Besuch bei Wöhlk Contactlinsen
Kontaktlinsen: Kleine, runde, glitschige Dinger, die auf magische Weise die Welt deutlich machen – so ist zumindest die Sicht vieler Kunden. Mit Parametern übersäte kleine Korrektionsmöglichkeit – trifft vermutlich die Sicht vieler Augenoptiker. Ein Produkt voller Forschung, Innovation und Möglichkeiten, so sieht es Wöhlk Contactlinsen.
Unser Vollzeit-Meisterkurs der Fielmann Akademie Schloss Plön durfte am 24. April 2019 auf Besichtigungstour durch das Unternehmen. Neugierig und voller Vorfreude trafen wir am frühen Morgen auf dem Firmengelände von Wöhlk in Schönkirchen bei Kiel ein. Jeder von uns kannte die Produkte, die Marke und den rundum guten Ruf des Unternehmens. Wie eine Kontaktlinse gefertigt wird, war uns aus dem theoretischen Unterricht bereits bekannt, aber was wirklich alles dahintersteckt, das war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.
Unsere Besichtigung startete mit einem Einblick in die Gründungsgeschichte der Firma Wöhlk. Sie handelt von einem jungen, innovativen Mann, der alles tut, um seine Vision zu verwirklichen: Ein Leben ohne Brille. Dieser Mann hieß Heinrich Wöhlk. Seit Kindertagen trug Wöhlk eine Brille, um seine Hyperopie zu korrigieren. Gemocht habe er diese nie.
Wachsabdruck seiner eigenen Hornhaut
Inspiriert, eine Lösung neben der Brille zu finden, wurde er von einer Skleralschale aus Glas, die er sich anpassen ließ, jedoch nur eine halbe Stunde am Tag tragen konnte, da sie das ganze sichtbare Auge bedeckte. Er selbst war begeisterter Träger und überzeugt, dass das brillenlose Sehen ausbaufähig war.
In seinem Beruf als Konstrukteur arbeitete er mit den unterschiedlichsten Materialien. Plexiglas mit seiner Transparenz und leichten Verarbeitbarkeit schien gut geeignet für den Nachbau einer Sklerallinse. Er war von seiner Idee so überzeugt, dass er sich auch vor Selbstversuchen nicht scheute. Um eine bessere Passgenauigkeit zu erzielen, fertigte er einen Wachsabdruck seiner eigenen Hornhaut an, um darüber einen Metallabdruck seines Auges zu bekommen, worüber dann die Skleralschale abgeformt und eine auswechselbare Optik eingebaut wurde. Der Durchbruch gelang Heinrich Wöhlk aber erst mit der Idee, nur den zentralen optische Teil, mit abgerundetem Rand, auf die Hornhaut zu setzen. Damit war 1946 die Kontaktlinse von Wöhlk erfunden.
Die ersten Produktionen fanden in den eigenen vier Wänden von Heinrich Wöhlk statt. Heute ist Wöhlk ein großes Unternehmen, das formstabile und weiche Kontaktlinsen selbst entwickelt und fertigt und aus der Kontaktlinsen-Branche nicht mehr wegzudenken ist.
„Cast Molding Verfahren“
Heinrich Wöhlk wird als ideenreich, präzise und ehrgeizig beschrieben. Eigenschaften, die sich heute noch im Unternehmen widerspiegeln. So werden die meisten Kontaktlinsenmaterialien bei Wöhlk selbst nach höchsten Anforderungen produziert, zugekaufte Materialien werden vor Ort auf höchste Qualität geprüft. Die technische Ausstattung ist stets auf dem neuesten Stand und erinnert ein bisschen an eine Mini-Glasfabrik. Die Herstellungsverfahren werden am laufenden Band überarbeitet und optimiert. Auch die Mitarbeiter sind Feuer und Flamme für ihr Fachgebiet.
Während unseres Besuches betrachteten wir zwei Herstellungsverfahren genauer: Einerseits das „Nanoform Drehverfahren“. Bei diesem Herstellungsverfahren konnten wir mitverfolgen, wie die Vorder- und Rückfläche einer individuellen formstabilen Kontaktlinse gedreht wurden. Andererseits das „Cast Molding Verfahren“. Dabei handelt es sich um ein Formgussverfahren zur Herstellung weicher Austauschkontaktlinsen. Das Verfahren verwendet zwei Moldformen. Eine Form bildet die Rück- und die andere die Vorderfläche. Der Hohlraum wird mit Kontaktlinsenmonomer befüllt und darin zur zunächst harten Kontaktlinse auspolimerisiert. Durch eine anschließende Quellung im Blister mit Kochsalzlösung entsteht die fertige Austauschlinse.
Von Ein-Mann-Betrieb zum Unternehmen
Den Abschluss bildete ein Vortrag über Materialchemie und Reinigung formstabiler und weicher Kontaktlinsen. Roland Fromme präsentierte uns die chemischen Zusammenhänge und Polymerverbindungen mit einer solchen Leichtigkeit und Begeisterung, dass er uns alle in seinen Bann zog. Am Ende sind einige von uns dennoch zu dem Schluss gekommen, dass lange Molekülketten und komplexe chemische Prozesse eher schwer verdauliche Kost sind.
Wöhlk hat als Ein-Mann-Betrieb begonnen und liefert inzwischen nach ganz Deutschland, nach Österreich und in die Schweiz. Obwohl das Unternehmen inzwischen über 100 Mitarbeiter beschäftigt, hat es immer noch den Charme eines Familienunternehmens. Der Blick hinter die Kulissen der Firma Wöhlk Contactlinsen GmbH war für uns sehr informativ und beeindruckend. Das stete Streben nach der perfekten Linse und die fortwährende Umsetzung neuer Ideen hat uns inspiriert und motiviert. Vielen Dank an Wöhlk, dass wir euch besuchen durften. Es war ein sehr gelungener Tag!
Autoren: Verena Bergmann & Jana Wandeler