BiBB-Statistik: Die Augenoptik ist am Ende

Figuren vor einem Stapel Münzen
Die große Mehrheit der Azubis findet es wichtig, schon während der Lehrzeit „viel Geld zu verdienen“. Demnach beeinflusst die
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Jedes Jahr im Januar veröffentlicht das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) seine Statistiken zur Ausbildungsvergütung (AV) des abgelaufenen Jahres. Welcher Beruf seinen Auszubildenden zum Stichtag 1. Oktober wieviel zahlt ist dort herauszulesen, welche Anstiege es in welchen Branchen gegeben hat oder ob und wie stark sich die Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland angleichen. Jedes Jahr im Januar wandert der Blick der Augenoptik dann ziemlich bis ans Ende dieses Rankings, um den eigenen Berufsstand aufzufinden.

Das ist dieses Jahr nicht anders. 606 Euro (West) und 550 Euro (Ost) stehen da für die Augenoptik-­Azubis zum 1. Oktober 2018 zu Buche; ein übrigens gemittelter Wert vom ersten bis zum dritten Lehrjahr und über alle Bundesländer hinweg. Da dies für alle Berufe ähnlich gehandhabt wird, sind die Zahlen durchaus vergleichbar. Und verraten, dass die Augenoptik an fünftletzter Stelle (West) von 181 beziehungsweise an viertletzter Stelle (Ost) von 153 erfassten Ausbildungsberufen steht (lesen Sie dazu auch den „Oppicker“ auf der letzten Seite). Auffällig übrigens, wie viele Branchen – vor allem Industrie- und Handelsunternehmen, aber auch Handwerker und freie Berufe – inzwischen vierstellige Beträge zahlen (natürlich mit einer „1“ vorne) oder zumindest daran kratzen.

Starke Steigerung bei unattraktiven Berufen

Interessant ist auch der Blick auf ein paar Details: Im Jahr 2018 lag der Anstieg der AV (+ 3,7 %) erstmals wieder seit 2014 (+ 4,5 %) über dem der Vorjahre (2017 waren es nur 2,6 %). Ein höherer Bedarf an der „Mangelware“ Azubis schlägt sich offensichtlich auch beim Geld nieder. Besonders starke Anstiege verzeichneten nämlich die vom BiBB so bezeichneten „Berufe mit großen Nachfragedefiziten“ aus Gastronomie, Lebensmittelhandwerk oder Reinigungsbranche. In den 15 Berufen mit den größten Besetzungsproblemen stieg die AV überproportional stark, so zum Beispiel beim Bäcker (+ 6,4 %), Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk (+ 5,9 %), Fleischer (+ 5,2 %) oder Gebäudereiniger (in Ostdeutschland + 5,9 %). In der Augenoptik haben von 2017 auf 2018 nur die beiden jeweils am schlechtesten zahlenden Innungen in West und Ost die AV angehoben: Hamburg (von 520 auf 590 Euro im Schnitt) und Brandenburg (von 475 auf 550 Euro).

Tarifliche Ausbildungsvergütung 2018

Das BiBB hat schon vor einiger Zeit ermittelt, dass die Auszubildenden im Schnitt immer älter werden: 1993 waren 52,5 Prozent aller Personen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nicht volljährig. 2007 traf das nur noch auf ein knappes Drittel (31,9 %) zu. Weil mit höherem Lebensalter steigende Konsumwünsche und der Wunsch nach Unabhängigkeit, vor allem der nach einer eigenen Wohnung, einhergehen, steigt laut BiBB-­Report 14/10 der Finanzbedarf der Auszubildenden. Drei Viertel von ihnen finden es demnach wichtig, während der Lehrzeit „viel Geld zu verdienen“, die AV habe daher für Azubis „extrem hohe Relevanz“. Reicht das Lehrgeld nicht zum Lebensunterhalt oder zum gewünschten Lebensstil, nehmen die Lehrlinge Nebenjobs an. Abhängig von der Höhe der AV jobbt der BiBB-Studie „Ausbildung aus Sicht der Auszubildenden“ zufolge ein Fünftel (AV > 600 Euro) bis zu einem Drittel (AV < 400 Euro) zusätzlich in der Freizeit am Abend oder an den Wochenenden. Das kann eigentlich auch kein Ausbildungsbetrieb wollen.

Seit 1. Januar zahlt NRW 100 Euro mehr

Diese Signale hat der Augenoptiker- und Opto­metristenverband NRW (AOV) ver­standen. Auf der Delegiertenversammlung im Herbst, also nach dem Stichpunkt der BiBB-Erhebung, beschlossen die nordrhein-­westfälischen Augenoptiker, die Ausbildungsvergütung in ihrem Zuständigkeitsbereich anzuheben – im ersten Lehrjahr um 100 Euro (auf 650), im zweiten und dritten Lehrjahr noch um 40 beziehungsweise 30 Euro (auf 700 bzw. 800). „Es war die einhellige Meinung unserer Delegierten, dass wir beim Thema Ausbildungsvergütung etwas tun müssen“, erklärt Ute Limberg, Geschäftsführerin des AOV NRW. „100 Euro mehr sind da ein starkes Zeichen, auch wenn der Betrag im Vergleich zu anderen Berufen immer noch niedrig ist.“ Im übrigen wurde die Erhöhung unmittelbar zum 1. Januar und nicht erst zum 1. Oktober 2019 beschlossen. Ute Limberg: „Die jungen Leute suchen ja jetzt einen Ausbildungsplatz für den Herbst und vergleichen dabei die aktuell gültigen Zahlen.“

Zumindest was das erste Ausbildungsjahr angeht, hat sich Nordrhein-Westfalen damit an die Spitze der augenoptischen Vergütungs­tabelle gesetzt. Andere Innungen, da ist sich Limberg ziemlich sicher, würden aber demnächst nach­ziehen. „Trotzdem ist Geld nicht alles, es zählt ja auch die inhaltliche Attraktivität des Berufs.“

Die komplette Übersicht über die Ausbildungsvergütung in allen erfassten Berufen finden Sie unter anderem online in der Deutschen Handwerks-Zeitung. Dieses Thema stammt aus der neuen DOZ 03|2019 - erhältlich ab dem 27. Februar 2019.

Autor: Tom Theilig