Brillen Rottler: „Die Entscheidung trifft Paul“

Familie Rottler
Am Esstisch der Familie Rottler wurden manche Weichen gestellt. Auch die des Sohnes Paul (rechts); Andrea und Peter wurden 1977 dagegen ins kalte Wasser geworfen.
© Brillen Rottler

Brillen Rottler hat sich den Zusatz Familienunternehmen wahrlich verdient. Dieses Flair droht zwar angesichts der nunmehr 59 Betriebe etwas zu verblassen, doch in der Unternehmenszentrale in Arnsberg-Neheim wird es hochgehalten. Nicht nur von Paul Rottler, aber insbesondere von dem jungen Geschäftsführer, der 2015 – wenn man so will – zu seinem 30. Geburtstag die Geschäfte von seinem Vater Peter übernimmt. Seit 2007, da kommt Paul Rottler gerade von der Meisterschule, ist er Mitinhaber – Rottler zählt zu dieser Zeit 20 Filialen. Der vorbereitete Generationswechsel kommt weder schnell noch überraschend; Pauls Vater, Peter, ist um einiges jünger als er die Rottler-Gruppe 1977 übernehmen muss.

Peter und Paul sind ein gutes Gespann, der Vater arbeitet noch im Unternehmen, aber „die Entscheidung trifft Paul“! So stand es auf einem Schild auf Papas Schreibtisch, zumindest eine Zeit lang. Als Berater kümmert sich Peter Rottler heute um die Expansion des 1946 gegründeten Augenoptik-Filialisten, der seit vielen Jahrzehnten auch Hörgeräte in seinem Logo führt. Peter, der nach dem Tod des Gründers Paul senior gemeinsam mit seiner Frau Andrea die Geschäftsführung übernimmt, verfügt nach vier Jahrzehnten über ein schier unerschöpfliches Netzwerk an Kontakten. Das kommt dem Sohn und damit dem Unternehmen zugute; außerdem geht der Vater in der neuen Rolle auf. Da er die Übernahmegespräche führt, hat er auch genug zu tun, denn der Wachstumshunger der Rottlers wird vornehmlich durch Übernahmen gestillt. Das Schild auf dem Schreibtisch ist länger schon nicht mehr nötig, zumal Paul bei den meisten Entscheidungen auch früher schon zumindest dabei, wenn nicht maßgeblich beteiligt war.

Paul Rottler
Paul Rottler

Ausbildung zum Chef

„Wir sind eine Unternehmerfamilie. Da sind immer alle relevanten Entscheidungen zuhause am Esstisch besprochen und gefällt worden. Ich war also immer schon mittendrin“, sagt Paul, der als Kind von den Eltern im Wohnwagen nach Paris zur Silmo mitgenommen wird und als 16-Jähriger 1985 seine Berufsausbildung im Hauptgeschäft direkt unter den Büroräumen der Zentrale in Neheim beginnt. Er fängt aber keine Ausbildung zum Augenoptiker an und auch keine zum Akustiker; seine Mutter Andrea hat diese Kompetenz durch ihre Ausbildung mit ins Unternehmen gebracht. Nein, Paul Rottler junior wird mit dem ersten Tag seiner Lehre zum Chef ausgebildet, so möchte es der Vater, und so erzählt er es dem Sohn.

Das Hauptgeschäft, 30 Autominuten entfernt von Dortmund, ist der älteste Betrieb im ältesten Haus des Filialisten, der 50 Betriebe in Nordrhein-Westfalen, fünf in Niedersachsen und vier in Schleswig-Holstein betreibt. 31 Fachgeschäfte sind im Franchise, es gibt 23 „Hörgeräte-Kompetenzzentren“ und drei „Rottler-Praxen für Augenoptik und Optometrie“, Stand Mitte Dezember 2017. Letzteres muss dazu gesagt werden, denn der eingeschlagene Expansionsweg soll fortgeführt werden und so könnte es sein, dass das Firmen-Datenblatt mit exakt diesen Angaben und Benennungen bald schon wieder Makulatur ist. Was sich jedoch nicht ändert, ist das auferlegte Firmenmotto, das offensichtlich auch intern wirkt: „Rottler macht mich glücklich“ – das soll in erster Linie für Kunden, aber gerne auch für Mitarbeiter gelten.

Sorge vor der Tradition

Paul Rottler lacht viel, er hört zu, redet gerne. Er kennt die Branche, das wird nach wenigen Gesprächsminuten deutlich, der 32-Jährige lebt in der Augenoptik und steht auch abseits davon mitten im Leben. Umsetzungsstärke, Offenheit und Weitsicht reklamiert er für sich, seine schlimmste Sorge: „Wenn wir irgendwann einmal als großes Traditionsunternehmen abgestempelt würden.“ Als Jugendlicher hat er keine Chance, auch wenn er betont, eine freie Wahl gehabt zu haben. Vielleicht denkt er das wirklich.

Auch die beiden Geschwister stehen schließlich dafür, sich selbst für den Beruf ihrer Wahl entschieden zu haben. Als Augenärztin steht die ältere Schwester dabei jedoch eindeutig im Verdacht, dass sie ihren Eltern etwas beweisen wollte, und der jüngere Bruder könnte aus Protest und im Hinblick auf die anstehende Karriere des älteren Bruders Medizin studiert und die Orthopädie als Gelderwerb gewählt haben. Paul hat keine Lust auf ein Studium, schon die Schule schafft es bei dem heranwachsenden Sauerländer nicht, eine großartige Motivation zu erzeugen. Die Augenoptik aber fasziniert ihn von Kindesbeinen an – so wie es sich für einen richtigen Rottler wohl auch gehört. Der Opa hat mit seiner Frau Maria 1946 die Grundmauern des Unternehmens errichtet, 1977 erbt nach dem Tod des Gründers (Paul senior) zunächst Peters Bruder die Firma, der kurz darauf aber ebenfalls verstirbt.

Filiale von Brillen Rottler
Insgesamt 59 Filialen gehören Mitte Dezember 2017 zur Rottler-Gruppe,
darunter 23 „Hörgeräte-Kompetenzzentren“
und drei „Praxen für Augenoptik und Optometrie“.

So wird Peter Rottler damals 21 Jahre jung ins kalte Wasser geworfen. Er wohnt später mit der Babysitterin seiner Nichte eine Etage über den heutigen Büroräumen der Zentrale: Andrea, sie wird erst Ehefrau, dann Augenoptikerin, dann Akustikerin. Sie baut den Akustikstrang des Unternehmens auf, der viele Jahre lang einfach nur vorhanden ist. Erst seit einigen Jahren macht sich das Familienunternehmen auf, die Akustik zu einem gleichwertigen Standbein werden zu lassen, das heute von Petra Walter-Niemand geleitet wird natürlich ist das eine Cousine von Paul, dem heutigen Chef. Auch Antje Walter- Baltrusch, Augenoptikermeisterin, gehört diesem Familienstrang an und arbeitet im Hauptgeschäft im Sauerland.

„Ich habe die Familie immer positiv erfahren, auch wenn das eine Herausforderung sein kann“, sagt Paul Rottler, der seinerseits mit einer Lehrerin verheiratet ist. Das ist noch nichts besonderes, aber Caroline habe tatsächlich nicht vor, in die Augenoptik oder Akustik zu wechseln. Wie gut, dass da zwei Nachwuchshoffnungen heranwachsen, die den Vater nahezu immer beim Abendessen sehen und die auch auf dem morgendlichen Weg in den Kindergarten erste Berührungspunkte ihrer Zukunft nahe gebracht bekommen können: Anton ist fünf, Caspar gerade zwei Jahre alt geworden; beide werden gewiss mitbekommen, was bei zukünftigen Familientreffen besprochen und entschieden wird.

Rottler wächst  seit Jahren

Caroline lässt Paul hin und wieder wissen, dass er zu viel arbeite, dabei sind die Strukturen soweit es geht auf den Chef und dessen Familienleben abgestimmt. Drei Kilometer von der Zentrale entfernt wohnt die junge Familie, das hat sich Paul Rottler als 20-Jähriger nicht denken können. „Ich finde das jetzt gut so, mit der Entscheidung für das Unternehmen habe ich mich an den Ort gebunden, früher fand ich das nicht so spannend“, sagt der Hobbygolfer, der so selten auf dem Grün steht, dass er sein Handicap schlichtweg vergessen hat. Andere Zahlen sind präsenter: Die über 300 Mitarbeiter der Rottler-Gruppe erwirtschaften 2016 einen Umsatz von 26,53 Millionen Euro, was eine Steigerung zum Vorjahr von 39 Prozent bedeutet.

Kundengespräch bei Brillen Rottler
„Rottler macht mich glücklich“: Das Firmen-Motto
richtet sich sowohl an Kunden als auch an über
300 Mitarbeiter.

Völlig anders wird das für 2017 nicht aussehen, Rottler wächst. Derzeit gebe es viele Augenoptiker, die nach einer Nachfolgeregelung fernab einer anonymen Übernahme durch einen Großkonzern suchen, meint der Geschäftsführer. Rottler böte die vielleicht persönlichste Variante einer Übernahme oder Nachfolgeregelung, würde Peter Rottler sagen. Auch deswegen „sind wir in den vergangenen fünf Jahren für unsere Verhältnisse sehr stark gewachsen“, ergänzt dessen Sohn, was organisatorisch anspruchsvoll und für die Zukunft nicht automatisch weiterhin zwingend sei: „Wir wollen wachsen, müssen aber nicht. Die Partner müssen auch zu uns passen, sie müssen unsere Philosophie mittragen.“ Die Unternehmensstruktur ist aber darauf ausgelegt, die „Glücklich-Werte“ sind auch so etwas wie Leitplanken, zwischen denen sich neue Mitarbeiter und komplett neue in die Rottler-Gruppe integrierte Unternehmen bewegen sollen.

Paul Rottler selbst treibt die Expansion voran, nicht zuletzt online. Der neue Onlineshop steht vor der Fertigstellung, dann wird Rottler zwar den Onlinemarkt nicht neu erfinden, dafür aber auch dort mitmischen. „Die Branche hat in der jüngeren Vergangenheit an Dynamik und an Geschwindigkeit dramatisch zugenommen. Das ist für alle eine Herausforderung.“ Mit Mut und kalkuliertem Risiko möchte der 32-Jährige die Zukunft meistern, er möchte ausprobieren, entwicklen, sich perspektivisch aufstellen. Der Vater habe immer gesagt: „Wir müssen heute das tun, was in drei oder fünf Jahren notwendig ist.“ Danach wird Rottler schon seit jeher geführt, und streng genommen wird der Onlineshop dann allerhöchste Zeit. Der Sohn weiß das. Vor vielen Jahren wagte er schon einmal den Sprung ins Internet, mit zwei Kumpels ging er unter www. meinelinse.de online. „Mein Vater hat mir 10.000 D-Mark geliehen“, und sie gedanklich sofort abgeschrieben, was Paul aus einem Gespräch der Eltern erfährt. Der Vater lag falsch, das Onlineprojekt wird später veräußert.

„Auf den Kundenstuhl setzen“

Heute ist es indes schwieriger, jedenfalls teurer, online auf sich aufmerksam zu machen und erfolgreich Brillen zu verkaufen. Paul Rottler sieht das von einer anderen Seite. „Wir müssen uns auf den Kundenstuhl setzen. Die Branche entwickelt sich nur nach den Kundenbedürfnissen und die sind heute anders.“ Ein Onlineshop werde heute von den Kunden schlichtweg erwartet, die gelungene Mischung aus Filialnetz und Online-Angebot ist für den jungen Unternehmer der Schlüssel zum Erfolg: Multichannel. „Mir ist es nicht egal, wo der Kunde kauft, ob online oder doch lieber stationär. Aber wir treffen diese Entscheidung nicht. Wenn jemand nur online kauft, dann muss ich diesen Kunden online bedienen können.“ Die Frage, ob eine online gekaufte Brille nun mithalten kann mit der aus den Händen des Fachmanns, stellt sich für Paul Rottler nicht. Der Markt sei da. Fertig. Und auch von den anderen Entwicklungen in der Branche lässt sich er sich nicht aus dem Konzept bringen. Das müsse beobachtet werden: und zwar Kunden, Lieferanten und Konkurrenten. „Wir lassen uns nicht verrückt machen. Ein Beispiel: In jeder Branche gibt es zunehmend Hersteller, die direkt an die Kunden verkaufen. Das gehört dazu, auch bei uns.“

Peter und Paul Rottler
Ein gutes Gespann: Peter (links) und Paul
Rottler treiben die Expansion des Filialisten
voran, der eine durch sein Netzwerk, der
andere im Netz.

In der Hörakustik ist das schon lange üblich. Ohnehin scheint die Akustik in manchen Dingen der Augenoptik voraus. Die technologische Entwicklung bei Hörgeräten ist rasant, aber nicht deswegen ist der Nachbarmarkt für Rottler seit einigen Jahren ziemlich interessant. Seit 40 Jahren bietet die Rottler-Gruppe auch Hörgeräte an, doch erst in den vergangenen fünf Jahren wurde dieses Angebot konsequent und aktiv ausgebaut. Zwar seien die Zielgruppen nicht identisch, aber wirtschaftliche Synergien geben häufig den Ausschlag. Das Problem: Der Augenoptiker hat in der Regel keine Ahnung von Akustik, und der Hörakustiker nichtvon Optik – beide Branchen sind auf der Suche nach Fachkräften. Rottler versucht, den Know-how-Transfer teilweise durch interne Fortbildungen zu ermöglichen. Eine dieser Herausforderungen, der sich ein Unternehmen vielleicht nicht unbedingt stellen muss, aber sollte — und die Paul Rottler weiter forcieren möchte.

Vorzimmer des  Augenarztes

Beinahe verwunderlich ist, dass die Optometrie und die damit verbundenen Dienstleistungen rund um das gute Sehen anscheinend bei Rottler zumindest in der Fläche nicht ganz oben auf der „Entwicklungs-Liste“ stehen. Es gibt drei sogenannte Praxen für Augenoptik und Optometrie, das sind bei insgesamt 59 Filialen beinahe auffällig wenige. Der Geschäftsführer ist sich sicher, dass der inhabergeführte Augenoptiker mit der Optometrie besser in die Zukunft kommt, aber „ein solches Konzept ist schwierig zu filialisieren.“ Vielleicht unterstützt hier die Schwester diese Sicht der Dinge, denn sie berichtet natürlich auch von den Bedürfnissen der Augenärzte, die weder Zeit noch Lust haben, Refraktionsbestimmungen oder Standard-Augeninnendruckmessungen zu machen. „Durch optometrische Dienstleistungen wird der Augenoptikbetrieb schnell zum Vorzimmer des Augenarztes. Außerdem halten wir bei Rottler, was wir sagen. Wir bilden das mit einem erweiterten Sehtest sehr gut ab.“

Den Wachstumskurs stellt der oberste Rottler nicht in Frage, natürlich nicht, diese strategische Entscheidung sei genau die richtige gewesen. „Ich ziehe den Hut vor jedem Einzeloptiker, die sehr viel tun, alleine. Aber ein marktgerechtes Preis-Leistungs-Verhältnis ist nur durch Größe möglich.“ Zudem erwarte der Kunde heute einen Spezialisten in einem perfekt aufgestellten Betrieb: „Die Toleranz des Kunden ist im Verhältnis zu früher dramatisch kleiner geworden. Die Erwartungshaltung ist weitaus größer.“ Heißt das, dass Rottler vielleicht nicht immer besser, aber zumindest immer günstiger als der Kollege an der Ecke ist? Paul lacht, sagt „ja“, verweist auf die Angebote Fielmanns und deren Sinn, um dann ernst zu werden: „Ich weiß nicht, warum die Hersteller ihre Listenpreise noch drucken? 1.200 Euro für ein Paar Gleitsichtgläser sind nicht marktgerecht.“

Fielmann macht den Filialisten seit etlichen Jahren vor, wie es funktionieren kann. Steht der Hamburger Leuchtturm auch für eine andere Idee Pate, der Philosophie, dem Firmenmotto: „Rottler macht mich glücklich“? Dieser Slogan zieht sich seit einer handvoll Jahren durch die Unternehmenskommunikation, Paul Rottler selbst war bei der Entwicklung dieses Leitbildes ganz vorne mit dabei. „Wir haben uns lange damit beschäftigt, um das zu entwicklen und uns zu positionieren. Mit Fielmann hat das nichts zu tun. Ein Inhaber eines Ladens kann seine persönlichen Werte schnell verkörpern, bei einem solchen Wachstum wie unserem brauchen die Leute eine Orientierung. Vor allem dann, wenn man Unternehmen übernimmt. Wir haben relativ viele Übernahmen, das ist unser Expansionsweg“, macht jemand klar, der auch heute noch gerne selbst Brillen im Geschäft verkauft und sich über zufriedene, gerne be geisterte und bei Rottler erwünscht glückliche Kunden freut.

Feierlaune: „Wir sind  im Sauerland“

„Rottler macht mich glücklich “ ist in erster Linie ein Werbeslogan, vielleicht ein Versprechen. Nach Innen verkörpert es Werte, die der junge Chef seinen Mitarbeitern auf den Weg gibt, sie von ihnen erwartet. Lust auf Entwicklung müssen die Rottler-Mitarbeiter auf jeden Fall mit bringen, das interne Bildungsangebot darf genutzt werden. Im Gegenzug erhalten die Kollegen Kompetenz, die ihren Marktwert steigert. Auch neue Kräfte sind teuer, Rottler sucht immer. „Den größten Erfolg bei der Suche haben wir durch unsere eigenen Mitarbeiter, die andere Leute heranführen“, verrät Paul Rottler, der kein Geheimnis um die Prämie machen möchte, die Rottler-Angestellte erhalten, wenn sie einen neuen Mitarbeiter gewinnen. Werben könnten sie mit der Feierlaune im Betrieb, die zur Unternehmenskultur bei Rottler gehöre. Das Bierchen nach Feierabend wird gepflegt. „Wenn man nur arbeiten geht, um zu arbeiten. Wenn man keinen Spaß an und mit den Kollegen hat. Dann fühlt sich das nicht richtig für mich an. Wir sind im Sauerland“, rechtfertigt sich der Augenoptikermeister an der Spitze des Filialisten.

Filiale von Brillen Rottler

Dass sich eigentlich alle im Unternehmen duzen, gehört ebenfalls zu dieser Kultur. Paul Rottler duze jeden, den er das zweite Mal sehe. Privat wie beruflich. Nichts scheint bei Rottler von oben diktiert, nichts konstruiert oder gar inszeniert. Die Suche nach dem Haar in der Suppe offenbart noch eine andere Seite des zweifachen Vaters, der sich selbst als Macher bezeichnet. Caroline, die Lehrerin, hat ihren Ehemann nicht nur als rastlos identifiziert. „Sie sagt mir auch immer, dass ich mich mit dem Erreichten auch mal zufrieden zeigen sollte.“ Wenngleich auch das sofort wieder durch die gelebte Fehlerkultur im Unternehmen relativiert wird. Machmal renne man gegen eine Wand, Mitarbeiter wie Führungspersonal, das gehöre aber doch auch dazu, sagt ein Sohn, dessen Vater nicht nur in beruflicher Hinsicht vieles richtig auf den Weg gebracht zu haben scheint.

Ehe Anton und Caspar ins Unternehmen einsteigen, darf die Branche noch ein bisschen was von diesem Paul Rottler erwarten. Dem Geschäftsmann kann man nur vor den Kopf schauen, doch die offene, freundliche Art, mit der er seinen Mitmenschen begegnet, lässt keinen Platz für den Gedanken, dass das anders sein könnte. Durch Familie und Job habe er aktuell wenig Freiräume. Joggen steht vor allem dann an, wenn die Kinder am Abend zuvor etwas stressig waren: „Statt Sofa gehe ich dann lieber laufen“. Was für einen Rottler gilt, gilt auch für die Unternehmensgruppe: in Bewegung bleiben! Passend dazu lehnt der Geschäftsführer ein „kategorisches Nein“ oder ein „geht nicht“ ab. „Das gibt es bei mir nicht, damit kann ich nicht umgehen. Mein älterer Sohn weiß auf jeden Fall schon, was ein Deal ist!“

Alle Fotos: Brillen Rottler