Vergleichende Messung der nicht invasiven Tränenfilmaufreißzeit (NIBUT) mit vier unterschiedlichen Messgeräten

abstraktes rechtes Auge
Ergebnisse dieser multizentrischen klinischen Querschnittstudie können für die Kontaktlinsenanpassung hilfreich sein.
© AdobeStock / Sergey Nivens

Anhand einer klinischen multizentrischen Querschnittstudie wurde die Vergleichbarkeit der Messung der nicht invasiven Tränenfilmaufreißzeit (NIBUT) mit vier unterschiedlichen Messgeräten untersucht: Tearscope Plus (Keeler, Windsor, GB), Polaris (bon Optic, Lübeck, DE), Easytear view plus (Easytear, Rovereto, IT) und Oculus Keratograph 5M (Oculus Optikgeräte, Wetzlar, DE). Die Übereinstimmung von vier verschiedenen Instrumenten bei der Messung von NIBUT wurde untersucht. Zusätzlich wurde die Reproduzierbarkeit der Messgeräte geprüft.

Dieser Publikation ist die Veröffentlichung in Contact Lens and Anterior Eye (CLAE) vorangegangen; insofern wurde dieser Artikel in Anlehnung an die englische Version verfasst.

Schlüsselwörter: nicht invasive Tränenfilmaufreißzeit (NIBUT), Tränenfilmstabilität, trockenes Auge


Dieser Artikel - erschienen in der DOZ 06|2020 - wurde vom Wissenschaftlichen Beirat der DOZ begutachtet, auf seine fachwissenschaftliche Tragfähigkeit überprüft und freigegeben.


Material und Methoden

72 Testpersonen im Durchschnittsalter von 24,22 (±3,62) Jahren wurden rekrutiert. Von der Studie ausgeschlossen wurden Testpersonen, die am Tag der Messung Kontaktlinsen getragen oder innerhalb einer Stunde vor der Messung Benetzungstropfen angewandt haben. Durchgeführt wurden die Messungen an drei verschiedenen Standorten: Olten (CH / Institut für Optometrie, FHNW), Köln (D / Höhere Fachschule für Augenoptik, HFAK) und Birmingham (GB / Aston University). Gemessen wurde an zwei Messzeitpunkten desselben Tages (Mindestintervall zwischen den beiden Messzeitpunkten: zwei Stunden). Pro Messzeitpunkt wurden jeweils drei Messwerte pro Gerät erhoben. Dabei wurde zwischen den Messungen jeweils eine Pause von zwei Minuten eingehalten. Die Reihenfolge der Geräte wurde randomisiert, jedoch wurde die gleiche Reihenfolge pro individuelle Testperson für beide Messzeitpunkte beibehalten. Die Auswertung der Messungen mit dem Tearscope, Polaris und Easytear erfolgte anhand von Videosequenzen.

Ergebnisse

Beim Vergleich zwischen den Instrumenten mit dem Friedman-Test wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt (p=0,949). Die Prüfung der Reproduzierbarkeit der Instrumente ergab mit dem Wilcoxon Test keine signifikanten Unterschiede (pTearscope=0.584, pPolaris=0.549, PEasytear=0.701
und pKeratograph=0.261).

Fazit

Die vier Instrumente wiesen in dieser Studie vergleichbare NIBUT-Resultate auf. Weiter ist es mit allen vier Geräten möglich, wiederholbare Messwerte zu generieren.

Einleitung

Ein stabiler Tränenfilm ermöglicht eine schützende und geschmeidige Umgebung für die Oberfläche des palpebralen und bulbären Bindehautgewebes sowie eine optimal brechende Fläche für die in das visuelle System eintreffenden Lichtstrahlen. [1] Aufgrund einer beeinträchtigten Tränenfilmstabilität kann auf einen Verlust der Homöostase des Tränenfilms geschlossen werden, was eines der grundlegenden Kriterien für die Diagnose des Trockenen Auges darstellt. [2]

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Thematik der nicht invasiven Messung der Tränenfilmaufreißzeit (NIBUT). Während die BUT-Werte von der Menge, Konzentration, dem pH-Wert, der Tropfengröße, dem Vorhandensein von Konservierungsmitteln und der Art des verwendeten Fluoreszeins abhängen, beseitigt die NIBUT-Methode die physikalische Störung des Tränenfilms. [3-5] Für die NIBUT-Messung kommt kein Fluoreszein zum Einsatz, im Gegensatz zur invasiven Messmethode (BUT). Dadurch wird der Tränenfilm nicht durch die Applikation eines Farbstoffs beeinflusst. [5-7] Einige Geräte sind kommerziell erhältlich, die den Aufriss des Tränenfilms auf dem Auge durch Projektion eines Gittermusters auf den Tränenfilm sichtbar machen. [8] Der Goldstandard ist das kommerziell nicht mehr erhältliche Tearscope Plus, weshalb vergleichbare Geräte zur Anwendung kommen. Ziel dieser Studie ist es, diese ähnlichen Instrumente mit dem Tearscope zu vergleichen, damit eine verlässliche Interpretation der Messergebnisse möglich ist.

NIBUT hat eine besondere Bedeutung bei der Diagnose des Trockenen Auges, respektive dessen Behandlung. Die Prävalenz der NIBUT von ≤10s variierte in einem oder beiden Augen von 15.6% - 85.6% gemäss verschiedener Studien. [9] Die Prävalenz des Trockenen Auges hat stark zugenommen, weil es durch neue Forschungsanstrengungen besser diagnostiziert werden kann. [10-11] Zudem kann das Trockene Auge durch die veränderten Umgebungsbedingungen wie Klimaanlagen und das Arbeiten an Bildschirmen ausgelöst werden. [10;12] So beschreibt Sheppard et al., dass die Nutzung digitaler Geräte in allen Alterskategorien zugenommen hat. Ausserdem beschreibt er das Computer Vision Syndrom, zu dem auch das Trockene Auge gehört. [13] Des Weiteren hat NIBUT eine Bedeutung bei der Kontaktlinsenanpassung, da bei einer Störung die Prognose für eine erfolgreiche Kontaktlinsenanpassung verschlechtert werden kann. [8]

Die Symptome des Trockenen Auges wirken sich auf die täglichen Aktivitäten der betroffenen Menschen aus, wobei sie Aufgaben wie beispielsweise Autofahren beeinträchtigen. Schmerzen und irritierende Symptome, Folgen für die Augen- sowie die Allgemeingesundheit und das Wohlbefinden, die Wirkung auf die Sehfunktionen und somit auch auf die Wahrnehmung, was auch Auswirkungen auf die visuelle Leistung der Betroffenen hat, sind Auswirkungen des Trockenen Auges auf die Lebensqualität. Diese irritierenden Symptome lösen den Wunsch nach Therapie und Pflege aus. [14]

Material und Methode

In einer klinischen multizentrischen Querschnittstudie wurden 72 Testpersonen im Durchschnittsalter von 24,22 (±3,62) Jahren rekrutiert. Von der Studie ausgeschlossen wurden Testpersonen, die am Tag der Messung Kontaktlinsen getragen oder innerhalb einer Stunde vor der Messung Benetzungstropfen angewandt hatten. Alle Testpersonen wurden ausführlich über die Inhalte der Studie informiert, bevor sie eine Einverständniserklärung unterzeichneten. Durchgeführt wurden die Messungen an drei verschiedenen Standorten: Institut für Optometrie in Olten (CH), Höhere Fachschule für Augenoptik in Köln (D) und School of Optometry and Vision Science, Aston University in Birmingham (GB). Gemessen wurde an zwei Messzeitpunkten desselben Tages. Dabei betrug das Mindestintervall zwischen den beiden Messzeitpunkten zwei Stunden. Pro Messzeitpunkt wurden jeweils drei Messwerte pro Gerät erhoben, wobei zwischen den Messungen jeweils eine Pause von zwei Minuten eingehalten wurde. Die Reihenfolge der Geräte wurde randomisiert, jedoch wurde die gleiche Reihenfolge pro individuelle Testperson für beide Messzeitpunkte beibehalten. Der NIBUTMesswert in Sekunden entspricht der gestoppten Zeit vom letzten kompletten Lidschlag bis zum ersten Auftreten einer Distorsion im projizierten Muster. [15] Die Auswertungen des Tearscope, Polaris und Easytear erfolgten mittels Videosequenzen, die anhand einer Videoeinrichtung am Spaltlampenmikroskop aufgenommen wurden.

Messgeräte für den NIBUT
Abbildung 1 - Die in dieser studie verwendeten Geräte und ihre Gittermuster

Dieses Verfahren wurde auf Grund der Untersucherunabhängigkeit gewählt. Alle Geräte, die für diese Studie verwendet wurden – Tearscope plus (Keeler, Windsor, GB), Polaris (bon Optic, Lübeck, DE), Easytear view plus (Easytear, Rovereto, IT) und Keratograph 5M (Softwareversion 2,7r12) (Oculus Optikgeräte, Wetzlar, DE), weisen zur Bestimmung von NIBUT ein auf den Tränenfilm der Testperson projiziertes, Placido-Muster auf (Abbildung 1). Das etablierte, jedoch kommerziell nicht mehr erhältliche Tearscope ist das älteste unter den vier getesteten Instrumenten. Der Keratograph ist das einzige Gerät, das die NIBUT-Messung automatisch auswertet und einen Cut-off von 24 Sekunden anwendet. Mit Cut-off wird ein automatischer Abbruch der NIBUT-Messung des Keratographen beschrieben, wenn innerhalb dieses Zeitraums noch kein Aufriss detektiert wird. Die automatisch ermittelten NIBUT-Werte des Keratographen wurden in dieser Studie verwendet.

Die Stichprobengröße wurde mit dem G-Power nach einer Pilotstudie mit zehn Testpersonen berechnet. Mit einer Teststärke von 0.8 und einem Alphafehler von 0.05 wurde eine minimale Stichprobengröße von 23 Testpersonen berechnet.

Statistische Auswertung

Für die Überprüfung der Vergleichbarkeit der Instrumente wurden die logarithmierten Daten mit Anpassung an den automatisch angewandten Cutoff von 24s des Oculus Keratographen verwendet. Die Anpassung bestand darin, dass alle Messwerte des Tearscope Plus, Polaris und Easytear view plus, welche einen NIBUT >24s verzeichneten, als 24s gewertet wurden. Für die Untersuchung der Wiederholbarkeit hingegen wurde dieser Cut-off nicht verwendet.

Die Mittelwerte der Messungen waren nicht normalverteilt (Shapiro-Wilk-Test und QQ plots). Für den Vergleich der Messungen zwischen den vier Geräten wurde daher der Friedman-Test angewandt.

Die Messdaten zwischen den Instrumenten (erster Messzeitpunkt) und den Wiederholungsmessungen (erster zu zweiter Messzeitpunkt) wurden anhand von Bland-Altman-Grafiken, mittlerer Unterschied, 95% Konfidenzintervall und Bias analysiert. Für die Überprüfung der Reproduzierbarkeit wurden die Standardabweichungsunterschiede zwischen dem ersten und zweiten Messzeitpunkt in Sekunden (ohne Cut-off-Anpassung) verwendet und der nicht-parametrische Wilcoxon-Vorzeichen- Rangtest angewandt.

Ergebnisse

Tabelle 1 stellt die deskriptiven Daten ohne Cutoff- Anpassung und Tabelle 2 die Daten mit Cut-off- Anpassung dar.

Das Ergebnis der Prüfung auf Vergleichbarkeit zwischen den vier Geräten zeigte keinen signifikanten Unterschied (p=0.949; Boxplots in Abbildung 2).

Abbildung 2
Abbildung 2: Boxplots für die Mediane von Easytear (E),
Keratograph (K), Polaris (P) und Tearscope (T)

Die Bland-Altman-Grafiken der Differenzen im Vergleich zum Mittelwert für jedes Instrument mit jeder Instrumentenkombination sind in Abbildung 3 dargestellt. Die NIBUT-Messungen des objektiv messenden Keratographen waren durchschnittlich (1.2 s ± 9.6 s; 95% Konfidenzintervall) größer als die NIBUT-Messungen mit den anderen subjektiven Instrumenten (mittlere Differenz 0.4 s ± 7.7 s 95% Konfidenzintervall), was zu höheren Übereinstimmungsgrenzen führte. Die Steigungen betrugen zwischen -0.08 bis 0.11, was darauf hinweist, dass die Differenzen zwischen den Instrumenten nicht durch Bias beeinflusst wurden. Die Wiederholungsmessungen der zwei Messzeitpunkte zeigten keinen signifikanten Unterschied für das Tearscope Plus (p=0.584), Polaris (p=0.549), Easytear (p=0.701) und Keratograph 5M (p=0.261; Abbildung 3), und es konnte kein offensichtliches Bias festgestellt werden (Steigung -0.06 bis 0.10). Die Wiederholbarkeit (erste zwei Messungen der ersten Sitzung) war nicht signifikant verschieden für das Tearscope Plus (p=0.484), Polaris (p=0.519), Easytear (p=0.912) und den Keratographen 5M (p=0.705; Abbildung 4). Auch hier konnte keine Bias beobachtet werden (Steigung -0.08 bis 0.14).

Bei der Überprüfung der Reproduzierbarkeit anhand der Standardabweichungen vom ersten und zweiten Messzeitpunkt konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden (Tearscope: p=0.584 [-0.585, 1.206], Polaris: p=0.549 [-0.589, 0.950], Easytear: p=0.701 [-0.644, 0.968], Keratograph: p=0.261 [-0.322,1.139]; Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test).

Abb 1 NibutAbb 3 Nibut
Abb 3 Nibut
Abbildung 3: Bland-Altman-Grafiken zeigen die Differenzen der NIBUT-Werte zwischen den verschiedenen Instrumenten n=72).
Verwendung dieser Grafik unter freundlicher Genehmigung des Contact Lens Anterior Eye Journals.
Abb 4 Nibut
Abb 4 Nibut
Abbildung 4: Die Bland-Altman-Grafiken stellen die Differenzen der NIBUT-Messwerte zwischen den zwei Messzeitpunkten (schwarze Symbole) und innerhalb desselben Messzeitpunktes (graue Symbole) der verschiedenen Messinstrumente dar (n=72).
Verwendung dieser Grafik unter freundlicher Genehmigung des Contact Lens Anterior Eye Journals.

 

Tabelle 1

 

Tabelle 2

Diskussion

Diese multizentrische klinische Querschnittsstudie untersuchte vier verschiedene Messgeräte zur Bestimmung von NIBUT. Alle vier Instrumente lieferten vergleichbare und ausreichend reproduzierbare NIBUT-Werte.

Die Ermittlung der NIBUT-Werte erfolgte in der vorliegenden Studie anhand von Analysen aufgenommener Videosequenzen, die während der Messung aufgezeichnet wurden. Durch diese Analyse versprach man sich eine präzisere Messung der NIBUT-Werte, da die Sequenzen mehrfach begutachtet werden konnten. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass es sich bei der gesehenen Stelle um den ersten Aufriss handelte. Diese Methode entspricht jedoch nicht einer typischen klinischen Situation, in der die NIBUT-Werte direkt während des Messvorganges am Patienten ermittelt werden. Die Hypothese war, dass somit die Messungen realistischer mit dem Keratograph verglichen werden können, der auch eine Videosequenz auswertet.

Für eine möglichst stabile Tränenfilmaufnahme wurde eine Mindestpause von zwei Minuten zwischen jeder Messung eingehalten.

Lipidblasen sind manchmal schwer von einem Aufriss zu unterscheiden, denn eine Lipidblase verzerrt ebenfalls das projizierte Gitter, der Tränenfilm bleibt hingegen intakt. [16] Diese Erkenntnis konnte anhand der praktischen Durchführung der Messungen zu dieser Studie gewonnen werden. Wird eine Distorsion des Musters lokalisiert und der Fokus anschließend nach vorne auf die Lipidschicht verschoben, so kann bei einer Lipidblase noch eine intakte Lipidschicht erkannt werden, wohingegen bei einem Aufriss des Tränenfilms die Lipidschicht nicht mehr vollständig ist. Bei automatischer NIBUT-Messung unter Anwendung des Keratographen ist ungewiss, ob Lipidbläschen von einem Tränenfilmaufriss unterschieden werden können.

Bei der Studie von Jandl et al. (2017) wurden die gleichen Messinstrumente verwendet, allerdings wurde eine vorherige Version des Keratographen (Keratograph 4) verwendet. [17] Die Ergebnisse zeigten eine gute Korrelation der NIBUT-Werte zwischen dem Tearscope (12.4 +/-4.9s) und dem Polaris (11.2 +/-4.2 s) sowie dem Easytear (14.3 +/-7.8 s). Keine statistisch signifikante Korrelation konnte hingegen zwischen dem Keratographen (8.7 +/- 5.7s) und den anderen Instrumenten gefunden werden, wobei die NIBUT-Messwerte des Keratographen als vergleichsweise kürzer beobachtet wurden. In der vorliegenden Studie hingegen konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen allen getesteten Geräten gefunden werden. Dieser Unterschied in den Ergebnissen dieser zwei Studien basiert möglicherweise auf der Auswertungsart anhand von Videosequenzen in der vorliegenden Studie, oder auch allenfalls auf differenten Gittermustern der Testgeräte sowie der gewählten Beleuchtungsstärken. Auch könnte die kleinere Stichprobe bei Jandl et al. einen Einfluss gehabt haben (33 Testpersonen). Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass in der vorliegenden Studie der durch den Keratographen automatisch applizierte Cut-off von 24 s für die anderen zu vergleichenden Geräte in der vorliegenden Studie ebenfalls appliziert wurde.

Fuhrer und Vonarburg untersuchten ebenfalls die Vergleichbarkeit der NIBUT-Werte. [18] In dieser Studie kam ein Instrument weniger zum Einsatz (ohne Easytear view plus) und die NIBUT-Werte wurden subjektiv direkt während der Messung (ohne Videoaufnahme) erhoben. Die Ergebnisse beliefen sich auf keinen signifikanten Unterschied zwischen Tearscope und Polaris und einem knapp nicht signifikanten Unterschied zwischen Tearscope und Keratograph. Auch bestätigten die Autoren eine gute Reproduzierbarkeit mit allen drei geprüften Geräten.

Auch in anderen Publikationen unterschieden sich die NIBUT-Werte des Easytear und des Polaris statistisch nicht signifikant von denen, die mit dem Tearscope erhalten wurden. Beide Instrumente zeigten eine gute Wiederholbarkeit, vergleichbar mit dem Tearscope Plus und den zuvor gemeldeten Daten von Tearscope Plus. [19-21]

Pult und Pult-Riede erhielten signifikant höhere NIBUT-Werte mit dem Tearscope Plus, im Vergleich zu denen mit dem Keratograph 5M (p=0.002).[22] Best et al. berichteten ebenfalls über signifikant tiefere NIBUT-Werte mit dem Oculus 5M Keratograph, im Vergleich zum Tearscope (p<0.001). [23] Markoulli et al. bestätigten diese Ergebnisse (F=5.77, p=0.03). [19]

Allerdings kamen bei all diesen genannten früheren Studien vorherige Software-Versionen des Oculus 5M Keratographen zum Einsatz und der besagte Cut-off von 24 s wurde nicht appliziert, was die Ergebnisse beeinflusst haben könnte.

Erste Berichte unter Verwendung von Keratograph 4 und einem anderen objektiven automatisierten System (RT-7000 Auto Refractor-Keratometer; Tomey Corporation) ergaben statistisch signifikant kürzere NIBUT-Werte im Vergleich zu den subjektiven Messungen oder BUT unter Verwendung von Fluorescein. [17;23-25]

Für die Prüfung der Reproduzierbarkeit wurde als Variable in der vorliegenden Studie die Standardabweichung aus erstem und zweitem Messpunkt verglichen, wodurch die Streuung berücksichtigt werden konnte (ohne Cut-off Anpassung). Alle vier geprüften Instrumente lieferten ausreichend reproduzierbare Ergebnisse, wobei aber auch einzelne erheblichen Unterschiede festgestellt werden konnten (Abbildung 4).

Worin unterscheiden sich die in dieser Studie verwendeten Geräte im klinischen Alltag? Trotz einer beträchtlichen Anzahl an Veröffentlichungen zum Tearscope Plus wird dieses Instrument nicht mehr hergestellt. [26] Der Keratograph 5M hat den Vorteil, dass er untersucherunabhängig misst, da der Messvorgang automatisiert ist. Bei der Messung der NIKBUT (Non Invasive Keratograph Break-Up-Time) kann zwischen weißem und infrarotem Licht gewählt werden. Das Infrarotlicht verhindert, dass der Patient geblendet wird und dadurch Reizsekretion produziert. [27] Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass die Messergebnisse etwas weniger gut mit den anderen Geräten vergleichbar sind. Das Polaris kann an der Spaltlampe montiert werden und verfügt über ein feines Gitter, mit dem Distorsionen im Tränenfilm gut erkennbar sind. Der kleine Gerätekopf kann nahe an das Patientenauge geführt werden und ermöglicht daher eine grosse beurteilbare Fläche. Nachteilig kann sich seine verhältnismäßig hohe Beleuchtungsstärke auswirken, wenn es zu Reizsekretion des Patientenauges kommt. Ausserdem hat das Polaris ein relativ kurzes Kabel, weshalb oft ein Verlängerungskabel benötigt wird.

Das neuste Gerät, das Easytear, hat einen Akku und ist somit ohne Stromanschluss nutzbar. Weiter hat es fünf Helligkeitsstufen, die ausgewählt werden können. Das Instrument kann an der Spaltlampe montiert werden oder auch freihändig genutzt werden. Zusätzlich verfügt dieses Instrument über blaue LED, damit ist eine Fluoreszein-Beurteilung von Kontaktlinsen möglich. Außerdem verfügt dieses Gerät über eine integrierte Stoppuhr-Funktion. [28]

Fazit

Das Ziel der vorliegenden multizentrischen klinischen Querschnittstudie war das Untersuchen einer Übereinstimmung von vier verschiedenen Messgeräten zur Messung von NIBUT. Die Ergebnisse zeigen, dass die Geräte Tearscope Plus, Keratograph 5M, Polaris und Easytear View Plus vergleichbare Messwerte liefern. Diese Ergebnisse sind wichtig, um die Messwerte untereinander vergleichen zu können. Weiter liefert jedes der getesteten Geräte reproduzierbare Ergebnisse. Diese Aussage kann für die Kontrolle eines Therapieverlaufs genutzt werden und in der Kontaktlinsenanpassung hilfreich sein.


Aaisha Anwar
Aaisha Anwar

Während ihres letzten Jahrs im Optometrie-Studium an der Aston University konzentrierte sich Aaisha Anwar auf das Sammeln und Analysieren von Daten für ihr Wahlstudienprojekt: der Vergleich der verschiedenen Messmethoden von NITBUT für die Analyse des Trockenen Auges. Nach ihrem Abschluss im Jahr 2018 begann sie ihr Vorregistrierungsjahr in der Community-Optometrie. Heute ist sie eine graduierte Optometristin, die auf weitere Qualifikationen im Bereich Glaukom und medizinische Netzhaut hinarbeitet.


Dr. Stefan Bandlitz
Dr. Stefan Bandlitz

Dr. Stefan Bandlitz ist Dozent an der Höheren Fachschule für Augenoptik in Köln (HFAK) und verfügt über langjährige Erfahrung in der Versorgung mit Kontaktlinsen sowie im Bereich klinischer Studien zum vorderen Augenabschnitt. Er graduierte zum Master of Science in Clinical Optometry am Pennsylvannia College of Optometry in Philadelphia, USA, und erhielt seinen Doktorgrad von der School of Optometry and Vision Science an der Cardiff University in Wales. Er ist Autor zahlreicher Fachpublikationen.


Dr. Paramdeep Bilkhu
Dr. Paramdeep Bilkhu ist therapeutischer Optometrist sowie Lehr- und Forschungsstipendiat an der Aston University. Dort hat er 2008 den Abschluss der Optometrie erworben und im Jahr 2014 promoviert. Er ist Referent auf Konferenzen und Fachtagungen und hat viele von Experten begutachtete Artikel veröffentlicht. Seine Schwerpunkte sind: die Behandlung von Presbyopie und das Management von Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts. Er leitet das Modul „Independent Prescribing for Optometrists“ der Aston University.


Kai Jaeger
Kai Jaeger

Kai Jaeger ist staatlich geprüfter Augenoptiker / Augenoptikermeister (HFAK), Optometrist (ZVA/HWK) sowie Betriebswirt (HWK). Er betreibt drei Augenoptikbetriebe in Köln. Sein Tätigkeitsschwerpunkt dort sind die Sehbehindertenversorgung / Anpassung vergrößernder Sehhilfen sowie die Kontaktlinsenanpassung. Nebenberuflich ist er als freier Dozent an der Höheren Fachschule für Augenoptik Köln (HFAK) im Bereich der Kontaktlinsenanpassung tätig und ist seit 2014 Obermeister der Augenoptikerinnung Köln.


Professor Dr. Daniela S Nosch
Prof. Dr. Daniela S Nosch

Professor Dr. Daniela Nosch erwarb 1999 ihren Bachelor of Science (Hons.) in Optometrie an der Cardiff University und ihren Master of Science in Clinical Optometry 2006 an der City University. 2007 erhielt sie ein zusätzliches Diplom für die Anwendung therapeutischer topischer Medikamente vom College of Optometrists. Ihre Promotion schloss sie 2015 zum Thema ‚„Hornhautsensibilität“ ab. Seit 2010 lehrt sie am Institut für Optometrie, Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und verantwortet u.a. die Ausbildungsklinik.


Barbara Peter
Barbara Peter

1989 wurde Barbara Peter in der Schweiz geboren. Nach der vierjährigen Ausbildung als Augenoptikerin und vier Jahren Berufserfahrung hat sie die Berufsmatur in Angriff genommen und abgeschlossen. Im Anschluss absolvierte sie das dreijährige Studium der Fachhochschule Nordwestschweiz und schloss das Studium 2018 mit dem Bachelor of Science in Optometrie ab. Zurzeit arbeitet sie als Optometristin in einer Augenarztpraxis.


Tanja Pflugi
Tanja Pflugi

Tanja Pflugi wurde 1992 in der Schweiz geboren. Nach der Schulzeit absolvierte sie eine Ausbildung zur Augenoptikerin EFZ, die sie 2012 abschloss. Es folgten die berufsbegleitend erworbene Technische Berufsmatur und das Studium an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Im Herbst 2018 erlangte Pflugi dort das Diplom zum Bachelor of Science in Optometrie und das Europadiplom. Seither arbeite sie als Optometristin in einem familiären Optikfachgeschäft.


Professor Dr. James Wolffson
Professor Dr. James Wolffson

Nach einem Optometrie-Abschluss in Manchester, einem Jahr am Moorfield‘s Eye Hospital in London, einem Doktortitel an der Cardiff University und einem Forschungsstipendium an der University of Melbourne in Australien wurde Professor Dr. James Wolffsohn im Jahr 2000 an die Aston University berufen. Dort war er bis 2016 Leiter der Optometrie und hat seit 2007 einen Lehrstuhl inne. Er forscht zur Entwicklung und Bewertung von ophthalmologischen Instrumenten, Kontaktlinsen, Intraokularlinsen und zum Tränenfilm.