Kontaktlinsen-Hersteller präsentieren bei der Opti „digitalen Lifestyle“
Betritt man das Messegelände in München über den Eingang Nord, um direkt in die Halle C3 zu gelangen, könnte man meinen, in der Zukunft gelandet zu sein. Gleich beim Eingang wird man von drei weißen, glänzenden, kugelrunden Sesseln empfangen, in denen staunende Besucher mit Virtual-Reality-Brillen planetenartig herumrotieren. Die Welten in denen sie dank Bausch & Lomb wohl schweben, bleiben erst einmal verborgen, denn es herrscht Andrang. Am benachbarten Stand umzingeln meterhohe, durchsichtige Touch-Displays den Planeten CooperVision und kündigen an: „Über 90 Prozent der Erwachsenen nutzen mehr als zwei Stunden täglich digitale Geräte“. Wer an dieser Stelle meint, den anderen zehn Prozent anzugehören, dem gebührt einerseits ein Glückwunsch, andererseits die Frage: Wie machen Sie das nur?
Die diesjährige Opti ist ganz deutlich dieser überragenden Mehrheit gewidmet, und auch die Minderheit der Kontaktlinsenträger steht im Schatten des Mottos „Digital Solutions“. Beleuchtet wird der Ansatz der Kontaktlinse seitens der Industrie erstmalig mit Produkten speziell für den „digitalen Lifestyle“, und die Biofinity:Energys von CooperVision gilt als eines der Highlights auf der Messe. Als selbsternannter Durchbruch in der Kontaktlinsentechnologie führt Cooper das Digital Zone Optics-Linsendesign ein, welches der Ermüdung der Augen, die durch den Gebrauch digitaler Medien entsteht, entgegenwirken soll. Dabei soll der Fokusübergang zwischen Bildschirm und Umgebung erleichtert werden. Zusammen mit der feuchtigkeitsspeichernden AquaformTechnology sollen Ermüdung und Trockenheit durch digitalen Augenstress vermieden werden.
Mit einem ähnlichen Ansatz stellt der spanische Individuallinsenhersteller Mark´ennovy die weltweit erste Linse vor, die einen erstklassigen UV-Filter mit einem selektiven BlaulichtBlocker verbindet. Die Blu:gen bietet all denen eine Lösung, die im täglichen Leben digitalem Licht ausgesetzt sind, und dazu zählen nunmehr auch die Kleinsten unter uns, deswegen wird die SilikonHydrogelLinse auch in einer speziellen Ausführung ab 11,50 mm Durchmesser, unter dem Namen Blu:kidz angeboten. In noch kleinerem Durchmesser, bietet Appenzeller die formstabile Personelle Smart, oder auch Galifa die neue Scalia 2, in formstabilem sowie weichem Design an. Das Prinzip ist ähnlich: entspanntes Sehen durch eine Verringerung des Akkommodations und Konvergenzaufwandes bei täglichem, verlängertem Gebrauch von Displays.
Der UV und Blaulichtschutz sind interessante Ansätze, zumal etliche SmartphoneHersteller die Reduzierung des Blaulichtanteils direkt im Betriebssystem integrieren. Diese Ausstrahlung ist natürlich nicht mit der erheblich höheren Ausstrahlung der Sonne zu verwechseln; keine Kontaktlinse schützt Sie – und noch weniger Ihr Kind – vor den schädigenden Sonnenstrahlen. Auf die qualitative Sonnenbrille, sowie auf die quantitative, zeitliche Beachtung der Sonnenaussetzung, sollte man nach wie vor achten.
Brille und Kontaktlinsesind ein Team
Gerade draußen, beim Sport oder beim Ausgehen ist die Kontaktlinse vorteil haft – dass das keine Neuigkeit ist, weiß auch KontaktlinsenUrvater Wöhlk, schafft es aber dennoch mit der neuen Marketingkampagne „Morgens Bäcker, Abends Biker“ frischen Wind in diese Richtung zu wehen. Dass Sehhilfe nicht immer Brille oder Kontaktlinse heißt, sondern oft, für Kunden sowie Augenoptiker, Brille und Kontaktlinse ein besonders vorteilhaftes Konzept ist, wird auch dieses Jahr auf der Opti aus unterschiedlichsten Richtungen kommuniziert. Das neue Image von Wöhlk wurde zugunsten dieser Botschaftmit einem edlen, visuell ansprechenden Messestand vorgestellt, und das Thema Digitalisierung mit einem modernen, professionellen Kinospot umschlossen. „Jeder kann und sollte individuell entscheiden, wann er beziehungsweise sie Brille und wann Kontaktlinse trägt, und sich dabei mit beidem wohl fühlen“, begründet Marketingleiter Stefan Haase das Kampagnenkonzept.
Es hilft – ja, es muss – immer wieder erinnert werden, dass es sich dabei um eine vorteilhafte, komplementäre Beziehung handelt, die den Kunden in den Mittelpunkt stellen muss, um ein langfristiges, nachhaltiges WinWinVerhältnis zu pflegen. Dass sich das auch in den Verkaufszahlen widerspiegelt, konnte übrigens wissenschaftlich belegt werden: Sebastian Marx von Jenvis Research stellte beim OptiForum eine Studie vor, bei der knapp 600 deutsche und britische Kunden in mehr als 30 Optikgeschäften, zur Auswahl einer Brillenfassung Kontaktlinsen angeboten wurden. Wenn Sie im eigenen Laden schon bei der ersten Frage „Würden Sie Kontaktlinsen ausprobieren wollen?“ zögern, dann dürfen Sie getrost staunen, dass 95 Prozent der Befragten, die übrigens nie davor Kontaktlinsen getragen hatten, das Angebot annahmen, und dass bei 83 Prozent davon die Anpassung erfolgreich verlief. Die Mehrheit der Probanden war zufrieden bis sehr zufrieden mit
dem Trage und Sehkomfort mit Kontaktlinsen und erklärten sich bereit, diese in Zukunft erneut zu testen. Doch zurück zur Brille, der Hauptgrund ihres Optikerbesuches. Die Kontaktlinsentester kauften im Schnitt zehn bis 30 Prozent teurere Fassungen als die NichtKLTräger. Drei Monate später hatten mehr als die Hälfte der Kontaktlinsenenthusiasten schon ihre eigenen Linsen bestellt. Fazit: Es hat nur das Fragen gekostet, der Gewinn dabei ist aber nicht der ExtraEuro, sondern die völlig unerwartete, positive Erfahrung der Kunden mit Kontaktlinsen. Das hilft.
Besucher zeigen sich wissensdurstig
Ja, Probieren geht über Studieren, und ein durchaus gut besuchtes, völlig überfülltes OptiForum zeigte, dass OptiBesucher nicht nur wissensdurstig, sondern sich durchaus bewusst sind, dass neben Produktneuheiten, Verträgen, Schnäppchen und Häppchen, die ständige, ja lebenslange Fort und Weiterbildung von nicht unterschätzbarer Wichtigkeit sind. Dass die Kontaktlinse in dieser Hinsicht eine ausschlaggebende, unabdingbare Rolle spielt, wurde dieses Jahr auch aus dem Beitritt des Fachverbandes VDCO (Vereinigung deutscher Contactlinsen Spezialisten und Optometristen e. V.) zu den Unterstützern der Opti ersichtlich. Wersich bei der Anpassung auf 20 Jahre altes Meisterschulwissen verlässt, macht nichts falsch, verpasst nur ganz schön viel. Die hingereichte Hand des Herstellers bedeutet nicht (mehr nur) „Bitte Produkt kaufen!“, sondern viel öfter „Bitte fragen, bitte anrufen und vor allem: lernen“. Fast jeder Hersteller bietet heutzutage eine telefonische Anpassberatung an, bei der man von Expertenhand, von Torus bis Konus, Schritt für Schritt betreut wird. Bei Mark´ennovy ist diese sogar in 16 Sprachen verfügbar.
Auch wenn „nur“ viersprachig angeboten, werden Sie von den Schweizer Experten für maßgefertigte Speziallinsen wie gewohnt bestens betreut. In schlichten, optisch ansprechenden Messeständen, bei typisch guter Laune, Schweizer Käse und Kräutertrunk, standen auch dieses Jahr die Experten in Sachen Keratokonus und Orthokeratologie zur Verfügung. Weit über den Konus hinaus, bietet Falco formstabile Linsen, die von Myopiekontrolle bei Kids, bis hin zu multifokalen Designs für Presbyopie, von cornealen 8 mm bis skleralen 15 mm Durchmessern nicht nur jede denkbare Geometrie ermöglichen, sondern eine lebenslange Versorgung mit der altersidealen Linse versprechen. Das heiße Thema der Myopiekontrolle ist auch bei Galifa Programm: mit Myopia Expert bietet der Präzisionslinsenhersteller ein System, welches den Anpasser bei der individuellen Myopieversorgung mit Produkten, nützlichen Onlinetools, Knowhow und Service aus einer Hand umfassend unterstützt.
Reges Interesse für Hybriden
Da sich aber nicht alle an die „Harten“ heranwagen, dennoch aber auf hervorragende optische Abbildung nicht verzichten möchten, sorgten die neuen Hybridmaterialien von SwissLens für reges Interesse. Mit einem formstabilen Kern mit hohem DkWert und exzellenter Optik und einem weichen Rand aus Silikon Hydrogel für einfache Anpassung, Zentrierung und Spontanverträglichkeit bietet die neue AirFlex eine optimale Zwischenlösung. Ebenfalls neu, das „HydroSil GP“ (Onsifocon A), als erstes formstabiles SilikonHydrogelMaterial, verspricht verbesserten Tragekomfort, stabilere Benetzung und weniger Trockenheitsgefühl. Über die mittlerweile gewaltige Para metervielfalt der meisten anwesenden Hersteller, egal ob weich oder hart, dürfen Sie sich auch bei Appenzeller oder Hecht nicht ins Bockshorn jagen lassen. Das gilt übrigens auch bei den Sozialen Medien, ob Facebook, Instagram, Snapchat, LinkedIn, Twitter, Xing, WhatsApp, Pinterest oder YouTube, und das sind ja nur die ganz Großen.
Im Prinzip kann jeder ganz schön viel, in etwa das Gleiche, aber halt immer ein wenig anders. Abstinenz ist nicht unbedingt die beste Lösung, viel eher die bewusste, kontrollierte und persönliche Wahl. Gegen die damit einhergehende Qual gibt es in der Kontaktlinsenwelt zum Glück Seminare, Schulungen und freundliche Beratungshotlines. Einige, etwa SwissLens und MPG&E, boten angesichts des hohen Interesses, schon auf der Messe tiefgründige Seminare zu den Hot Topics Orthokeratologie und Myopiekontrolle. Verpasst? Kein Problem, denn die meisten Speziallinsenhersteller führen das ganze Jahr über Gruppenseminare oder Einzelschulungen im gesamten deutschsprachigen Raum an. Dass Schulung, ja, schon in der Schule anfangen muss, gilt insbesondere beim Thema Kontaktlinse, und dessen hat sich die Firma Menicon angenommen. Ein völlig neues Ausbildungskonzept soll in Zukunft die moderne Kontaktlinsenanpassung in die Berufs, Meister und Fachhochschulen bringen.
Auch bei den ganz Großen steht Lernen ganz weit oben auf der Agenda. Mit der hochmodern ausgestatteten Academy for Eyecare Excellence, bietet Alcon ein umfangreiches Seminar und Webinar Angebot, wo Sie nicht nur fachlich, sondern auch im Thema Vermarktung und Dienstleistung trainiert werden. Zu den News gehörte die Ankündigung der diesjährigen AlconRoadshow Ende März, eine gute Gelegenheit um die multifokale Erweiterung der bekannten Produktfamilien, sowie die 361GradRundumversorgung kennenzulernen. Diese wurde exklusiv auf der Messe besonders innovativ präsentiert, das lässt sich im Nachhinein nur per Smartphone und QRScannerApp erleben.
Die globale Kontaktlinse
Doch wer Schule groß schreibt, kann auch Feierabend groß schreiben, und dafür lud Alcon zur Happy Hour auf den Messestand ein. Bei heiterer Musik und einem frisch gemixten Cocktail, konnte man sich nach einem langen Messetag entspannen, austauschen und an „früher“ erinnern, als neben dem damaligen Ciba Vision und den vier bis fünf „Big Players“, nicht viel Platz für andere Namen übrigblieb. Im heutigen globalen Markt rücken aber immer mehr internationale Spieler den Stuhl an den Tisch heran. Die 60jährige Firma Seed zum Beispiel, ist kein neuer Player in Japan, mit einer monatlichen Produktion von mehr als 30 Millionen Linsen, doch nun spielen sie auch auf dem europäischen Markt mit und beliefern inzwischen Teile von Skandinavien, Italien und Großbritannien, demnächst auch Portugal, die Schweiz und Deutschland. Ein eigenes „zwitterionisches“ hochwasserhaltiges, nichtionisches Hydrogel und eine Algenbasierte, feuchtigkeitsspendende Benetzungslösung liegen dem breiten, hauptsächlich Tageslinsenbasierten Sortiment zu Grunde. In Kollaboration mit der Schweizer Firma Sensimed AG stellt Seed ihr Linsenmaterial zur Verfügung, zur Entwicklung einer echten digitalen Kontaktlinse: die Sensimed Triggerfish ermöglicht die tagelange, kontinuierliche Erfassung okularer Dimensionsänderungen, die im Zusammenhang mit der Augeninnendruckmessung völlig neue Erkenntnisse ermöglichen könnte.
Gute Pflege ist oberstes Gebot
Wer nach Innovationen sucht, findet diese auch ein wenig näher an zu Hause: Die gut gelaunten Holländer von Oté stellten ein Jodbasiertes Pflegemittel vor, welches laut Hersteller (Ophtecs) schneller und effektiver als Wasserstoffperoxid reinigen und desinfizieren soll. Damit wird das schon beträchtliche Pflegemittelangebot erweitert und deutet auf ein erhöhtes Interesse in der Entwicklung neuer, besserer Pflegeprodukte. Der spanische Hersteller Disop rückt ein wichtiges, nachhaltiges Prinzip in den Vordergrund: eine bequeme Linse setzt ein gesundes Auge voraus, doch durch den erheblichen und ansteigenden Anteil an Beschwerden zum trockenen Auge, apropos digitalem Lifestyle, ist das eine Herausforderung. Disop bietet ein komplettes Augenwellness Programm an, bei dem Sie als Anpasser und als Kunde umfangreich zum Thema trockenes Auge beraten und betreut werden. Nicht nur unsere Augen, sondern auch unsere Lifestyles unterscheiden sich voneinander, daher kommt es bei Disop darauf an, die optimale Kombination aus Augen und Kontaktlinsenpflege zu identifizieren. Als feuchtigkeitsspendendes Highlight gilt hier die körpereigene Hyaluronsäure, die übrigens auch in der Biotrue Familie von Bausch & Lomb, als Kombilösung sowie in Benetzungstropfen, zu finden ist. Für MPG&E hingegen heißt der Superstar Aloe Vera. Mit einem neuen, frischeren Marktauftritt wird die Premium Kontaktlinsenpflege Alvera präsentiert. Produktmanagerin Anja Clages zur AllinOneLösung: „Mit den Wirkstoffen der Aloe Vera ist es die natürliche Wahl, wenn Augen jeden Tag frisch und gesund strahlen sollen.“
Bequemer Sitz sowohl auf der Couch, als auch auf der Cornea
Die Kontaktlinse deckt durch immer größere Parametervielfalt und Geometrieauswahl eine weit ausgelegte, zweidimensionale Marktfläche ab. Die dritte Dimension, das Volumen, bleibt zunächst noch konstant beziehungsweise flach. Diejenigen unter uns, die vor zehn bis zwanzig Jahren die Kontaktlinse aufsetzten und heute weiterhin zufrieden sind, möchten sie nicht aufgeben; das mag die Einführung vieler Multifokallinsen erklären, denn dieser Trend war auf der Opti deutlich zu spüren. Digitale Displays werden ebenfalls nicht in absehbarer Zukunft verschwinden, also verpflichten sich neue Kontaktlinsenkonzepte, die müden Augen zu erfrischen und zu entlasten. Der dynamische Kontaktlinsenmarkt passt sich den neuesten Trends und Innovationen schnell an, man darf also gespannt auf Rückmeldungen hinausblicken.
Deutlich erkennbar sind auch Fortschritte im Service und Training, die mit der Komplexität und Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen zunehmen. Als Anpasser ist man damit oft besser aufgehoben, sich auf die Experten einzulassen, als sich auf eigene Kräfte zu verlassen, alles beim Alten zu belassen, oder es gleich ganz sein zu lassen. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit – Fortbildung ist dabei der beste Ausweg. Das verleiht Ihnen als Anpasser mehr (Selbst)Sicherheit und Ihren Kunden mehr Komfort und Vertrauen. Zunehmende AboSysteme und Direktbelieferungen sind für beide Parteien angenehm, jedoch nur wenn die Anpassung stimmt. Der bequeme Sitz auf der Couch ist genauso wichtig wie der bequeme – und gesunde – Sitz der Linse auf der Cornea.
Ein letztes zur Bequemlichkeit: Vermeintlich lässt sich Kundschaft grob in sparsame Internetbesteller und anspruchsvolle Individuallinsenfans aufteilen. Dass Erstere bequem auf der Couch sitzen möchten, während Letztere stets treu die Ladentüren einrennen werden, könnte ein trauriger Trugschluss sein. Fakt ist, dass mittlerweile beide online sind.
Die Erkenntnis, dass jeder zweite Einwohner Deutschlands eine Brille trägt, aber nur 3,3 Millionen auf Kontaktlinsen setzen, dass 15,2 Millionen Sporttreibende fehlsichtig sind, aber keine passende Sportbrille und / oder Kontaktlinsen besitzen – das sind die Zahlen, die uns weiterhin träumen lassen, von Luft nach oben, von der dritten Dimension, von Potenzial und von der Zukunft.