Erster Götti Brand-Store in Deutschland eröffnet
Am 10. April 2024 wurde der erste Götti Brand-Store Deutschlands in der Augenweide Optik in Köln eröffnet.
Erstveröffentlichung in der DOZ 06I24
Sven Götti, Inhaber und Chefdesigner des Schweizer Brillenherstellers Götti und Michael Franzen, Augenoptikermeister und Inhaber der Augenweide Optik, blicken auf den „Kronleuchter“, der über der Ladentheke hängt. Kreisrund angeordnet schweben Acetat-Fassungen in natürlichen Farben wie Sand, Beige und Kristall von der Decke. Mit ihrer Transparenz fangen die Fassungen das Sonnenlicht ein, das durch das große Panoramafenster scheint und die Farben zum Leuchten bringt. „So etwas hat nicht jeder Augenoptiker“, sagt Michael Franzen stolz und lächelt. Zehn Minuten später tummeln sich unter besagtem Kronleuchter lauter geladene Gäste. Es ist die offizielle Eröffnung der Augenweide als erster Brand Store für Götti in Deutschland.
Die beiden Männer kennen sich seit 28 Jahren und sind Freunde geworden. Auf die Frage, wie es zu dieser Geschäftsbeziehung kam, zuckt Franzen mit den Schultern. „Es war ganz klassisch, ein Repräsentant kam vorbei und stellte uns die Marke vor“, erinnert sich der 57-Jährige. Damals waren die beiden Männer hinter Götti und der Augenweide noch ganz am Anfang ihrer jeweiligen Laufbahn: Franzen eröffnete 1994 sein erstes augenoptisches Fachgeschäft gemeinsam mit dem mittlerweile im Ruhestand befindlichen Wilfried Wirtz, mit dem er zuvor bereits einige Jahre in einem anderen Augenoptikbetrieb gearbeitet hatte. Einige Monate zuvor, Ende 1993, entschloss sich Sven Götti, sein eigenes Brillenlabel zu gründen. Im Laufe der Jahre behaupteten sich beide Unternehmen erfolgreich am Markt. „Anfangs war Götti nur eine kleine, unbekannte Marke, die sich aber gut entwickelt hat. Im Laufe der Jahre hat Sven mich immer wieder überrascht. Als Designer und in seinen Brillenentwicklungen ist er seiner Zeit immer ein bis zwei Jahre voraus und deckt einfach ein großes Sortiment ab“, sagt Franzen.
Lieber wenige gute als viele oberflächliche Partnerschaften
Auch für Sven Götti zählt vor allem das Miteinander. „In Deutschland war die Augenweide eines der ersten Geschäfte, das unsere Brillen gekauft hat. Von diesem Zeitpunkt an war auch die Zusammenarbeit immer sehr gut“, sagt der 59-Jährige. Götti musste sich seinen heutigen Kundenstamm zu Beginn hart erarbeiten. Inzwischen aber nimmt er sich sogar die Freiheit, bei seinen Geschäftspartnern zu selektieren. „Wir möchten lieber gute Partnerschaften mit wenigen Geschäften, als oberflächliche Beziehungen mit vielen.“ Qualität statt Quantität also. Und eine dieser Partnerschaften hat nun mit dem Brand Store einen neuen Höhepunkt erreicht.
Augenweide Optik liegt im Herzen von Köln, zwischen Neumarkt und Zülpicher Platz. Etwa eine Stunde nach offizieller Eröffnung ist es im Geschäft auf dem Hohenstaufenring 72 brechend voll. Auf den etwa 100 Quadratmetern Ladenfläche tummeln sich zahlreiche Stammkunden, aber auch Familie, Freunde und sogar Mitbewerber aus Köln sind vor Ort. Die Stimmung ist ausgelassen. Bei einem Glas Sekt oder Aperol Spritz und kleinen Häppchen unterhalten sich die Gäste angeregt miteinander. Zeitgleich werden die Fassungen von Götti, aber auch die der anderen Independent Labels aus dem Sortiment der Augenweide bestaunt. Die Mitbewerber betrachten die neue Geschäftsfront mit genauem Blick. So meint ein Augenoptiker aus Sülz: „Das sieht natürlich toll aus. Mit diesem Blickfang werden sicher neue Kunden den Weg hierher finden.“ Auch die Stammkunden sind begeistert. Einer Kundin, die bisher noch nie Götti getragen hat, gefallen die Fassungen so gut, dass sie überlegt, an Ort und Stelle eine zu kaufen.
Sie haben gemeinsam klein angefangen. Heute, nach 28 Jahren Partnerschaft, verstehen sich Michael Franzen (rechts im Bild) und Sven Götti noch besser als am ersten Tag und sind zu Freunden geworden.
Mittendrin: Michael Franzen und seine Frau Wencke Schomakers sowie das Team. Die übrigen acht Mitarbeitenden sind voll des Lobes über ihren Chef. „Es ist der beste Arbeitgeber, den ich je hatte“, sagt Augenoptikermeisterin Melina Prechter. Das Miteinander sei harmonisch und immer auf Augenhöhe. Dem pflichten die Kollegen Anne Reifferscheid und Jakub Kuziomko bei. Franzen sei ein Chef, der sich nie zu schade sei, auch lästige Arbeiten selbst zu übernehmen.
Da stellt sich die Frage, wer am Ende des Abends das später verstreute Konfetti aufkehren darf. Denn nach einer kleinen Rede überrascht das Team seinen Chef mit einem kleinen Quiz und stellt ihm Fragen wie: „Welcher Augenoptiker hat die besten Mitarbeiter?“. Dazu gibt es für das Inhaber-Paar kleine Geschenkpakete mit einer Flasche Bier und einer Portion Konfetti.
"Ich wollte meinen Laden erneuern und mit Götti den ersten Brand Store außerhalb der Schweiz umsetzen."
Wie lockt man neue Kunden an?
„Für meine letzten zehn Jahre im Beruf wollte ich ohnehin mein Geschäft noch einmal umbauen. Es sollte ein Zeichen nach außen sein, dass sich hier noch etwas tut und wir gern auch jüngere Kundschaft anlocken möchten“, erinnert sich Franzen. Noch während er mit dem Gedanken gespielt habe, rief ihn Felix Moreno, Mitinhaber und Vertriebschef von Götti, an und fragte ihn, ob er sich vorstellen könnte, den ersten Götti Brand Store in Deutschland zu eröffnen. So kam man überein, gemeinsam ein Storekonzept zu entwickeln. „Wir verdienen beide daran und es ist und bleibt eine Freundschaft“, schließt der Augenoptiker.
Nach einem aufwändigen Umbau nimmt die neue Auslage in der Front des Geschäfts gut ein Drittel der Ladenfläche ein. Das große Panoramafenster gibt den Blick von außen auf die Korrektions- und Sonnenbrillen frei. Diese sind auf dezente, weiße Regale verteilt und werden indirekt angeleuchtet. Gleich drei solcher Regale befinden sich hinter der Verkaufstheke am Eingang. Folgt man den anthrazitfarbenen Fliesen hinein in das schlauchförmige Geschäft, entdeckt man weitere Regale, auf denen die anderen Marken aus Franzens Portfolio präsentiert werden. „Alles Independent Labels“, erklärt Franzen und lächelt. In den vergangenen 28 Jahren habe er mit den großen Brillenkonzernen gebrochen und seine Kunden Schritt für Schritt „umerzogen“, wie er selbst sagt. Franzen präzisiert, dass die Augenweide selten Laufkundschaft habe und eher treue Stammkunden bediene. Diese kommen nicht nur aus Köln, sondern auch aus Düsseldorf oder sogar Hannover. „Sie sind bereit, einen weiteren Weg auf sich zu nehmen und ebenso mehr Geld für bessere Qualität auszugeben, weil sie wissen, dass wir sie gut beraten“, erklärt Franzen. Es seien vor allem Akademiker und gut situiertes Publikum, das seit Jahren immer wieder den Weg zur Augenweide finde. Irgendwann sei er selbst nicht mehr bereit gewesen, Massenprodukte zu verkaufen und begann Partnerschaften mit unabhängigen Labels. „Es sind alles Firmen, mit denen ich schon sehr lange und freundschaftlich zusammenarbeite. Und so, wie ich mit den Firmen arbeite, versuche ich auch freundschaftlich und professionell mit meinen Kunden zu arbeiten“, erklärt Franzen. Und diese ziehen mit. Da die Augenweide seit mehr als 25 Jahren gegen den Strom schwimmt, was ihre Markenauswahl angeht, hat sie sich in Köln eine kleine Markennische erobert.
Wenn das Miteinander stimmt
Mit seiner Angebotsstrategie vertraut Franzen unter anderem Marken wie Orgreen, Mykita, Moscot und Theo. Das A und O für Franzen ist, eine gute Beziehung zu seinen Geschäftspartnern zu haben. „Daher liebe ich Götti und beispielsweise auch Reiz, die wir ebenfalls seit Beginn im Sortiment haben“, sagt er. Mit der Neueröffnung der Augenweide als Götti Brand Store hat Franzen auch sein Angebot an Götti-Fassungen deutlich erhöht – von ursprünglich 160 auf knapp 400 Stück. Damit bekämen beide Seiten die Möglichkeit, die Götti-Kollektionen breiter und mehr „in der Tiefe“ zu zeigen. Die Kollektionen könnten so „als Gesamtwerk“ besser zu Geltung kommen. Außerdem unterstreicht Franzen damit einmal mehr seinen besonderen Fokus im Fassungsbereich: Kein zweiter Augenoptiker in Köln biete ausschließlich Independent Labels an, betont der Inhaber. Er habe sich mit der Augenweide eine kleine exklusive Insel geschaffen, auf die Kunden kämen, weil sie schöne Brillen dort finden.
Genau wie die Modelle am Kronleuchter, den das Design-Team von Götti beigesteuert hat. Jeder Götti-Store hat seine eigene Version dieses Kronleuchters, immer ein wenig anders. „Die Brillen wirken so etwas museal, aber schließlich geht es auch um sie“, erklärt Thomas Frischknecht, Design Development Manager von Götti. Die Idee hinter dem besonderen, auf die Marken-DNA von Götti abgestimmten Interiordesign und der Deckeninstallation in der Augenweide sei es gewesen, bestehenden und potenziell neuen Kunden frische visuelle Anreize zu geben, ohne die eigene Identität und Historie aufzugeben. Und so das Beste aus beiden Welten zu präsentieren.