Jeder vierte Azubi bricht ab
Wie zufrieden sind Auszubildende in der Augenoptik? Von der Schule ins Berufsleben: Diese Umstellung fällt vielen Auszubildenden nicht leicht. Sie übernehmen das erste Mal Verantwortung und müssen sich unter erfahreneren Kollegen behaupten. Dazu kommen Stress mit Vorgesetzten, ungünstige oder ungewohnte Arbeitszeiten und -bedingungen oder desillusionierende Erfahrungen in der Praxis, die man sich vorab viel rosafarbener ausgemalt hatte. Dieses Szenario bietet sich in vielen Branchen mit weitreichenden Folgen: Jeder vierte Lehrling in Deutschland bricht seine Berufsausbildung ab. Je nach Ausbildungsberuf fallen die Abbrecherquoten allerdings sehr unterschiedlich aus.
Branchenübergreifend ist die Abbrecherquote in der Berufsausbildung so hoch wie seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr. Das berichten verschiedene tagesaktuelle Medien unter Berufung auf den Entwurf für den Berufsbildungsbericht 2018, den das Bildungsministerium jedes Jahr vorlegt. Besonders gravierend ist die Abbrecherquote bei angehenden Köchen, Restaurantfachkräften und Friseuren. Dort beendet etwa jeder Zweite seine Ausbildung nicht. Insgesamt gibt es den höchsten Abbrecheranteil bei angehenden Sicherheitsfachkräften (50,6 %). Doch es gibt auch positive Gegenbeispiele: Nur 4,1 Prozent beenden die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten nicht. Insgesamt stieg die Quote der Vertragsauflösungen in den letzten Jahren leicht, aber stetig an: von 22,1 Prozent im Jahr 2009 über 24,4 Prozent im Jahr 2012 bis auf 24,9 Prozent (2015). Hier ist allerdings zu beachten, dass nicht jede Vertragslösung auch einen Ausbildungsabbruch nach sich zieht, da Auszubildende auch die Ausbildungsstätte wechseln können.
Die Gründe für den Abbruch der Ausbildung sind laut dem Regierungsbericht vielfältig: Konflikte mit Vorgesetzten, eine mangelnde Ausbildungsqualität, ungünstige Arbeitsbedingungen sowie falsche Berufsvorstellungen. Von betrieblicher Seite werden vorrangig mangelnde Ausbildungsleistungen und fehlende Motivation sowie Integration in das Betriebsgeschehen im Bericht geschildert.
„Vergütung selten Grund für Abbruch“
Darüber hinaus kann ein vorzeitiges Ende der Ausbildung auch finanzielle Gründe haben: „Dort, wo die Vergütung besonders niedrig ist, sind die Abbrecherquoten extrem hoch“, sagte Elke Hannack, Vizechefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der Süddeutschen Zeitung (SZ). Dem wiederspricht allerdings Holger Schwannecke, Generalsekretär des Deutschen Handwerks (ZDH): „Die Ausbildungsvergütung ist selten der Grund für den Abbruch einer Ausbildung.“ Als Beispiel führt er die geringen Abbruchzahlen bei angehenden Schornsteinfegern an, die deutlich weniger als der Schnitt verdienen. Dagegen brechen Maurerazubis im Durchschnitt ihre Ausbildung häufiger ab. Die zunehmenden Vertragsauflösungen seien laut Schwannecke auch auf die hohe Zahl an Flüchtlingen zurückzuführen, die in den vergangenen Jahren eine Ausbildung begonnen haben. Nicht immer reichten die Sprachkenntnisse der ausländischen Azubis für eine erfolgreiche Beendigung der Ausbildung.
Doch wie sieht es in der Augenoptik aus? Laut dem aktuellen Bildungsbericht des Zentralverbandes für Augenoptik und Optometrie (ZVA) löst auch in der Augenoptik etwa jeder vierte Azubi seinen Vertrag auf. Wie zufrieden sind die Auszubildenden also? Grundsätzlich wird die duale Ausbildung in Deutschland gelobt. Denn sie hat offensichtlich eine klare Stärke: die betriebliche Komponente. Das sehen auch die angehenden Augenoptiker so, wie aus einer aktuellen Befragung des ZVA unter mehr als 600 Azubis hervorgeht.
Sagt uns eure Meinung
Neun von zehn Befragten (88 %) sind sowohl mit der betrieblichen Ausbildung als auch mit der Berufsschule (86 %) zufrieden bis sehr zufrieden. Anders sieht es dagegen bei der Ausbildungsvergütung aus. Hier nimmt die Unzufriedenheit unter den Azubis mit jedem Lehrjahr zu: Sind es im ersten Lehrjahr noch 52 Prozent, steigert sich die Quote im zweiten auf 70 und im dritten gar auf 74 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 %) kritisieren die Arbeitszeiten. Fast die Hälfte der Auszubildenden (49 %) leidet unter wachsendem Druck im Ausbildungsalltag. 67 Prozent der Befragten haben Angst vor der Prüfung.
Wie es nach der Lehre weitergeht, wissen die meisten Azubis schon: Die Mehrheit der befragten Auszubildenden (58 %) wollen zunächst als Geselle in einem Augenoptikbetrieb arbeiten und Berufserfahrung sammeln. 43 Prozent streben später die Meisterprüfung an, acht Prozent wollen nach der Ausbildung ein Studium beginnen.
Wir haben uns auf die Suche nach eurer Meinung gemacht und uns auf dem Bewertungsportal www.ausbildung.de umgesehen. Die Bewertungen sind sehr unterschiedlich, von negativen Beispielen wie „Arbeitszeiten sind mega doof und du hast keine Zeit mehr für Freunde“ und „Man wurde sehr unter Druck gesetzt“, über „Leider ist der Beruf Augenoptiker unterbezahlt und es gibt immer weniger, die den Beruf ausüben, was zu Personalmangel und zu Stress führt“, bis hin zu positiven Aussagen wie „Wirklich ein Traumberuf für mich!“ oder „Der Verdienst ist im Vergleich zu anderen Optikern überdurchschnittlich“, um nur einige Meinungen wiederzugeben.
Der vorliegende Artikel ist erst der Anfang! Denn wir wollen von euch wissen, was denkt ihr über eure Ausbildung? Findet ihr eure Ausbildungsvergütung angemessen? Sind eure Arbeitszeiten viel zu lang? Ihr habt einen tollen Ausbilder? Was macht euch Spaß und was nervt euch so richtig an eurer Ausbildung? Dann schreibt uns an checkpoint@doz-verlag.de oder ruft uns einfach an 06221 9051726!