeblich dazu beigetragen schon frühzeitig den Bekanntheitsgrad der Kontaktlinse zu erhöhen. Seine Leidenschaft für Kontaktlinsen und sein Mut zur eigenen Unternehmensgründung 1947 ebneten der Kontaktlinse den Weg in die Zukunft. Durch seine eigene Leistung motivierte er viele Kolleginnen und Kollegen seiner Zeit, unter anderem die Gründungsmitglieder der damaligen VDC Peter Abel und Otto Marzock.

Stephanie Mühlberg, Vereinigung Deutscher Contactlinsen-Spezialisten und Optometristen (VDCO)


Der gegenseitige Austausch immer eine feste Größe

Nur wenige Ideen erfreuen sich auch nach 75 Jahren noch einer so großen Beliebtheit, wie die von Heinrich Wöhlk: weniger ist mehr! Durch die Verringerung des Durchmessers hat er den Schritt von der Sklerallinse zur Corneallinse vollzogen und gilt damit als Erfinder der modernen formstabilen Kontaktlinse. Somit sind auch wir als Fort- und Weiterbildungseinrichtung der Augenoptik Heinrich Wöhlk zu Dank verpflichtet, da es ohne ihn vielleicht einen wichtigen und interessanten Fachbereich der Fortbildung, die Lehre von der Kontaktlinsenanpassung, gar nicht gäbe. Auch der Firma Wöhlk möchten wir, die Akademie der Augenoptik in Knechtsteden, anlässlich dieses Jubiläums ganz herzlich für die langjährige Zusammenarbeit danken. Denn die Firma Wöhlk hat schon früh erkannt, dass eine Förderung der Aus- und Fortbildung von Kontaktlinsenanpasserinnen und -anpassern und die Weiterverbreitung der Kontaktlinsenidee eng zusammengehören. Unsere Akademie besteht nun seit 43 Jahren und fast von Anfang an ist die Firma Wöhlk als Sponsor der Meisterausbildung mit Informationsmaterial, Anpasslinsen und Pflegemitteln bei uns aktiv. Auch wenn die Ansprechpartnerinnen und -partner auf beiden Seiten in diesen vielen Jahren mehrfach gewechselt haben, so war der stets sehr nette und konstruktive Kontakt und der gegenseitige Austausch immer eine feste Größe. 

Das Team der ZVA-Akademie gratuliert ganz herzlich zu diesem tollen Jubiläum und freut sich auf die Fortführung der guten und langjährigen Partnerschaft.

Günter Neukirchen, Leiter ZVA-Akademie


Damals ein Novum, heute eine Selbstverständlichkeit

Heinrich Wöhlk gehört mit Sicherheit zu den Pionieren und Gründervätern der modernen Kontaktlinsenversorgung. Bereits in den 1930er Jahren des letzten Jahrtausends experimentierte Heinrich Wöhlk in Kiel mit Skleralschalen. Er bemühte sich in den Folgejahren sehr um die Optimierung der Passform und der Verträglichkeit von Kontaktlinsen. Seine Kontaktlinsen wurden an die Form der Hornhaut angepasst, welche mittels eines Abdruck- bzw. Abgußverfahrens ermittelt wurde. Dies ermöglichte erstmals die Herstellung von passgenauen individuellen Kontaktlinsen, welche längere Tragezeiten erlaubten. Damals ein Novum in der Fertigungstechnologie von formstabilen Kontaktlinsen – heute eine Selbstverständlichkeit.

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und einen großen Dank für die langjährige Unterstützung der Kontaktlinsen-Ausbildung nicht nur in Deutschland an die Firma Wöhlk. Hier spreche ich mit Sicherheit für viele Berufskolleg:innen in der KL-Ausbildung und nicht nur in meiner Funktion als Studiengangsleiter an der Ernst Abbe Hochschule in Jena.

Erlauben Sie mir zum Schluss einen persönlichen Dank, der auf das Jahr 1989 zurück geht: Damals durfte ich selbst diese großartige Unterstützung durch die Forschungsabteilung der Firma Wöhlk genießen. Im Rahmen meiner damaligen Diplomarbeit wurde mir als Student der FH Aalen die Möglichkeit in Kiel eingeräumt, sowohl auf das Know-how der Forschungsgruppe als auch auf die Labore für Sauerstoffmessungen und Oberflächenanalysen von Kontaktlinsen zurückzugreifen – eine Erfahrung, die meinen Berufsweg sehr geprägt hat!

Professor Wolfgang Sickenberger, Studiengangsleiter Optometrie, Ophthalmotechnologie und Vision Science; Leiter Jenvis Research Institut, Ernst Abbe Hochschule Jena 


Respekt aus tiefstem Herzen

Mir ist es leider nicht vergönnt gewesen, Heinrich Wöhlk kennen zu lernen. Aber ich habe die Bilder im Kopf, wie er an seinem Zeichenbrett sitzt und kenne natürlich seine Geschichte. Heinrich Wöhlk hat Wunderbares geleistet, er war ein Pionier von A bis Z und ich kann nur aus tiefsten Herzen meinen Respekt bekunden vor diesem Menschen und seinen Leistungen für unsere Branche. Seine Erfindung ist noch heute die Quelle aller Hersteller von Maßlinsen, auch wir bei Galifa bauen zum Beispiel nach wie vor selbst eigene Maschinen und Hilfsmittel. Wir fühlen uns darüber hinaus in gewisser Weise als Brüder im Geiste. Daher möchten wir zum Jubiläum unseren Dank und unsere Anerkennung an jemanden richten, der die Erfolgsgeschichte der Kontaktlinse zweifelsohne maßgeblich zum Positiven beeinflusst hat. Vielen Dank, Heinrich Wöhlk! 

Christian Krüsi, Inhaber Galifa Contactlinsen AG


Was wäre ein Leben ohne sie?

Die korneale Kontaktlinse wird 75 Jahre alt und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit! Was wäre ein Leben ohne sie? Kaum auszudenken! Im gleichen Atemzug gedenken wir ihrem Erfinder Heinrich Wöhlk - ein wahrer Pionier der Kontaktlinsenoptik, dem wir alle viel zu verdanken haben!

Bernd Brückner, Leiter Professional Service, Appenzeller Kontaktlinsen AG