„Jedes Individuum ist mehr als die äußeren Umstände“
Motiv der DOZ-Kampagne "Krisenblocker Linse"
Carlotta Nwajide hat sich mit dem Doppelvierer für die Olympischen Spiele qualifiziert.
Wir erinnern uns: Die Aktion „Krisenblocker Linse“, die der DOZ-Verlag zusammen mit den Industriepartnern Alcon, Bausch + Lomb und CooperVision durchführt, startete vergangenes Jahr in der Juli-Ausgabe der DOZ. Ziel der Kampagne ist es, die Vorteile der Kontaktlinse für Augenoptikerinnen und Augenoptiker speziell in Krisensituationen herauszustellen. Sie folgt dabei einem Vorgehen in drei Etappen: So ging es in den Ausgaben Juli bis September um die Sicherheit mit Kontaktlinsen unter Corona; in den Ausgaben Oktober bis Dezember wurde die Wirtschaftlichkeit der Kontaktlinse in der Krise überprüft. Es folgte eine Beobachtungsphase. Nach einem Zwischenstand in der April-Ausgabe startet die Kampagne jetzt in ihre dritte Phase. Diese steht unter dem Motto „Motivation und praktische Umsetzung“. Wie also können Chefinnen und Chefs sich selbst und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Corona-Zeiten für die Kontaktlinse motivieren? Und was empfehlen hier beispielsweise Top-Athletinnen und Athleten und ihre Trainer?
Frauke Hundeling, Vize-Europameisterin 2020 im Rudern im Frauen-Achter, weiß aus ihrer eigenen Erfahrung als Leistungssportlerin, wie wichtig Motivation in schwierigen Phasen ist und meint: „Die ehrliche Kommunikation mit dem Gegenüber ist immer das A und O. Zudem ist die Führungspersönlichkeit der Chefin oder des Chefs gefragt, um die Atmosphäre im Team beziehungsweise unter den Mitarbeitern hoch zu halten. Sie oder er sollte nicht jedes Problem vor der versammelten Mannschaft erläutern und gegebenenfalls aufbauschen. Die Mitarbeiter können in der Regel hier kaum etwas ändern.“ So würden sie im Ruder-Achter viel über das Teamgefühl arbeiten und hätten eine Mannschaftskultur kreiert, „die einfach viel Spaß am Sport und am gemeinsamen Erleben mit sich bringt“, erklärt die 25-Jährige.
Misserfolg motiviert
Die ebenfalls 25-jährige Carlotta Nwajide hat sich bereits mit dem Doppelvierer der Rudernationalmannschaft für die Olympischen Spiele qualifiziert, die voraussichtlich in diesem Jahr in Tokio stattfinden. Auch sie weiß, wovon sie spricht und ergänzt: „Wichtig ist das sich Eingestehen der Gefühle, die bei den beteiligten Personen vorherrschen. Gleichzeitig sollten die Betriebseigner sich selbst und ihren Mitarbeitern aber auch klar machen, dass es sich um äußere Umstände handelt, die keinen überrennen müssen. Denn jedes Individuum ist mehr als die äußeren Umstände.“ Für sich selbst habe sie im Laufe der Jahre sogar festgestellt, dass sie „Misserfolg ebenfalls motiviert“. Denn anders als Erfolg habe Misserfolg ihr gezeigt, dass sie mehr geben müsse.
Beide Athletinnen werden seit 2013 von Heimtrainer Thorsten Zimmer in Hannover betreut. Zimmer ist seit 2004 Rudertrainer, seit 2009 Stützpunkttrainer am dortigen Landesleistungszentrum. Mit Blick auf Motivation weiß er aus seinem eigenen Erleben als nebenberuflicher Coach: „Wenn ein Trainer eine Mannschaft durch Druck und Angst motiviert, dann haben Aussagen wie ,Du bist gut‘ und ,Du bist sicher in diesem Boot‘ im Trainer-Sportler-Dialog in der Regel keinen Platz.“ Diese Motivationsstrategie stoße rasch an ihre Grenzen. Stattdessen könnte die Chefin eines Betriebs wie ein Trainer mit Zuwendung, Lob und Ruhe eine Atmosphäre schaffen, die sehr positiv konnotiert ist und das Team zu Höchstleistungen motivieren kann - gerade in einer Krise.
Frauke Hundeling, Vize-Europameisterin 2020 im Rudern im Frauen-Achter, weiß aus ihrer eigenen Erfahrung als Leistungssportlerin, wie wichtig Motivation in schwierigen Phasen ist.
Motivation trotz steigender Inzidenzen
An dieser Stelle Cut. Wenden wir uns den Kampagnen-Optikern zu und schauen, wie sie sich und ihre Angestellten trotz vielerorts wieder steigender Inzidenzen für die Linse motivieren. Uta Lindner, Inhaberin von Colibri-Optic in Leipzig und Partnerin von Bausch + Lomb, haben zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn vor allem Anpassseminare und die Dozenten für die Linse begeistert. Sie erklärt mit Blick auf die Pandemie: „Wenn die Mitarbeiter zu mir kommen, spüren sie als erstes meine eigene Begeisterung für die Kontaktlinse. Ich ermögliche ihnen, an vielen Schulungen unterschiedlicher Anbieter teilzunehmen. Ebenso stehe ich ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite, diskutiere Fallbeispiele mit ihnen. Wir testen immer wieder neue Kontaktlinsen-Materialien und stehen Neuerungen grundsätzlich offen gegenüber.“ Vor allem die Online-Schulungen der Kontaktlinsenhersteller würden sie als Team nutzen und gemeinsam nachbearbeiten. Weiter erklärt die Chefin von drei Mitarbeiterinnen, die seit der Ladeneröffnung 2007 Kontaktlinsen anbietet: „Um uns nicht in der Komfort-Zone auszuruhen, vereinbaren wir konkrete Zielsetzungen miteinander.“ Dabei gehe es zum Beispiel um die Neukundengewinnung für das KontaktlinsenAbo und die Kommunikation der Services gegenüber den Kunden.
Tanja Leonetti, Eignerin von Optik Leonetti in Stockstadt am Main und Alcon-Partnerin, war von Anfang an klar, dass Brille und Kontaktlinsen zusammengehören. Sie erinnert sich, wie sie zu Beginn der Pandemie die Lage mit ihrem Team diskutierte und dabei auch das Anmelden von Kurzarbeit ankündigte: „Ich hatte gegenüber meinen Mitarbeiterinnen klar kommuniziert, dass wir das tun, um am Markt bestehen zu können. Ich denke, in Krisenzeiten kann eine transparente und deutliche Kommunikation auf Seiten der Mitarbeiter für Sicherheit sorgen und sie somit auch in schweren Zeiten motivieren.“ Ihr Geschäft besteht seit 1999; von Anfang an mit einem Kontaktlinsensortiment.
Sven Hartlieb von Hartlieb Augenoptik in Berlin berät Kundinnen und Kunden seit 2005 zu Kontaktlinsen. Bei ihm ist der Funke auf der Meisterschule im Fortbildungszentrum des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) übergesprungen. Der Partner von Hersteller CooperVision betont mit Blick auf seine Mitarbeiter: „Eine spezielle Motivation ist nicht notwendig. Allein die Dankbarkeit und glückliche Kunden sind Motivation genug.“
Dämpfer Olympiaabsage 2020
Zurück zu den Athletinnen. Ein großer Einschnitt für beide Frauen war die coronabedingte Verschiebung der Olympischen Spiele 2020, die nun voraussichtlich vom 23. Juli bis 8. August dieses Jahres stattfinden sollen. Der Move wirbelte die Trainingsvorbereitungen sowie die persönlichen Planungen beider Athletinnen durcheinander, jeweils mit unterschiedlichen Auswirkungen. „Es ist gut gewesen, dass wir so ein Jahr mehr Zeit hatten“, sagt Frauke Hundeling. Der Achter sei ein noch junges Projekt, man habe das zusätzliche Jahr gebraucht, um sich besser auf Olympia vorzubereiten. „Zudem konnten wir dank einer Ausnahmegenehmigung trotz Corona relativ zeitnah wieder ins Boot steigen. Als erster Achter weltweit haben wir bereits im Mai 2020 wieder zusammen trainiert. Wir hatten das gut genutzt und sind voriges Jahr überraschend Vize-Europameister im Achter geworden. Das hat uns darin bestätigt, dass Corona kein großes Hindernis sein muss, sofern man die Situation als Team trägt und durchsteht.“
Ganz anders wirkte die Situation auf Carlotta Nwajide: „Mich hat die Verschiebung der Olympischen Spiele schon ziemlich mitgenommen“, berichtet die Geographiestudentin. Kurz vor der Olympiaabsage habe sie im vergangenen Jahr eine gute Trainingsphase „am Wickel“ gehabt und sich gerade für das Team qualifiziert. Zwei Wochen später habe sie dann vom Aus der Spiele für 2020 erfahren. „Danach hatte ich Schwierigkeiten, weiter zu trainieren. Nach der Verschiebung wurde das Boot wieder aufgemacht. Das heißt, ich hatte meinen bereits erruderten Platz nicht mehr sicher.“ Inzwischen habe sie sich wieder qualifizieren können.
Rudertrainer Thorsten Zimmer weiß: Motivation durch Druck und Angst stößt schnell an Grenzen.
Trainer Zimmer rät mit Blick auf den Spitzensport, aber auch für andere Berufe, speziell in schwierigen Situationen herauszuarbeiten, „welche Punkte Energie geben und welche belasten und nerven. Wenn die Bedrohung zu groß wird, rennt der Mensch weg.“ Dann sei der Trainer gefordert zu erkennen, wie weit eine Athletin oder ein Athlet mit negativer Kritik konfrontiert werden darf. Andernfalls sei es ebenso die Aufgabe des Trainers, ein negatives Erlebnis umzustrukturieren, um die Sportler zu schützen. Dafür in Frage kämen vor allem zwei Motivationstechniken. Zum einen könne man das gewünschte Erleben imaginieren. „Dabei geht es darum, sich auf einer emotionalen Ebene daran zu erinnern, warum man sich dafür engagiert.“ Imaginationstechniken würden mit Blick auf die Selbstmotivation zwar sehr viel bringen, hätten aber auch ihre Grenzen.
Deshalb könne man bei einem Motivationstief zusätzlich gut mit der Vorstellung arbeiten, „dass man noch Vieles über sich selbst herausfinden muss“. Zimmer zufolge hat Motivationsmangel oft etwas mit Misserfolgserlebnissen zu tun. Hätten Menschen Angst vor Wettkämpfen, würden sich häufig Angst vor dem Versagen oder Scham dahinter verbergen. „Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass alle Menschen erst einmal motiviert sind. Dass es also nichtdarum geht, die Motivation zu steigern, sondern darum, die Dinge zu erkennen, die die Motivation hemmen und uns Energie rauben. Wenn wir diese Störfaktoren beseitigen, dann sind wir, weil wir das, was wir tun lieben, motiviert.“
Feiern, Kunden anschreiben, Termine vereinbaren: Kraft dank konkreter Ziele
Die Partneroptiker der Kampagne „Krisenblocker Linse“ indes haben sich eigenen Angaben zufolge bisher ordentlich in der Pandemie geschlagen. Uta Lindner und Tanja Leonetti verzeichneten pandemiebegleitend einen prozentualen Zuwachs in der Kontaktlinse; Sven Hartlieb setzt darauf, dass der Umsatz im Segment nach dem Ende der Pandemie wieder anzieht.
Und auch konkrete Ziele können – im Sport und im Gesundheitshandwerk – motivieren. Leonetti hätte eigentlich bereits das 20-jährige Betriebsjubiläum gefeiert. Nun möchte sie das zusammen mit ihrem Team „mit einer Feier in den eigenen Räumlichkeiten nach Corona nachholen“. Lindner plant für die Zeit danach, das Abo-System weiter auszubauen. Zudem wolle sie eine Video-Sprechstunde einführen und neue Kanäle wie WhatsApp nutzen, um Produkte zu kommunizieren und den Kontakt zum Kunden zu halten. Hartlieb setzt darauf, nach der Pandemie die „vorgemerkten Kundinnen und Kunden anzuschreiben und viele Termine zu vereinbaren“.