Zeiss: UV-Schutz bis 400 Nanometer für Markengläser
Dass UV-Schutz nicht nur bei Sonnenbrillen ein zentrales Thema ist, zeigen die fortschreitenden Entwicklungen im Bereich der Brillengläser. Um auch bei klaren Brillengläsern einen optimalen UV-Schutz zu garantieren, deckt Zeiss mit UVProtect serienmäßig nun auch hier den Bereich bis 400 Nanometer ab. Ab April stattet der Hersteller alle Brillengläser nach australischem Standard aus — und geht damit nach eigener Aussage den Weg, „den Schutz gemäß der Anforderungen der geltenden Industriestandards für Korrektionsgläser zu erhöhen“.
40 Prozent der solaren UV-Strahlung, die auf die Erdoberfläche gelangt, liegen im Bereich zwischen 380 und 400 Nanometer. 40 Prozent also, die nach geltendem Industriestandard beim UV-Schutz von Brillengläsern nicht abgedeckt sind. Dabei sind es gerade diese langwelligen UV-Strahlungen, die tiefer ins Gewebe eindringen und Schäden verursachen. „UV-Strahlung kann sehr schädlich für die Augen sein“, erläutert Maik Hartung, Marketingleiter Zeiss Vision Care Deutschland. Selbst bei bewölktem Himmel oder im Schatten ist die ultraviolette Strahlung allgegenwärtig. Mehr als ein Drittel der UV-Belastung entsteht genau hier. Außerdem reflektieren neben Schnee, Wasser und Sand auch Wolken, Straßen und Glasfronten die UV-Strahlen.
Die Folge: Das Auge altert, die Augenlinse trübt sich, was zu Grauem Star führen kann, eine Photokeraris (Sonnenbrand der Hornhaut) entsteht oder sogar Krebs am Augenlid kann ausgelöst werden. Fünf bis zehn Prozent aller Fälle von Hautkrebs betreffen das Augenlid, weitere Erkrankungen, an deren Entstehung UV-Strahlung mit großer Wahrscheinlichkeit beteiligt ist, sind das Flügelfell (Pterygium), Lidspaltenflecken (Pinguecula) und Plattenepithelkarzinome der Bindehaut. Bei degenerativen Netzhauterkrankungen wie dem Morbus Stargardt und der altersbedingten Makuladegeneration konnte eine Beteiligung von UV-Strahlung bisher nicht vollständig ausgeschlossen werden. Für die Entstehung von Aderhautmelanomen (malignes uveales Melanom) wird UV-Strahlung als Risikofaktor derzeit diskutiert.
UV-Schutz ist seit 2011 ein Politikum
Die Wichtigkeit des UV-Schutzes ist auch auf politischer Ebene angekommen. Bereits 2011 wurde das UV-Schutz-Bündnis ins Leben gerufen, ein Zusammenschluss von mittlerweile 20 namenhaften Gesellschaften, Organisationen und Behörden, die sich aktiv für den Schutz vor UV-bedingten Erkrankungen einsetzen. Mit dabei sind neben dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA), aus augenoptischer Sicht auch der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). In einem Grundsatzpapier heißt es: „Es [das Bündnis] dient dem Ziel, im Freien, in Außenanlagen öffentlicher Einrichtungen sowie in den unterschiedlichen Lebenswelten der Bevölkerung verhaltenspräventive Maßnahmen zum Schutz vor übermäßiger UV-Belastung und vor weiteren, durch den Klimawandel zunehmenden gesundheitsschädlichen Belastungen der Sonne flächendeckend zu etablieren.“ Dazu gehört unter anderem auch der Schutz des Auges. Einer Umfrage des Kuratoriums Gutes Sehen (KGS) aus dem Jahr 2012 zufolge wissen 14 Prozent der Bevölkerung nicht, dass UV-Strahlen das Auge schädigen. Entsprechend wichtig ist es, als Augenoptiker einer Aufklärungspflicht nachzukommen.
Dass dabei nicht nur Sonnenbrillen in den Fokus rücken, sondern insbesondere auch klare Brillengläser, hat sich Zeiss Vision Care zur Aufgabe gemacht. Ab April werden alle Zeiss-Brillengläser, ausgenommen Spezialgläser wie Aphal und Bifokal, mit einem UV-Schutz bis zu 400 Nanometer ausgestattet — damit erhöht das Unternehmen den geltenden Industriestandard, der die Grenze für UV-Schutz bei Brillengläsern heute immer noch bei 380 Nanometer sieht. Das Ziel: die Lücke zu schließen, die ein großer Teil der verkauften Brillengläser beim Schutz des Auges gegen die energiereiche UV-Strahlung aufweist. „UV-Strahlung ist auch im Spektralbereich bis 400 Nanometer für gesundes Sehen relevant. Vollständiger UV-Schutz ist jedoch wichtig“, sagt Hartung. „Der bisherige Industriestandard entspricht also nicht den Erkenntnissen zu den schädlichen Folgen vor langwelliger UV-Strahlung jenseits der 380-Nanometer-Grenze.“ Zeiss sei es gelungen, die heute verwendeten Kunststoffe so zu modifizieren, dass sie das gesamte UV-Spektrum absorbieren, ohne dabei die Klarheit des Brillenglases zu beeinträchtigen. Hartung: „Hier bietet sich die große Chance für den Augenoptiker, Verbraucher über einen maximalen UV-Schutz aktiv aufzuklären.“ Viele Verbraucher seien sich, wie auch die oben erwähnte KGS-Umfrage belegt, nicht über die gesundheitlichen Risiken der ultravioletten Strahlung bewusst.
Dieser Aufklärungspflicht will auch das UV-Schutz-Bündnis nachkommen. So soll das Thema „UV-Wirkung und –Schutz“ in Schule, Lehre und Beruf durch Erweiterung und Anpassung der Ausbildungs- und Lehrpläne verankert werden. Hierfür wird ein Grundlagenkatalog erstellt. Des Weiteren soll an zentralen Orten wie Freibädern, Touristeninformationen oder innerstädtischen Außenanlagen eine Visualisierung der sonnenbrandwirksamen UV-Bestrahlungsstärken als UV-Index in Form einer Anzeige eingerichtet werden. Flankierend sollen den Medien UV-Index-Werte, angepasst auf die jeweiligen Bedürfnisse, zur Verfügung gestellt werden, um diese in Wetternachrichten, Online-Diensten und Apps gleichberechtigt neben der Anzeige von Temperatur, Wind und Niederschlag darzustellen.
Rodenstock setzt dem Zeiss-Vorstoß das neue Brillenglasmaterial Pro410 entgegen. Das High-Tech-Material soll die Augen vor potentiell schädlichem hochenergetischen Licht schützen und einen hundertprozentigen UV-Schutz (UVA/UVB) bieten. Es sorgt, so Rodenstock, für Schutz und Wohlbefinden zugleich, da es das einfallende Licht so filtert, dass die für den Biorhythmus wichtigen Lichtanteile ab einer Wellenlänge von über 410 Nanometer durch das Brillenglas dringen. Kombiniert mit der neuen Premium-Veredelung „Solitaire Protect Pro 2“ will man eine „perfekte Lösung für optimalen Lichtschutz und Ästhetik geschaffen“ haben. Im Vergleich zur Beschichtung „Solitaire Protect Plus 2“ soll eine nochmals um 60 Prozent verbesserte Entspiegelung gewährleistet, das Auge zudem ohne farbliche Veränderungen durch das Brillenglas sichtbar sein.
13 Millionen Menschen tragen niemals eine Sonnenbrille
Die KGS-Umfrage aus dem Jahr 2012 förderte nicht nur die Unwissenheit etlicher Verbraucher hinsichtlich der augenschädigenden UV-Strahlung zutage, sie zeigte auch, dass 13 Millionen Menschen hierzulande niemals eine Sonnenbrille tragen. Unbeachtet blieb dabei zudem, wie viele Verbraucher eine Sonnenbrille ohne
ausreichenden UV-Schutz nutzen. Dabei ist dieser insbesondere bei Kindern unabdinglich. Die großen Pupillen und die helleren Augenlinsen von Kindern lassen mehr UV-Strahlen in das Auge hinein als die von Erwachsenen. Dadurch gelangen mehr UV-Strahlen zur Netzhaut und schädigen die empfindlichen Photorezeptoren.
Bei der Wahl des richtigen Sonnenschutzglases spielt der Blendschutz eine übergeordnete Rolle. Zwar verfügt das menschliche Auge über einen natürlichen Blendschutz, indem sich die Pupillen bei zu großer Lichteinstrahlung zusammenziehen. Ist die Lichteinstrahlung aber zu intensiv, reicht diese Reaktion nicht mehr aus. Doch Achtung: je nach Sonnenschutzglas werden die Anteile des Lichts unterschiedlich stark gefiltert. Daher sollte bei der Beratung auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden geachtet werden. Insgesamt fünf Schutz- und Tönungsstufen gilt es zu unterscheiden:
- Kategorie 0: 0 bis 20 Prozent Lichtabsorption; sehr heller Filter, für leichten Lichtschutz etwa bei bewölktem Himmel und für abends
- Kategorie 1: 20 bis 57 Prozent Lichtabsorption; heller bis mittlerer Filter, gut geeignet für bedeckte Tage und wechselndes Wetter
- Kategorie 2: 57 bis 82 Prozent Lichtabsorption; dunkler Universalfilter, besonders geeignet für den Sommer, der perfekte Blendschutz für unsere Breitengrade
- Kategorie 3: 82 bis 92 Prozent Lichtabsorption; sehr dunkler Filter, gut geeignet für südliche Gefilde, helle Wasserflächen, den Strand und die Berge
- Kategorie 4: 92 bis 97 Prozent Lichtabsorption; extrem dunkler Filter, zu dunkel für den Straßenverkehr, doch geeignet für Hochgebirge und Gletscher sowie bei Schnee
Neben dem Blendschutz gilt es auch, den richtigen Farbfilter zu bestimmen. Braune, graue und grüne Gläser sind universell einsetzbar. Sie verfälschen die Farben der Umgebung am wenigsten. Gelb- und orangefarbene Brillengläser erhöhen die Kontraste, auch bei diffusem Licht — der Blendschutz ist jedoch eher gering. Bei Verlaufstönungen sorgt der obere Teil für eine Lichtdämpfung, der untere, hellere Bereich bewirkt eine blendfreie Sicht nach oben und eine erhöhte Kontrastsicht auf den Boden. Rodenstock beispielsweise bietet mit der SunContrast-Veredelung eine Tönung, die speziell auf die Lichtverhältnisse im Auto abgestimmt ist — einfarbig oder als Farbverlauf. Die Sonnenschutzgläser sollen zudem bei grellem oder diffusem Licht ein kontrastreicheres Seherlebnis bieten.
Essilor setzt mit der Crizal-UV-Veredelung auch auf die Reduzierung der UV-Strahlung durch Reflexionen an der Brillenglasrückseite. Diese können bis zu 50 Prozent
der gesamten UV-Belastung der Augen ausmachen. Als Formel zur Bestimmung des gesamten UV-Schutzes von Brillengläsern hat Essilor den E-SPF (Eye Sun Protect Faktor) als Grundlage festgelegt. Dieser reicht bei klaren Brillengläsern von 10 bis 35, Sonnenschutzgläser werden mit einem E-SFP von maximal 50+ zertifiziert. Je höher der Faktor, desto besser sind die Augen vor UV-Strahlung geschützt. Die Kunden sollen sich dabei an Lichtschutzfaktoren von Sonnencremes orientieren. Die E-SFP Kennzeichnung soll die UV-Schutzwirkung beider Seiten des Brillenglases berücksichtigen.
Suchen Kunden eine Brille für alle Lebenslagen, sind phototrophe Gläser meist erste Wahl. Die Brillengläser „ColorMatic IQ2“ von Rodenstock werden in drei Farben angeboten und verheißen einen UV- und UVA-Schutz bis 400 Nanometer. Das Münchener Unternehmen verspricht eine optimale Anpassung an wechselnde Lichtverhältnisse. Die Technik dahinter: die Brillengläser enthalten rund eine Trillion photochromer Moleküle, die sich aufklappen, sobald UV-Licht auf sie trifft — sie dunkeln somit wie kleine Sonnenschirme das Glas ab. Nimmt die UV-Strahlung ab, hellen sich die Gläser wieder auf. Im Innenraum sind sie glasklar und nicht zu unterscheiden von einer normalen Brille.
Zeiss kombiniert die phototrophe Technologie mit einem Sonnenschutzglas. AdaptiveSun- Brillengläser starten mit einer Ausgangsabsorption von 60 Prozent. Bei hellem Sonnenlicht ändern sie ihre Farbintensität und werden noch dunkler. Bei intensiver Sonneneinstrahlung passt sich die Farbintensität bei 25 bis 28 Grad Celsius so an, dass sie eine Eindunkelung von etwa 90 Prozent erreicht, also von mäßig dunkel bis sehr dunkel. AdaptiveSun gibt es auch in Verlaufsfarben. Die Ausgangsabsorption erstreckt sich von 25 bis 75 Prozent. Auch in der Verlaufsvariante dunkeln die Brillengläser in der entsprechenden Farbe in uni um zirka 90 Prozent ein.