Wie Fielmann Mitarbeiterinnen fördert
Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit sind für ein erfolgreiches Unternehmen wichtig. Das haben auch Marcolin und Fielmann verstanden und setzen gezielte Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung im eigenen Haus um.
Erstveröffentlicht in der DOZ 11I24
Im weltweiten Vergleich hat sich Deutschland bei der Gleichstellung von Frauen und Männern verbessert. Zu diesem Schluss kommt das Weltwirtschaftsforum (WEF) in seiner jährlich veröffentlichten Rangliste, mit der die Chancen auf Gleichberechtigung in 146 Nach Zertifikat für Marcolin: Wie Fielmann Mitarbeiterinnen fördert Bei der Gleichberechtigung gibt es vier von fünf Sternen Ländern eingeordnet werden. Deutschland liegt auf Platz 7, hinter Island, Finnland, Norwegen, Neuseeland, Schweden und Nicaragua. „Da ist noch einiges zu tun“, sagt Juana Bleker, seit 18 Jahren Geschäftsführerin ihrer eigenen Haustechnik Firma und zugleich erste Vorsitzende des Vorstands der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) in Nordrhein-Westfalen (weitere Einschätzungen von Juana Bleker zu Gleichberechtigung im Handwerk, der Frauenquote und der nächsten Generation Handwerkerinnen lesen Sie im Interview auf den Folgeseiten). Der Verein UFH unterstützt, wie der Name verrät, Frauen, die im Handwerk arbeiten, sich selbständig machen und miteinander vernetzen wollen.
Gemäß einer europäischen Richtlinie hat jedes Unternehmen, das in Europa ansässig ist, dafür Sorge zu tragen, dass für das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeitenden gesorgt ist. Dazu gehört auch Chancengleichheit bzw. Gleichberechtigung der Geschlechter. Auch wenn in Deutschland ein ambivalentes Verhältnis zur Frauenquote herrscht, sind Unternehmen hierzulande gesetzlich zur Erfüllung verpflichtet. In Italien hat man einen anderen Weg eingeschlagen. So erhielt im Frühjahr der italienische Konzern Marcolin ein Gleichstellungszertifikat gemäß der nationalen Richtlinie zur Gleichstellung der Geschlechter (UNI/ PdR 125:2022). Diese Zertifizierung ist in Italien ein Instrument, um mehr Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt zwischen Männern und Frauen zu schaffen. Auf das Zertifikat können sich alle Unternehmen und Organisationen jeder Größe und aus jedem Tätigkeitsbereich bewerben. Die italienische Zertifizierungsstelle wirbt auf ihrer Website mit diversen Vorteilen für Firmen, die dieses Zertifikat erhalten. So soll es als Aushängeschild für gelebte Gleichberechtigung einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Firmen in ihrer Sparte schaffen und dank der positiv und fortschrittlich konnotierten Assoziation mit Gleichstellung Investoren anlocken. Im Einzelnen gibt die Zertifizierungsstelle diverse Vorgaben bezüglich einer Neuausrichtung der Firmenkultur und bietet außerdem Unterstützung bei der Ausarbeitung dieser an. Die Zertifizierung ist für drei Jahre gültig und wird jedes Jahr überprüft.
Frauenquote und Sensibilisierung aller
Als börsennotiertes Unternehmen ist Fielmann nach § 76 Abs. 4 des Aktiengesetzes dazu verpflichtet, einen Frauenanteil in den beiden Führungsebenen unterhalb des Vorstands festzulegen. Im Gesetz heißt es weiter: Sollte der Vorstand den Frauenanteil auf Null festlegen, muss er diesen Beschluss „klar und verständlich begründen“.
Der Frauenanteil auf den ersten drei Führungsebenen bei Fielmann beträgt mindestens 30 Prozent
In den ersten drei Führungsebenen stellt Fielmann aktuell einen Frauenanteil von 30 Prozent sicher. Dem Vorstand gehören momentan drei Männer und eine Frau an. Dabei kontrollieren sich die Führungsebenen gegenseitig: Während der Vorstand den Fortschritt bei der Erreichung der selbst gesetzten Ziele kontrolliert, wird die Einhaltung des Aktiengesetzes vom Aufsichtsrat überprüft.
Um die Mitarbeitenden für mehr Gleichberechtigung zu sensibilisieren, sind gewisse Weiterbildungen verpflichtend. So muss jeder neue Mitarbeitende beim Onboarding ein eLearning zum Thema „Diversion & Inclusion” absolvieren. Des Weiteren veranstaltete Fielmann in diesem Jahr erstmalig einen zweitägigen Workshop für rund 80 weibliche Führungskräfte der Zentralbereiche und Niederlassungen aus dem DACH-Raum. „So fördern wir den Austausch und die Vernetzung untereinander und identifizieren Herausforderungen und mögliche Lösungen insbesondere für weibliche Führungskräfte“, erklärt Katja Groß, Personalvorständin der Fielmann-Gruppe. „Frauen benötigen – neben einem unterstützenden Netzwerk – Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Erfahrene weibliche Führungskräfte wirken deshalb bei uns künftig als Mentorinnen“, betont Groß, die im März 2021 in den Vorstand berufen wurde.
Katja Groß ist seit März 2023 Vorständlerin bei Fielmann. Zudem ist sie als Personalchefin in alle Belange der Mitarbeitenden involviert.
Inklusion ist gefragt – auch bei den Kunden
Während sich Marcolin mit dem benannten offiziellen Gleichstellungszertifikat zieren kann, darf sich Fielmann seit kurzem „Most Inclusive Brand 2024“ nennen – verliehen durch das Marktforschungsunternehmen Kantar (auch bekannt aus der KantarStudie des ZVA zur Veränderung der Vertriebskanäle aus dem Jahr 2020).
Fielmann will als Marke allen Menschen offen und willkommend gegenüberstehen
Kantar bietet auf seiner Website gezielte Unterstützung für Firmen an, die ihre Marke zielgruppengerecht aufbereiten wollen. Dabei fällt bereits in einem der ersten Abschnitte der Website der Satz: „Drei Viertel der Verbraucherinnen weltweit geben an, dass Inklusion und Vielfalt ihre Kaufentscheidung beeinflussen“. Kantar definiert „Inclusion“ im Zusammenhang der Auszeichnung als einen Faktor, der bemisst, inwieweit eine Marke allen Menschen offen und willkommend gegenübersteht und auch so wahrgenommen wird.
Untermauert würde die Auszeichnung durch interne Mitarbeiterbefragungen, die Fielmann laut eigener Aussage alljährlich durchführt. Laut Groß stimmten Fielmann-Mitarbeitende der Aussage „Bei Fielmann werden alle Mitarbeitenden unabhängig ihrer Hintergründe gleichbehandelt” mit 4,18 von 5 möglichen Punkten zu. Bei der Aussage „Alle Geschlechter haben bei Fielmann die gleichen Chancen” habe die Zustimmung 2023 bei 4,15 von 5 Punkten gelegen.
Des Weiteren habe Fielmann gemeinsam mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden sogenannte Values, also Werte, festgelegt, die die Zusammenarbeit im Unternehmen bestimmen sollen. Ein gelebter Wert sei dabei die Offenheit. „Sie bedeutet für uns, dass wir neue Talente, Perspektiven und Ideen fördern, weil sie uns bereichern und erfolgreich machen“, führt Groß aus.