USA: Auslandsemester im Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Eingangsschild Campus Pacific University Forest Grove Oregon
Großes Eingangsschild des Campus der Pacific University in Forest Grove, Oregon.
© Constantin Vladar

Die Vielseitigkeit der Optometrie in anderen Ländern kennenzulernen, steht im Mittelpunkt des Wahlpflichtmoduls „Internationale Optometrie“. Ziel ist es, einen internationalen Austausch zu schaffen und so miteinander und voneinander zu lernen. Anja Mayer, Constantin Vladar und Elias Vladar entschieden sich bereits am Ende des zweiten Semesters dazu, ein Auslandssemester an der Pacific University zu absolvieren. Deshalb trafen sie sich Ende Juli 2017 mit Prof. Dr. Bleything, dem zuständigen Professor für internationale Studierende am College of Optometry der Pacific University, während seines Aufenthaltes in Deutschland.

Die Pacific University befindet sich in Forest Grove, Oregon, im Nordwesten der USA und wurde im Jahr 1849 gegründet. Das „College of Optometry“ stellt dabei eines der ältesten Colleges der Pacific University dar. Von insgesamt 3.900 Studierenden belegen 400 den Studiengang Optometrie. Darüber hinaus kommen auch viele Kanadier zur Pacific University, um Optometrie zu studieren. In Kanada gibt es nur eine englischsprachige Universität, die diesen Studiengang anbietet, während es in den USA gleich 23 Universitäten gibt, an denen ein Optometriestudium angeboten wird. Um es aufnehmen zu dürfen, muss zunächst ein Bachelorabschluss nachgewiesen werden, wobei die Voraussetzungen von Uni zu Uni innerhalb der USA leicht variieren. Mit Abschluss des Studiums erhalten die Studierenden den Titel OD (Doctor of Optometry).

pacific university forest grove college of optometry
Hier im College of Optometry an der Pacific University fanden die Vorlesungen statt (© Constantin Vladar)

Es fällt auf, dass das Studium in den USA sehr medizinisch orientiert ist. Es zielt darauf ab, viele der Studierenden in die Patientenversorgung zu schicken. Im Gegensatz stehen in Deutschland die technischen Aspekte der Augenoptik im Fokus. Als Ziel nennen viele der Studierenden in Industrie und Forschung tätig zu werden. Ein weiterer Unterschied ist, dass Optometristen in den USA medizinische Diagnosen stellen und Augenerkrankungen behandeln dürfen. In Deutschland fällt dies ausschließlich in den Kompetenzbereich des Ophthalmologen. Während in den USA ein Bachelorabschluss Voraussetzung ist, um Optometrie zu studieren und am Ende des Studiums den Titel OD tragen zu dürfen, stellen Augenoptik und Optometrie in Deutschland ein eigenständiger Bachelor of Science Studiengänge dar und können auf Basis des Abiturs belegt werden.

Optometrie-Studium in den USA

Das Studium in den USA ist in vier Jahre unterteilt. In den ersten beiden Jahren besuchen die Studierenden ausschließlich Vorlesungen und Praktika. Die Praktika haben zum Ziel, das theoretisch erlernte Wissen in die Praxis umzusetzen und so weiter zu vertiefen. Dabei üben die Studierenden an sich gegenseitig Refraktionsbestimmungen und das Ein- und Aussetzen von Kontaktlinsen, ähnlich wie in Deutschland. Die Studenten in den USA lernen, Augentropfen zu verabreichen und den Augenhintergrund zu beurteilen. Im dritten Jahr setzt sich der Vorlesungsplan aus Pflicht- und Wahlpflichtmodulen zusammen. Wieder finden Praktika statt. Zusätzlich werden die Studierenden in den Klinikalltag der Universität eingeführt und dürfen zum ersten Mal, unter Anleitung und Aufsicht eines Professors, ihr Wissen an echten Patienten anwenden. Es gibt verschiedene Ambulanzen, in denen die Studierenden eingesetzt werden.

In der Primary-Care-Klinik werden grundlegende Augenuntersuchungen und Refraktionsbestimmungen gemacht. Oft ist die Primary-Care-Klinik die erste Anlaufstelle für die Patienten, wenn diese ein Problem haben. Hier werden die Routineuntersuchungen bei bislang unauffälligen Patienten durchgeführt. Sollten die Patienten bereits eine Vorgeschichte in Sachen Augenerkrankungen haben, werden sie in der Ocular-Disease-Klinik versorgt und betreut. Dort lernen die Studenten den Umgang mit Geräten wie OCT und Perimeter. Sowohl in der Primary-Care- als auch in der Ocular-Disease-Klinik beurteilen sie den Augenhintergrund und den vorderen Augenabschnitt. Daneben führen sie verschiedene Sehteste, wie z.B. Kontrast- und Farbsehen, durch. In der Vision-Therapy-Klinik lernen die Studenten, wie sie Schwierigkeiten beim Binokularsehen und asthenopische Beschwerden, wie z.B. Kopfschmerzen, durch eine gezielte Sehtherapie behandeln können. Oft werden auch Kinder mit Lernschwächen durch gezielte, spielerische Sehaufgaben trainiert, weil das Sehen oft die Ursache für ihre Lernprobleme ist.

Um die Anpassung von Kontaktlinsen zu vertiefen, gibt es die Contact-Lens-Klinik. In den USA werden, verglichen mit Deutschland, nur in Ausnahmefällen formstabile Kontaktlinsen angepasst. Auch konventionelle Weichlinsen sind sehr selten; fast alle Patienten werden mit Austauschsystemen versorgt. Im vierten Studienjahr lernen die Studenten, im Rahmen der sogenannten „Rotations“ verschiedene Kliniken in den Vereinigten Staaten und im Ausland kennen. Dabei können vier Praktikumsstellen in jeweils drei Monaten absolviert werden. Dieser Teil des Studiums ist mit dem in Deutschland üblichen Praxissemester zu vergleichen.

Fazit

Die Pacific University bot den dreien die Möglichkeit, in alle Kliniken hineinzuschnuppern und die dortigen Studenten bei der Patientenversorgung zu begleiten. Dabei konnten sie ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie selbst hatten die Chance, ihr erlerntes Wissen besonders in der medizinischen Optometrie an echten Patienten zu erweitern und zu vertiefen. Sie nahmen an den Vorlesungen des zweiten und dritten Jahrgangs teil. Einige Module ähnelten dabei sehr denen ihres Studienganges (z.B. Specialty Contact Lenses, Ocular Disease). Andere behandelten Aspekte der Optometrie, die in ihrem Studium kaum bis gar nicht vorkamen, wie z. B. Nutritional Optometry (Einfluss der Ernährung auf die Augen) oder Pediatric Developmental Optometry (Einfluss der Augen auf Lernschwierigkeiten bei Kindern).

"Das Auslandssemester am College of Optometry der Pacific University war eine tolle Möglichkeit, die Optometrie auch einmal aus einem anderen Blickwinkel erleben zu dürfen. Wir konnten während dieser Zeit sowohl fachlich als auch persönlich über uns hinauswachsen und unser Wissen erweitern und vertiefen. Die Erfahrung eines Studiensemesters im Ausland können wir absolut und uneingeschränkt weiterempfehlen."

Autoren: Anja Mayer, Constantin Vladar und Elias Vladar