Ex-CEO Graber im exklusiven Interview

Wie dunkel sind die Wolken über Mister Spex?

Berlin ist eine pulsierende Stadt, eine Stadt, die nie so recht zur Ruhe kommt. Gleiches scheint auch für den in der Hauptstadt beheimateten Omnichannel-Optiker Mister Spex zu gelten. Aktivistische Aktivitäten einiger Aktionäre im Vorfeld der Hauptversammlung, Rücktritte im Aufsichtsrat nach nicht einmal einem Monat im Amt und dazu noch ein Aktienkurs tief im Keller. Als würde es nicht schon genug rumoren, sorgten der Rücktritt von CEO Dirk Graber sowie die Schließung der ausländischen Filialen für weitere Knalle. Quo vadis, Mister Spex?
Mister Spex Schild auf Firmenzentraldach
© Bildagentur-online / Alamy Stock Photo

Erstveröffentlichung in der DOZ 09I24

Insbesondere bei börsennotierten Unternehmen ist eine gute Außendarstellung extrem wichtig, mitunter genauso wichtig wie finanzielle Kennzahlen. Investoren suchen nach Signalen, die über die nackten Zahlen hinausgehen, um ihr Vertrauen in ein Unternehmen zu setzen. Bedeutet im Umkehrschluss aber auch: Eine schlechte Außendarstellung sendet möglicherweise fatale Signale. Aktuelles Beispiel aus der Branche für letztere These: Mister Spex. „Jetzt versinkt Mister Spex im Chaos“ (Welt), „Es rumpelt bei Mister Spex“ (WirtschaftsWoche), „Machtkämpfe beim Berliner Optiker verschärfen sich“ (Tagesspiegel) – drei Überschriften der letzten Wochen, die nicht gerade förderlich für das Vertrauen in den Omnichannel-Optiker waren. Und auch die Ankündigung (die erst am Tag der Druckfreigabe dieser Ausgabe eintraf), dass man mit einem neuerlichen Restrukturierungsprogramm namens „SpexFocus“ auf die Rentabilitätsprobleme des Unternehmens reagiert, zeigt, dass der Druck auf dem Kessel bei Mister Spex immer weiter gestiegen zu sein scheint. Über die Neupositionierung und -strukturierung hat die DOZ ebenfalls exklusiv mit dem aktuellen CEO Schulz-Gohritz gesprochen und genauer nachgefragt, was es mit den Preisanpassungen, Filialschließungen im Ausland und dem Fokus auf Augenoptik-Expertise auf sich hat.

Dass Mister Spex mit Argusaugen betrachtetet wird, ist indes nichts neues. Als reiner „Onliner“ angefangen, stellte sich schnell die Erkenntnis ein, dass ohne stationäre Anlaufpunkte die natürlichen Grenzen viel zu eng gesteckt sind. So kamen im Jahr 2011 die ersten Partneroptiker hinzu, die ersten eigenen Stores folgten ab 2016. Immer wieder musste nicht nur das Geschäftskonzept angepasst werden, sondern in neuen Finanzierungsrunden auch neues Kapital aufgetrieben werden, um Anpassungen als auch Expansion stemmen zu können. Die größte Finanzierungsrunde folgte schließlich im Jahr 2021 mit dem Börsengang. Von den durch den IPO eingenommenen 375 Millionen Euro flossen 245 Millionen direkt in die Kasse von Mister Spex, der Rest ging an die Altaktionäre, die sich in den Finanzierungsrunden zuvor schon Anteile am Unternehmen sicherten. Die Ernüchterung nach dem Börsengang aber folgte relativ schnell. Nach sechs Monaten hatte sich der Aktienkurs bereits mehr als halbiert, nach einem Jahr gar lag die Aktie, die mit 25 Euro ausgegeben wurde, bei nur noch 5,43 Euro – Tendenz fallend. Stand jetzt (zum Redaktionsschluss am 15. August 2024) wird sie lediglich noch mit 2,38 Euro gehandelt und damit über 90 Prozent unter Ausgabewert.

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