Menicon, der Meister des Do-it-Yourself-Prinzips

rote Sessel
Seit 30 Jahren agiert Menicon in Deutschland.
© Menicon

Als Augenoptiker Kyoichi Tanaka 1950 eine amerikanische Kundin bediente, war ihm mit Sicherheit noch nicht klar, welche Erfolgsgeschichte aus dieser Begegnung entstehen würde. Aus einer Idee wurde ein großes Unternehmen, dessen deutscher Standort in diesem Jahr sein 30-jähriges Firmenjubiläum feiert.

Die Geburtsstunde Menicons liest sich fast wie ein Märchen - mehr dazu im Interview mit Anton Scherer, Geschäftsführer der Menicon Deutschland GmbH. Nun zurück zu den Ursprüngen des Japanischen Kontaktlinsenherstellers: Kyoichi Tanaka arbeitete nach Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Augenoptikgeschäft in Nagoya, als die Frau eines US-amerikanischen Offiziers den Laden betrat. Sie erwähnte dabei ihre in den USA erworbenen Kontaktlinsen. Da es sich um ein teures und in Japan nicht zu beschaffendes Gut handelte, wollte sie ihm diese aber nicht zeigen. Dies inspirierte Tanaka dazu, sich mit Kontaktlinsen auseinanderzusetzen –  er wollte sie auch in Japan verfügbar machen. Nach mehreren Versuchen gelang es ihm 1957, eine funktionierende Kontaktlinse herzustellen. Er gründete den Vorläufer von Menicon, die „Nippon ContactLens Co.Limited“.

Seminare der „Menicon Academy“ sollen auch die Angst vor  Spezialfällen nehmen.

Da es ohne jegliche Unterstützung von außen in jahrelanger Arbeit gelungen war, diese formstabile Kontaktlinse zu ent wickeln, war Menicon bemüht, das Wissen zu schützen. Dies ist einer der Gründe, warum Menicon bis heute eigene Labore unterhält und viel in die Forschung investiert. So wurden verschiedene neue Methoden des Materialverbindens und Polymerisierens, neue Herstellungsmethoden und automatisierte Produktionsprozesse sowie nicht zuletzt Design-Innovationen zum Aushängeschild der Labore. Nicht von ungefähr kommt es also, dass Menicon Japans erste sauerstoffdurchlässige formstabile Kontaktlinse entwickelte.

Alle Produkte in Eigenregie

Weitere, nicht minder wichtige Gründe für die eigenen Labore sind die japanische Mentalität und der hohe Qualitätsanspruch. Es ist für den Konzern unvorstellbar, dass ein Konsument durch die Anwendung eines Menicon-Produkts Schaden nehmen könnte. Das Do-it-Your self-Prinzip zeichnet Menicon aus – von Forschung und Entwicklung, der Entwicklung der Linsenmaterialien, Entwicklung und Produktion der Menicon-Produktionstechnologien über die Produktion aller Waren und in Japan sogar bis hin zum Verkauf in Menicon-eigenen Geschäften. Damit ist Menicon weltweit der einzige Kontaktlinsenhersteller, der alle Produkte in Eigenregie fertigt und überwacht.

Die Produktpalette lässt von Kontaktlinsen über Pflegemittel und selbst Zubehör wie beispielsweise Linsensauger nichts missen. Auch im Speziallinsenbereich ist Menicon stark vertreten, zu nennen sind hier Keratokonuskontaktlinsen oder Ortho-K-Linsen. Der Augenoptiker erfährt Unterstützung durch telefonische Beratung, den Webshop, Eigenmarkenkonzepte, Marketing-Instrumente und durch ein Home-Delivery-System für alle Kontaktlinsen.

Hidenari Tanaka
Hidenari Tanaka, CEO von
Menicon, ist der Sohn des
Firmengründers Kyoichi
Tanaka. Menicon ist seit
mehr als 60 Jahren eine
eigentümergeführte Firma.

Konsequenterweise bietet Menicon auch am Standort Frankfurt Fortbildungen für Fachpersonal an. Die Seminare der „Menicon Academy“ sollen neben der präzisen Arbeit den Spaß an der Anpassung vermitteln und Angst vor Spezialfällen nehmen. Getreu nach Menicons Motto: einfache und erfolgreiche Kontaktlinsenanpassung für alle Menschen. Das eigene Anpassprogramm „Menicon Easyfit“ rundet das Angebot ab und erleichtert Anpassungen, Dokumentationen sowie Nachbestellungen.

Zahlen und Fakten zum Menicon-Konzern

Der Umsatz des Menicon-Konzerns betrug im Jahr 2016 550 Mio. Euro, wovon 89 Prozent in Japan erwirtschaftet wurden. Nebst den bewährten Produkten generiert in Japan ein Abosystem namens „Menicon Eye Life Support“ oder kurz „MELS Plan“ 50 Prozent des Umsatzes. MELS Plan wurde 2001 eingeführt und ist das erste Abosystem der Industrie mit einem festen Mitgliedsbeitrag. Es zählt 1,22 Millionen Mitglieder, die Anpasser erhalten eine Verkaufsprovision.

In Japan betreibt Menicon 15 Geschäftsstellen und elf Menicon-eigene Distributeure in den Regionen Europa, USA und China. In Japan betätigt sich Menicon ebenfalls in den Bereichen Veterinär-Ophthalmologie, Umwelt-Biotechnologie sowie Life Sciences und ist ein Unternehmen mit sehr hoher Reputation. Seit 2015 ist Menicon in Japan börsennotiert. Weltweit beschäftigt der Konzern 2.973 Mitarbeiter, davon 2.374 im Heimatland.

Seine Anfänge nahm Menicon Deutschland im Januar 1988 mit 13 Mitarbeitern in der Niederlassung in Offenbach. Das Produktprogramm bestand aus einer formstabilen Linse (Menicon EX) und einer Weichlinse (Soft MA). Das Menicon EX Material wurde im übrigen im selben Jahr als erste formstabile Kontaktlinse in Japan zum verlängerten Tragen zugelassen. Am Standort Frankfurt arbeiten heute 38 Mitarbeiter in Vertrieb, Marketing, Professional Service und Logistik.

Raus aus der Nische

Historisch bedingt lag Menicons Fokus jahrzehntelang auf Speziallinsen – sei es im formstabilen Bereich oder bei individuellen weichen Kontaktlinsen. Menicon beschreibt sich selbst zu dieser Zeit als konservativ. Allerdings musste man Anfang des neuen Jahrtausends feststellen, dass der Marktanteil von formstabilen Kontaktlinsen weltweit stagnierte beziehungsweise zurückging. So begann man mit der Entwicklung zweier Produktfamilien, Menisoft (gelauncht im Jahr 2008) und Miru (2015), ohne dass die formstabilen und Speziallinsen an Bedeutung verloren.

Das Kerngeschäft wurde gemäß der japanischen Philosophie des Kaizen („Veränderung zum Besseren“) schrittweise verlagert. Vor allem seit dem Einstieg von Anton Scherer als Geschäftsführer Deutschland im November 2015 wurde diese Veränderung konsequent vorangetrieben. Menicon Deutschland profitierte und profitiert weiter von Scherers langjährigen Marktkenntnissen und Erfahrungen im Bereich Austauschkontaktlinsen.

Menicon
Blick in die deutschen Geschäftsräume: Am Standort Frankfurt arbeiten heute 38 Mitarbeiter in Vertrieb,
Marketing, Professional Service und Logistik.

Die Miru-Familie wird weiter in den Fokus gerückt und stetig erweitert. Miru ist das japanische Wort für Sehen und auch in diesem Produkt zeigt sich wieder einmal die japanische Detailverliebtheit. Nicht nur, dass alle Miru-Linsen aus sehr hochwertigem Linsenmaterial bestehen, auch die Blister der Miru One day sind bis ins Detail durchdacht. Sogar vor der Umverpackung des Flatpacks macht dies nicht halt, sie besteht aus recyceltem Abfallkunststoff. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres wird bei der Opti 2018 die „Miru 1day Up Side“ eine Silikonhydrogel- Tageslinse im Premiumsegment vorgestellt.

Wie in fast jeder Firmengeschichte gab es auch kleinere Rückschläge. Das moderne Ladengeschäft mit angeschlossenem Schulungszentrum in Berlin wurde geschlossen. Auch wird eingeräumt, dass es Reibungen gab, als Menicon sich in Richtung Austauschlinsen öffnete und das Team um Weichlinsenspezialisten erweitert wurde: Zwei Paradigmen trafen aufeinander, Abläufe mussten sich neu entwickeln und einspielen. Man raufte sich jedoch zusammen und vollzog erfolgreich den Imagewandel zum Rundum- Versorger. Heute ist Menicon die Mischung aus einem hohen Grad an Expertise im Bereich Speziallinsen und der langjährigen Erfahrung im Bereich Austauschlinsen. Dies kann sich in der Branche durchaus sehen lassen.

Wer einmal ein Seminar erlebt und mitbekommen hat, mit welcher Freude die Mitarbeiter die Räumlichkeiten in Frankfurt präsentieren, der spürt, dass es hinter den Kulissen stimmt. Menicon lässt verlauten, dass alle Mitarbeiter, unabhängig von der Dauer ihrer Firmenzugehörigkeit, sehr stolz auf dieses 30-jährige Jubiläum sind: „Alle wissen, dass dies in Zeiten von Firmenübernahmen und Fusionen und den damit verbundenen Unsicherheiten keine Selbstverständlichkeit ist. Wir freuen uns, unseren Kunden weiterhin ein verlässlicher Partner zu sein.“


Das Menicon-LogoMenicon-Logo

Die runde Form steht für die Hornhaut und die Kontakt linsen der Firma Menicon.  Die verwendeten Farben rot und grün beziehen sich auf entsprechende Sehtesttafeln, die weiße Linie in der Mitte stellt den unbegrenzten Horizont dar. Rot und  grün stehen allerdings für mehr. Menicon sagt: „Feuerrot steht für unsere einzigartigen Produkte und die Leidenschaft, die unseren Einsatz voran treibt, während Techno- Grün den Nachdruck bezeichnet, den unsere Spitzentechnologien auf die Zusiche r ung von Sicherheit ausübt.“ In einer zweiten Bedeutung wird rot zum Symbol der Sonne und grün zu Sauerstoff spendenden Wäldern. Dies schlage die Brücke zum von der Hornhaut benötigten Sauerstoff, der durch Menicons Kontaktlinsen geliefert wird. Es sei ein Zeichen und Auftrag, dass der Begriff „Menicon“ die Buchstaben ECO beinhalte.


Menicons Firmenphilosophie

„Ab dem Zeitpunkt, an dem wir morgens unsere Augen öffnen bis wir abends in den Schlaf fallen, nutzen wir unsere Augen, um die Welt um uns zu sehen. Wir erschaffen etwas, wir lernen, wir finden neue Freunde. Wir sehen die Sehkraft als selbstverständlich an, aber sie bereichert jeden Tag unseres Lebens. Hier bei Menicon tragen wir zur täglichen Lebensqualität bei, indem wir überragende Sehkorrektur anbieten: Wir arbeiten, um jeder einzelnen Person die Freude des Sehens zu bringen.“

Autorin: Claudia Büdel

Alle Fotos: Menicon