Europa & Corona: Wie managen Unternehmen die Krise? - Teil 4
Im Zuge der Corona-Krise verzeichnen Betriebe in ganz Europa und darüber hinaus nie dagewesene Einbrüche mit schwerwiegenden Folgen. Auch Augenoptiker müssen ihren Service einschränken, Niederlassungen werden geschlossen. Die DOZ hat Firmen aus diversen europäischen Ländern gefragt, wie sie mit der Krise umgehen und um ihre Einschätzung der Situation gebeten.
Andrea Mazzo, CEO von Luxottica DACH
DOZ: Welche Maßnahmen hat das Unternehmen rund um die Ausnahmesituation mit dem Coronavirus getroffen?
Andrea Mazzo: Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unserer Kunden hat für uns die oberste Priorität. Luxottica hat daher ein besonders umsichtiges, internationales Hygiene- und Reinigungsprotokoll eingeführt, um sicherzustellen, dass unsere Produktionsstätten, Logistikzentren und alle Arbeitsplätze in den lokalen Niederlassungen bestmöglich geschützt sind. Zudem haben wir in allen Ländern nicht dringend notwendige Reisen eingeschränkt und unsere Besucherrichtlinien verschärft sowie die Teilnahme an allen Großveranstaltungen beschränkt oder abgesagt. Wir halten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zudem über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden, indem wir ihnen regelmäßig aktuelle Informationen zu COVID-19 senden, die auf den jeweiligen Standort zugeschnitten sind.
Wurde die Produktion von Brillen weltweit oder partiell gestoppt, reduziert?
Luxottica arbeitet daran, auch weiterhin Produktion und Logistik während dieser Ausnahmesituation sicherzustellen. In China haben wir bereits unsere normale Kapazität erreichen können. Für unsere Produktionsstätten in Italien, Brasilien, Indien und in den USA haben wir am 22./23. März beschlossen, die Produktion in Übereinstimmung mit den Maßnahmen der lokalen Regierungen und den Informationen der örtlichen Behörden auszusetzen. Diese Zeit werden wir unter anderem nutzen, um dort noch schärfere Hygiene- und Reinigungsprotokolle zu etablieren. Unsere Lieferfähigkeit ist derzeit nicht eingeschränkt, da wir in unseren Logistikzentren aktuell über gute Lagerbestände verfügen.
Wie organisiert sich das Unternehmen für die kommenden Wochen?
Auch hier gilt in erster Linie die Gesundheit aller Mitarbeiter, Kunden und Partner zu schützen. Unser vorrangiges Ziel ist es, in den kommenden Wochen die neuen Kollektionen digital zu präsentieren und dabei alle medialen Ressourcen zu nutzen. Unsere Vertriebsmitarbeiter können beispielsweise Tools wie Videokonferenzen, Skype und die Plattform Microsoft Teams verwenden, um mit Kunden in Verbindung zu bleiben. In den vergangenen Jahren haben wir bereits verstärkt digitale Services für unsere Kunden aufgebaut. So haben wir beispielsweise unsere digitale Bestell-Plattform „MyLuxottica“ optimiert und neue digitale Services wie die „LuxMediaBox“ und die „Luxottica University“ implementiert. Damit können unsere Kunden auch in dieser Ausnahmesituation unseren Service nutzen und unsere neuen Kollektionen digital sichten.
Wie hält Luxottica Kontakt zu Kunden und Partnerunternehmen? Und was kommuniziert das Unternehmen in diesen Tagen – und was nicht?
Luxottica nutzt „Smart Working“-Tools, um unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Innen- und Außendienst das Arbeiten von Zuhause zu ermöglichen. Wir haben außerdem die entsprechenden technischen und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, um auch in dieser Ausnahmesituation weiterhin telefonisch und per E-Mail für unsere Kunden und Geschäftspartner erreichbar zu sein. Das gilt ebenso für unseren Customer Service, unsere Buchhaltung und unseren After Sales Service. Alle Teams tun ihr Bestes, um in dieser besonderen Zeit den bestmöglichen Service zu bieten.
Wie schätzt Luxottica die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Pandemie ein? Wird an Strategien gearbeitet, wie den Konsequenzen entgegenzuwirken ist?
Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Bitte haben Sie jedoch Verständnis dafür, dass wir als Tochtergesellschaft einer börsennotierten Gruppe keine Verkaufszahlen auf lokaler Ebene kommentieren können. Wir haben uns auf die von den Regierungen und Behörden eingeleiteten temporären Maßnahmen bestmöglich eingestellt. Oberste Prämisse ist es für uns, Arbeitsplätze zu erhalten und unsere Kunden in dieser schwierigen Zeit weiterhin betreuen und den bestmöglichen Service bieten zu können.
Elisio Tessaro, Art Director bei Area98 (Italien)
DOZ: Welche Maßnahmen hat das Unternehmen rund um die Ausnahmesituation mit dem Coronavirus getroffen?
Elisio Tessaro: In Übereinstimmung mit dem Dekret der italienischen Regierung und unserer unternehmerischen und staatsbürgerlichen Verantwortung folgend, haben wir die Präsenz in unseren Büros unmittelbar reduziert und sind auf “Smart Working” umgestiegen. Unser Service für unsere Partner weltweit läuft weitestgehend weiter.
Wurde die Produktion von Brillen gestoppt oder reduziert?
Infolge der vollständigen oder teilweisen Schließung der Augenoptikgeschäfte wird die Produktion je nach Land verlangsamt und entsprechend der aktuellen Marktlage angepasst. Planung und Strategien zielen auf die Zukunft ab, um bereit zu sein, wenn das Buisness wieder anzieht.
Wie organisiert sich Ihr Unternehmen für die kommenden Wochen?
Wir hoffen auf eine rasche Rückkehr zur Normalität. Priorität aber hat die Gesundheit der Mitarbeiter und ihrer Familien. Unsere Maßnahmen haben das Ziel, allen Partnern zu vermitteln, dass wir operativ sind und unser Serviceniveau aufrechterhalten. Für ein Unternehmen wie das unsere, das über 90 Prozent der Produkte exportiert, ist es wichtig, einen Beitrag zu dem Image eines verantwortlichen und produktiven Italiens zu leisten.
Wie halten Sie Kontakt zu Kunden und Partnerunternehmen?
Jedes Unternehmen muss sich bestmöglich aufstellen, guten Willen mobilisieren und hart daran arbeiten, alle Technologien, die uns heute zur Verfügung stehen, optimal zu nutzen. Unser Kundenservice ist weiterhin aktiv, die Mitarbeiter arbeiten im Smart Working.
Was kommuniziert Ihr Unternehmen in diesen Tagen – und was nicht?
Vor allem die Kontinuität unseres Services. Darüber hinaus haben wir eine Reihe von Newsletter für den augenoptischen Fachhandel gestartet, mit dem Ziel, detaillierte Informationen zu unseren Produkten und ihrer Geschichte zu kommunizieren.
Wie schätzt Area98 die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Pandemie ein? Arbeiten Sie an Strategien, wie den Konsequenzen entgegenzuwirken ist?
Wir sind zu klein und ein Nischenprodukt, um den globalen Effekt zu bewerten. Es ist jedoch klar, dass jedes Unternehmen in der Lieferkette unter dem “Lockdown” leiden wird. Wir werden uns darauf konzentrieren, jeden Geschäftsaspekt zu optimieren, um unseren Kunden und Partnern einen noch besseren Service zu bieten.
Die Interviews führte Angela Mrositzki.