Eine Kollektion von, mit und für Augenoptiker
Stefan Lauermann, Augenoptikermeister und Geschäftsführer von Kastner Brillen Haus in Fürth
Wie viele andere Augenoptiker konkurriert auch Stefan Lauermann mit den Big Playern aus der Branche. Seit 2009 leitet er gemeinsam mit seinem Vater Peter Lauermann das Kastner Brillen Haus in Fürth. Zwölf Mitarbeiter beschäftigt das Familienunternehmen, bietet neben Sehhilfen auch optometrische Dienstleistungen an. Schon seit einiger Zeit träume der Geschäftsführer von einer eigenen Kollektion. „Wir wollten etwas Eigenes haben, das unseren Werten entspricht. Mit kurzen Produktionswegen und am besten Made in Germany“, erzählt er. „Ich habe einem Hersteller davon erzählt und dieser meinte, wir sollten es zusammen probieren. Also habe ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern Formen entworfen und Farben festgelegt. Orientiert haben wir uns dabei an den Brillen aus unserem Sortiment, die besonders beliebt bei den Kunden sind. Man kennt seine Stückzahlen und weiß, was gut ankommt. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller sind dann aus unseren Entwürfen die Fassungen entstanden. Eine Art Basiskollektion, die wir ‚Legends‘ nennen.“
Die großen Filialen werden immer größer und der Druck von außen steigt. Wieso sollten wir uns dann nicht als Gemeinschaft zusammenschließen und uns offen und transparent untereinander austauschen?
Seit Juli 2020 können Kunden die Fassungen aus der eigens entworfenen Kollektion erwerben. Die Linie besteht aktuell aus sechs Acetat-Modellen in glänzendem und mattem Schwarz, Grau Taupe, Champagner sowie Braunhavanna, darunter Herren-, Damen- und Unisex-Brillen. Je nach eingesetzten Gläsern können die Modelle als Korrektions- oder Sonnenbrillen getragen werden. Produziert wurden die Fassungen nach eigenen Angaben in Passau beim MW Brillenwerk. Im März dieses Jahres übernahm der Brillendesigner Martin Lehmann die Manufaktur (mehr dazu in der DOZ 09|2020). Drei weitere Designs seien in Arbeit, so Lauermann. Zudem wolle man künftig mit dem 3D-Drucker arbeiten. Und der Unternehmer denkt noch einen Schritt weiter: Das Projekt soll anderen Augenoptikern die Möglichkeit geben, auch ihre eigene Linie zu gestalten. „Je mehr sich an dem Projekt beteiligen und ihre Designideen integrieren, desto mehr Stückzahlen und desto leichter und preiswerter wird es, die Kollektion um weitere Formen zu ergänzen. Die bisher von uns produzieren Brillen bieten die Basis dafür und diese lebt vom Input aller“, erklärt Lauermann überzeugt. „So entsteht vielleicht eine Community, in der wir Augenoptiker uns austauschen und unsere eigenen Kollektionen gemeinsam ausbauen können, in der wir voneinander profitieren können.“ Denn alleine sei dies neben dem Tagesgeschäft schwer umzusetzen und auch die Reichweite sei begrenzt.
Bei der Namensfindung sei es dem Geschäftsführer wichtig gewesen, anderen Augenoptikern Raum für individuelle Ideen zu lassen. So verkaufen er und sein Team die Brillen aus der neuen Kollektion unter der Marke „Kastner Legends“. „Kollegen, die die Modelle in ihr Verkaufssortiment aufnehmen wollen, können die Linie unter einem anderen Namen präsentieren, zum Beispiel Müller Legends oder Huber Legends. Und so auch bei den einzelnen Fassungen.“ Benannt nach den Mitarbeitern, heißen die Kastner Legends Brillen Klaus, Rudi, Selina, Steffi, Susanne und Peter. „Hauptsache die Kollektion hat einen Bezug zum Unternehmen, denn dann ist es authentisch. Ein anderer kooperierender Augenoptiker hat die Fassungen beispielsweise nach bekannten Orten in seiner Stadt benannt.“
Pro Brille ein neuer Baum
Die Kollektion komme bei den Kunden gut an, sagt der Betriebsinhaber stolz. Man interessiere sich sehr für die Idee dahinter, habe eine starke Verbundenheit zur Marke und auch das Team sei sichtlich stolz auf das Ergebnis. 40 Brillen wurden seit der Einführung verkauft, den Stückpreis solle jeder teilnehmende Augenoptiker selbst gestalten können. Für jede verkaufte Brille spendet das Unternehmen einen Baum. „Jeder, der sich für eine Legends-Brille entscheidet, bekommt von uns eine Urkunde mit einer Nummer und dem Ort, an dem der Baum entsprechend gepflanzt werden soll. Eine Spende, mit der wir die Region nachhaltig unterstützen wollen“, so der Unternehmer aus Fürth.
Seine Leidenschaft für das Legends-Projekt war dem 36-Jährigen während des Gesprächs deutlich anzumerken. Er sehe das Potenzial und habe Hoffnung, dass sich daraus etwas entwickelt, von dem viele profitieren können. „Wir alle leisten einen guten Job und es gibt so viele Augenoptiker, die wirklich Tolles kreieren. Wir müssen uns für Neues öffnen, uns gegenseitig unterstützen. Wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt, kann aus einer kleinen Kollektion etwas wirklich Großes entstehen.“