Ein Auslandssemester an der Universidad de Granada, Spanien

Ausblick auf die Alhambra von dem Aussichtspunkt San Nicolas
Der Blick auf die Alhambra vom Aussichtspunkt San Nicolas mit der Sierra Nevada im Hintergrund (Spanien)
© Nina Däuwel

Die Hochschule Aalen bietet mit dem Modul "Internationale Optometrie" die Möglichkeit, das Auslandssemester in einer der weltweiten Partneruniversitäten zu absolvieren. So machten sich die Studenten und Studentinnen auf den Weg in die große weite Welt. Für Nina Däuwel ging es nach der Prüfungsphase des Wintersemester nach Spanien an die Universidad de Granada.

Raus aus dem kalten, nassen deutschen Winter mitten hinein in die angenehmen Frühlingstemperaturen Südspaniens im Februar 2019. Im Vergleich zu der überschaubaren Hochschule Aalen ist die Universidad de Granada eine ganz andere Hausnummer. Die Universität gehört zu den größten Hochschulen Spaniens und besitzt 17 Fakultäten, die über die ganze Stadt verteilt sind. Daher musste sich die Studentin zu Beginn erst einmal einen Überblick verschaffen.

Facultad de Ciencias spanische Universität
Die Facultad de Ciencias de la universidad de Granda, in welcher
der Studiengang Óptica y Optometría untergebracht ist (© Nina Däuwel)

 

Glücklicherweise gab es einige Einführungsveranstaltungen von Seiten der Universität und verschiedenen Studentengruppen (z.B. esn Granada). Dadurch erfuhr sie schon bald, wo die wichtigsten Orte innerhalb der Uni und in der Stadt waren. Donnerstags in der ersten Woche begannen bereits die ersten Vorlesungen. Zu Beginn konnte Nina noch in verschiedene Vorlesungen hineinschnuppern, um sich dann nach ein bis zwei Wochen endgültig für fünf Veranstaltungen zu entscheiden. Der Einstieg in die Vorlesungen war trotz ihrer gute Spanischkenntnisse hart, da in Granada ein sehr spezieller Dialekt des andalusischen gesprochen wird. So war die erste Herausforderung nicht nur das Fachvokabular in einer anderen Sprache, sondern auch die tägliche Kommunikation mit den Andalusiern.

Granada – Stadt der Vielfalt

Granada hat 243.341 Einwohner und liegt am Fuß der Sierra Nevada. Nichtsdestotrotz ist man mit dem Auto in weniger als einer Stunde an der Küste des Mittelmeers. Die Stadt und seine verschiedenen Viertel sind Zeugnisse seiner unterschiedlichen Bewohner über die Jahrhunderte. So gibt el Albacín (das Araberviertel), el Sacremonte (das Sinti- und Romaviertel) mit seinen Wohnhöhlen, el Realejo (das Judenviertel) und die Altstadt. Die Altstadt hat von allen Gruppen ihre Einflüsse, wurde jedoch von den Christen stark umgebaut und überbaut. Das wohl bekannteste Monument ist wohl die Alhambra, die über der Stadt mit der Sierra Nevada im Hintergrund thront. Für Studenten ist der Eintritt sonntags sogar kostenlos, sodass sie die Alhambra und ihre bezaubernden Gärten in allen Jahreszeiten bestaunen können.

Ebenso ist zu dieser unheimlich vielseitigen und wunderschönen Stadt das Tapasessen eine schöne Tradition. In fast allen Bars gibt es zu jedem Getränk Tapas. Doch nicht nur, wie traditionell bekannt von Spanien, mit Oliven, Chorizo und etwas Käse, sondern es gibt oft sogar kleine Pizzen, Tortilla, Sandwiches oder Fleischbällchen. Manchmal darf man auch wählen zwischen verschiedenen Tapas, die bei dem Bier oder Wein für 2,20 € bis 3,50 € inklusive sind. Diese Tradition ist ein großer Bestandteil der granadischen Kultur und spiegelt die Geselligkeit der Menschen wider. Als Erasmusstudent fiel es der Studentin jedoch schwer, Kontakte zu spanischen Studenten zu knüpfen. Meist waren diese in kleinen Grüppchen aus ihren Dörfern fest verankert und hatten keinerlei Interesse, Austauschstudenten oder spanische Studenten aus anderen Städten kennenzulernen.

Sierra Nevada Spanien im Juni
Die Sierra Nevada im Juni 2019 (© Nina Däuwel)

 

In dem Studiengang Óptica y Optometría war Nina die einzige Erasmusstudentin. Doch Granada ist die Stadt mit den meisten Erasmusstudenten Europas. Daher konnte sie schnell Kontakte zu Studenten aus der ganzen Welt zu knüpfen. So ergab sich eine Gruppe von etwa 15 Erasmusstudenten aus verschiedenen Ländern und Studiengängen. In Eigenregie und mit Hilfe verschiedener Wanderapps wurden in der Gruppe fast jedes Wochenende Wanderungen in die nahegelegenen und wunderschöne Sierra Nevada organisiert. Zu Beginn ihres Aufenthaltes war in den Höhenlagen die Skisaison in vollem Gange. Im Juni konnte die Gruppe in einer Zweitagestour den Mulhacén (höchster Berg des spanischen Festlandes) bewandern.

Optica y Optometria - Augenoptik in Spanien

Doch zurück zum Ernst des Lebens: Schließlich war die Studentin nicht nur zum Wandern und Tapas essen in Spanien. Letztendlich wählte Nina die Fächer Optometría 4, Acústica y Audiometría, Contactología 2, ErgonomíaVisual und einen Spanischkurs. Besonders interessant fand sie das Fach Optometría 4. Hier wurde der Strabismus und seine sensorischen Adaptationen vor allem bei Kindern durchgenommen. Das Ermitteln der Art des Strabismus, die Diagnose der Adaptation (z.B. sensorisches Skotom, Amblyopie oder nicht foveale Fixation) und die Therapiemöglichkeiten gehören mit in dieses Fach. Leider wurde der zweite Teil des Moduls (Visualtraining) erst im Wintersemester angeboten, weshalb die Studentin diesen Teil nicht hören konnte. Die Einführung in das Thema Strabismus und seine Adaptationen waren so spannend, dass es bei Nina das Interesse an diesem Bereich der Augenoptik/Optometrie geweckt.

Acústica y Audiometrie belegte sie, um einen Einblick in die Hörakustik zu bekommen. Da in Deutschland viele Geschäfte sowohl eine augenoptische als auch eine hörakustische Abteilung haben, finde sie es gut, auch in diesen Bereich Grundlagen zu erwerben. Die Vorlesung zu Kontaktlinsen war für die Zusammenfassung des Themas auf Spanisch eine große Hilfe und mit der Wiederholung Themen und trotz teils sehr alten Geräten eine exzellente Lehre. Ergonomía visual beschäftigt sich mit der Ergonomie des Sehens. Bereiche wie die Beleuchtung, Schutzbrillen, sowie die Beratung verschiedener Altersgruppen zu Sehhilfen, Arbeitsplatzgestaltung und Augengesundheitsvorsorge gehören hier dazu.

Sonnenaufgang am Mulhacén Spanien höchster Berg
Sonnenaufgang am Mulhacén, dem höchsten Berg des spanischen Festlandes (© Nina Däuwel)

 

Durch die Vorlesungen hat Nina in diesem halben Jahr viel Neues in der Augenoptik und Optometrie gelernt. Im Vergleich zum deutschen Hochschulsystem ist das spanische System sehr verschult. In den Vorlesungen herrscht meist Anwesenheitspflicht. Weiter gibt es Mitarbeitsnoten, benotete Hausaufgaben und in allen Praktika müssen Praktikumsprotokolle geschrieben und abgegeben werden. Zusätzlich wird am Ende des Semesters pro Vorlesung eine schriftliche Prüfung über die Theorie und eine schriftliche Prüfung über das dazugehörige Praktikum geschrieben. Während des Semesters kommt es teilweise auch zu mündliche Stundenzusammenfassungen, die wiederum benotet werden.

Fazit

"Ich habe sehr viel gelernt und die Zeit in Spanien genossen, jedoch habe ich auch das deutsche Hochschulsystem zu schätzen gelernt und bin froh, die restlichen Semester in Deutschland studiert zu haben!"

Autorin: Nina Däuwel