ZDF-Reportage blickt auf Fielmann Imperium
Für den interessierten Augenoptiker dürfte nicht viel Neues dabei gewesen sein, was die Dokumentation „Das Fielmann Imperium – der Marktführer im Qualitätscheck“ ans Tageslicht brachte. 45 Minuten lang gab sie den Blick auf die Historie, den Aufstieg von Günther Fielmann vom Augenoptiker in Cuxhaven zum Marktführer in Deutschland, die Wiederstände aus der Branche und die Idee, das Kassengestell salonfähig zu machen, frei. Auch die Erkenntnis, dass man sich bei Fielmann in Sachen Gehalt eher am unteren Rand bewegt und teilweise nur knapp über Mindestlohn zahlt, dürfte keinen großen Aufschrei in der Branche auslösen. Dem Verbraucher aber könnten die Ergebnisse der Dokumentation dann vielleicht doch zumindest einen Denkanstoß bieten. Zum einen die Arbeitsbedingungen (obwohl diese ja auch bei Amazon ständig angeprangert werden, dies aber (noch) nicht zum Umdenken der Kunden geführt hat), zum anderen die mitunter schlechten Ergebnisse in der Anpassung der Brillengläser, insbesondere bei den Gleitsichtgläsern, könnten einen Gang zum mittelständischen Augenoptiker in den Fokus rücken lassen.
In Sachen Arbeitsbedingungen reagiert Marc Fielmann, der sich bei der Reportage im Kleinwagen filmen ließ und so wohl einen bescheidenen Eindruck hinterlassen wollte, dann auch eher schmallippig, indem er darauf verweist, dass man Tür und Tor in der Fabrik in Rathenow geöffnet habe und sich die Reporter selber hätten ein Bild machen können. „Wenn es darüber hinaus weitere Fragen gibt, können wir diese nach dem Interview klären“, so die Antwort des Vorstandsvorsitzenden. Bis 2016 waren je nach Auftragslage bis zu 50 Stunden die Woche die Regel im Werk in Rathenow, ebenso wie Wochenendarbeit. Erst nach 2016 wurde die maximale Stundenzahl auf 48 reduziert, der Lohn liegt mit rund zehn Euro aber nur knapp über dem gesetzlichen Stundenlohn von 9,19 Euro. Vor den Kameras wollte sich keiner der Mitarbeiter dazu äußern, nur einer erzählte, dass er bei 150 Brillen pro Tag am Ende der Woche schon an seine Belastungsgrenze komme. Ebenfalls wurde deutlich, dass die rund 600 Fielmann-Filialen als eigenständige Unternehmen geführt werden. Dadurch gebe es keinen Tariflohn und auch keine Betriebsräte. Ein ehemaliger Augenoptiker aus München berichtete, dass er gerade einmal 1.400 Euro netto am Ende des Monats zur Verfügung gehabt hätte – was in der bayrischen Landeshauptstadt nur zu einem WG-Zimmer gereicht habe.
Mängel bei der Gleitsichtbrille
Etwas schade, dass im großen Qualitäts-, Service- und Auswahltest neben Fielmann nur Apollo und Mister Spex getestet wurden. Eine Brille bis 150 Euro sollten Testkäufer aussuchen, aufgrund nur eines Testkaufs, der von Augenoptikermeister Eva Trummer begleitet wurde, ist dieser Test jedoch wenig repräsentativ. Fielmann wurde eine große Auswahl und guter Service attestiert, beim Einbau der Brillengläser aber ragten die Gläser unschön vorne über den Rand der Fassung hinaus. Bei Apollo wurden falsche Messwerte ermittelt, bei Mister Spex wurde die etwas problematische Online-Anprobe, der Gang zum Partneraugenoptiker und das Eintragen der Brillenwerte durch den Kunden kritisiert. Deutlich schlechter verlief der Test für Fielmann bei Gleitsichtgläsern. Bei einem Ehepaar aus München wurde der Testkäuferin trotz einsetzendem Grauem Star eine Gleitsichtbrille verkauft, bei den Gläsern für ihren Mann fehlte es an Präzision, wie ein unabhängiger Gutachter feststellte. Zwar verwies Fielmann auf das Umtauschrecht, doch kann kein Kunde ohne Gutachter die wirkliche Qualität der Gläser beurteilen. Eva Trummer monierte zudem noch etwas anderes: „Entweder gab es sehr günstige oder gleich sehr teurer Angebote, ein mittleres Preissegment fehlt.“
In Sachen Kulanz und Garantie jedoch konnte Fielmann bei allen Tests überzeugen. Sowohl bei der Rückgabe einer Brille als auch bei einer mutwilligen Zerstörung bekam der Testkäufer sein Geld anstandslos zurück, und auch bei der Geld-zurück-Garantie, die den Fielmann-Bestpreis bis sechs Wochen nach Kauf garantiert, gab es kein Zucken und obendrauf noch eine Flasche Champagner.
Den kompletten Beitrag gibt es in der ZDF Mediathek.