Drei Aalener Optometrie-Studierende in Spanien
Vor dem Uni-Gebäude in Terrassa: (v. l.) Marius Bühler, Christoph Gernhart und Amelie Rösch.
Warum sich die drei Aalener Studierenden Marius Bühler, Christoph Gernhart und Amelie Rösch für Spanien entschieden haben? "Dafür gibt es viele gute Gründe", schreibt Marius Bühler. "Die Universitat Politècnica de Catalunya (UPC) ist eine angesehene spanische Universität mit einem vielfältigen Studienangebot. Sie verfügt über mehrere Campusteile in Barcelona und Umgebung, wovon die Facultat d’Òptica i Optometria de Terrassa (FOOT) einer ist. Die FOOT besitzt einen exzellenten Ruf im Bereich der Optometrie und stellte deshalb eine ideale Wahl für ein Auslandssemester dar." Motiviert wurden die drei zudem von der Auslandsbeauftragten des Studiengangs Augenoptik/Optometrie der Hochschule Aalen, Prof. Dr. Anna Nagl. Nagl hatte die FOOT während eines beruflichen Besuchs kennengelernt und ihre Begeisterung überzeugte Bühler, Gernhart und Rösch. Das überwiegend gute Wetter im Süden ebenfalls.
Amelie Rösch (r.) misst den Augeninnendruck bei Christoph Gernhart mit der Goldman-Methode.
Keine Ausbildung zum Augenoptiker in Spanien
Anders als in Deutschland gibt es in Spanien keine Ausbildung zum Augenoptiker – der Beruf wird ausschließlich durch ein Studium erlernt. Dementsprechend sind die Hörsäle stets gut gefüllt: Ein Jahrgang besteht aus bis zu 60 Studierenden. Besonders auffällig für die Studierenden aus Aalen war der klinische Fokus des Augenoptik-Studiengangs an der UPC. "Klinische Inhalte nehmen im Studium einen großen Raum ein, und es wird viel Wert darauf gelegt, die Studierenden optimal auf die Praxis vorzubereiten", erzählt Bühler. Die FOOT verfügt zudem über eine eigene Klinik im Nachbargebäude, in der die Studierenden gemeinsam mit ihren Professoren Patienten betreuten und so wertvolle praktische Erfahrungen sammeln konnten. Ein abwechslungsreicher Stundenplan rundete das Programm ab: Insgesamt besuchten Amelie Rösch, Christoph Gernhart und Marius Bühler sechs Module, die eine Vielzahl an Themen abdeckten.
Hauptsächlich Weichlinsen
Das Fach „Advanced Clinical Procedures“ erwies sich für die drei als eines der spannendsten Module, da es sich intensiv mit klinischen Untersuchungsmethoden befasste. Hier standen unter anderem die Auswertung von Gesichtsfeldmessungen und OCT-Aufnahmen der Netzhaut im Mittelpunkt. In eigens dafür gedachten Seminaren wurden die Vorlesungsinhalte anhand echter Patientenfälle weiter vertieft. Besonders die praktische Erfahrung in der Klinik war für die Studierenden sehr spannend. Unter augenärztlicher Aufsicht durften sie sich gegenseitig Augentropfen verabreichen und den Augeninnendruck nach der Goldman-Methode messen. Das Fach „Paediatric Optometry and Strabismus“ bot interessante Einblicke in die optometrische Untersuchung bei Kindern: Visusmessung und die richtige Kommunikation mit Kindern waren nur ein Teil des vielfältigen Faches. Intensiv behandelt wurde auch das Thema Strabismus. Die Studierenden übten spezielle Untersuchungsmethoden in den Praktika und lernten viel über die Entstehung und Therapie von Schielstellungen.
In der Kontaktlinsenanpassung fiel den Studierenden ein deutlicher Unterschied zwischen Deutschland und Spanien auf: Während in Aalen der Fokus auf der Anpassung formstabiler Linsen liegt, wird in Spanien hauptsächlich mit weichen Linsen gearbeitet. Ein weiteres interessantes Fach war „Professional Communication in Healthcare“. Die Studierenden lernten, wie man effektiv mit Patienten kommuniziert, komplizierte Zusammenhänge erklärt und auch unangenehme Nachrichten professionell überbringt. Im Rahmen des „Essay and Innovation Project“ arbeiteten die Studierenden unter der Betreuung von Professoren an individuellen Forschungsprojekten. Amelie Rösch widmete sich der Frage, wie sich die Blinzelfrequenz beim Spielen von Videospielen verändert. Christoph Gernhart führte eine umfassende Literaturrecherche zur infantilen Esotropie und deren Ursachen durch. Marius Bühler analysierte, ob die Angaben von Eltern in einem Fragebogen zum Kinderscreening mit den tatsächlichen Untersuchungsergebnissen übereinstimmen. Durch die eigenständige Bearbeitung ihrer Themen konnten die Studierenden Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten sammeln und ihr Fachwissen weiter vertiefen.
Eine "unvergessliche Erfahrung"
Neben den fachlichen Inhalten absolvierten die drei Studierenden einen Katalanisch-Kurs. Sie lernten die Grundlagen der Regionalsprache Katalanisch und erhielten Einblicke in die Kultur Kataloniens. Neben dem Studium blieb ihnen dennoch genug Zeit, Spanien zu erkunden. Sie unternahmen zahlreiche Ausflüge nach Barcelona, um die katalanische Hauptstadt am Mittelmeer kennenzulernen. Außerdem reisten sie nach Madrid und Valencia, besichtigten bekannte Sehenswürdigkeiten und genossen das spanische Flair. Besonders beeindruckt waren sie von der offenen, freundlichen und hilfsbereiten Art der Menschen sowie der entspannten Lebensweise.
"Unser Auslandssemester war eine unvergessliche Erfahrung! Wir konnten unser Wissen in der klinischen Optometrie vertiefen, wertvolle praktische Einblicke gewinnen und neue Perspektiven durch den internationalen Austausch mit Professoren und Studierenden sammeln", sagt Marius Bühler. "Gleichzeitig haben wir die spanische Kultur, die herzliche Mentalität und das Leben in einer neuen Umgebung sehr genossen. Ausflüge nach Barcelona, Madrid und Valencia haben unseren Aufenthalt zusätzlich bereichert", schildert Bühler. "Rückblickend war es eine einmalige Gelegenheit, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Wir können jedem Studierenden nur empfehlen, diese Chance auch zu nutzen!"