Erstveröffentlichung in der DOZ 02/23.
Kaum zu glauben, aber die „neue“ Medizinprodukteverordnung (MDR) ist bereits seit mehr als fünf Jahren in Kraft. Trotzdem wirkt alles, was damit zu tun hat, oft fremd und ungewohnt für die Branche. Das überrascht nicht. Denn im Fachgebiet des guten Sehens und Aussehens war und bleibt der Fashion-Part mindestens genauso wichtig wie die gute Sehqualität und lässt sich auf den ersten Blick nur schwer mit den strikten Vorschriften, Kontrollen und Vorgaben verheiraten, die das neue europäische Gesetz verlangt. Vor allem ist es für die vielen kreativen und modebewussten Köpfe bei den Fassungsherstellern oder für Augenoptikerinnen und Augenoptiker oft schwer, sich in die trockene Materie zu vertiefen, wenn sie sich berechtigterweise lieber mit neuen Formen, Farben, Funktionalitäten oder Kundenbedürfnissen befassen möchten.
Doch so ganz neu ist die Idee hinter der europäischen Medizinprodukteverordnung und den begleitenden Gesetzesänderungen in Deutschland auch für die augenoptische Branche nicht. Zumindest in Deutschland hatte sie schon immer einen sehr hohen Anspruch an die Sehqualität „made in Germany“. Die Hersteller investieren in neue Aspekte des immer komfortableren Sehens für den Kunden. Dazu gehören neue Technologien, Glasbeschichtungen, Fassungsmaterialien oder höhere Wassergradienten in der Kontaktlinse, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das geht Hand in Hand mit der hohen Leistung des augenoptischen Handwerks, das die Gläser und Fassungen hierzulande stets normgerecht und personalisiert an die Bedürfnisse des Einzelnen anpasst. Das heißt: Die Augenoptikbranche erfüllt bereits hohe Qualitätsstandards für ihre Kunden und hat gute Voraussetzungen, die Idee hinter der MDR zu leben.
Denn die MDR und die begleitenden Vorschriften und Leitlinien auf der nationalen und europäischen Ebene zielen darauf ab, die Standards für alle Medizinprodukte in Europa – in Abhängigkeit vom Risiko, das von ihnen ausgeht – vergleichbar zu machen, die Transparenz für den professionellen und den Endanwender über die Produktqualität zu erhöhen und nicht zuletzt immer einen Produkt Verantwortlichen für den Verbraucher erkennbar zu machen. Zu schwer war es früher im Zweifel, die Verantwortlichen ausfindig zu machen.