Europa & Corona: Wie managen Unternehmen die Krise? - Teil 5
Geschlossene oder in ihrer Kapazität heruntergefahrene Brillen- und Brillenglasproduktionen; Mitarbeiter, die im Smart Working von zuhause aus wichtige Lebensnerven der Unternehmen aufrechterhalten; Strategie- und Krisensitzungen in allen Abteilungen via Internet. Unser Arbeitsalltag hat sich drastisch verändert. Eine Botschaft der Firmen, die auf unsere Europa-Umfrage geantwortet haben, aber sagt unisono: Wir müssen auch in der Krise nach vorne schauen und jetzt die Weichen für die Zukunft nach Corona stellen. Wie die konkreten Maßnahmen der italienischen Firmen De Rigo und Look made in Italia aussehen, lesen Sie hier.
Barbara De Rigo, Marketingleitern bei De Rigo (Italien)
DOZ: Welche Maßnahmen hat das Unternehmen De Rigo rund um die Ausnahmesituation mit dem Coronavirus getroffen? Wurde die Produktion von Brillen gestoppt oder reduziert?
Barbara De Rigo: Unser Unternehmen hat sofort alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer ergriffen, unter anderem die Ausstattung mit Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln, zudem wurden die sofortige Sperrung der Außenkontakte aller Mitarbeiter sowie ein eingeschränkter Zugang von Lieferanten angeordnet. Besprechungen werden aus der Distanz abgehalten, ein großer Teil der Mitarbeiter arbeitet von zu Hause aus. Intern wurde das Unternehmen desinfiziert, damit die wenigen verbliebenen Mitarbeiter vor Ort in Sicherheit ihrer Arbeit nachgehen können. Leider zwingt uns die Situation, Produktion und Verwaltung für einen Zeitraum, in der Vorausschau für derzeit drei Wochen, zu schließen.
Wie organisiert sich das Unternehmen für die kommenden Wochen?
Schlüsselwort der Stunde ist die “Sicherheit der Mitarbeiter". Aber wir bleiben präsent, wenn auch eingeschränkt, um die Märkte zu bedienen. Unsere Kunden laden wir ein, unser B2B-Portal (Myderigo.com) für Bestellungen jeglicher Art zu nutzen: Fertigprodukte, Ersatzteile und POS-Material.
Wie hält De Rigo Kontakt zu Kunden und Partnerunternehmen?
Unser Kundendienst versucht aktiv alle Anfragen des Marktes zu erfüllen. Wir verwenden Newsletter und E-Mails, um unsere Kunden zu erreichen und ihnen mitzuteilen, dass wir präsent sind. Trotz des Stopps steht unser Vertrieb, stehen die Repräsentanten in ständigem Kontakt mit den Kunden.
Was kommuniziert das Unternehmen in diesen Tagen – und was nicht?
Wir kommunizieren Nähe und möchten für alle erreichbar sein, aber die Kommunikation ist auf ein Minimum reduziert. Im Moment konzentriert sich jeder auf die Problematik und hofft auf ein baldiges Ende des “Lockdown”.
Wie schätzt Ihr Unternehmen die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Pandemie ein? Arbeiten Sie an Strategien, wie den Konsequenzen entgegenzuwirken ist?
Es ist noch schwierig, die Auswirkungen abzuschätzen, da wir nicht wissen, wie lange die Ausnahmelage anhalten wird. Wie sie sich auf einzelne Märkte auswirkt, wie die einzelnen Länder reagieren werden und wie schnell sich die Situation entspannen wird. Wir beobachten ein Aufatmen in China. Das zeigt einen Trend, aber wir wissen auch, dass Asien schneller und reaktionsfähiger ist als andere Länder. Wir arbeiten derzeit daran, die Auswirkungen zu minimieren, indem wir interne Prozesse neu organisieren und unsere Aktivitäten neu planen.
Vittore Tormen, CEO bei Look made in Italia (Italien)
DOZ: Welche Maßnahmen hat Ihr Unternehmen rund um die Ausnahmesituation mit dem Coronavirus getroffen?
Vittore Tormen: Unser Unternehmen hat alle Maßnahmen in die Wege geleitet, die im Dekret der italienischen Regierung vom 22. März vorgesehen sind. Wir stellen die Menschen in den Mittelpunkt. Unsere Sicherheitsvorrichtungen folgen einem präzisen Unternehmensprotokoll und unterliegen einem klaren Ethik- und Verantwortungskodex, der alle Anforderungen des letzten Ministerialdekrets berücksichtigt. Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, dass der Respekt für das menschliche Leben oberste Priorität hat.
Wie organisiert sich das Unternehmen für die kommenden Wochen?
Mit allem Respekt für das Wohlergehen und das Leben unserer Mitarbeiter haben wir seit dem 12. März unsere Produktion eingestellt. Bis auf Weiteres werden unsere Produktionsabteilungen bis zum 3. April geschlossen bleiben.
Wie hält Ihr Unternehmen Kontakt zu Kunden und Partnerunternehmen?
Dank der Arbeit im Homeoffice stehen Kundendienst und Vertriebsnetzwerke in ständigem Kontakt mit unseren Kunden. Die wiederum haben die Möglichkeit, uns über die digitalen Kanäle zu kontaktieren. Von der Plattform shop.lookocchiali.it für Anfragen nach Support und Bestellungen über den Live-Chat und die sozialen Netzwerke Facebook und Instagram von Look made in Italy.
Was kommuniziert das Unternehmen in diesen Tagen – und was nicht?
In dieser Situation müssen wir vor allem Verantwortungsbewusstsein zeigen. Wir glauben dennoch, dass unsere Kunden mehr denn je der Stimme von Partnern vertrauen, die Perspektiven aufzeigen und ihren Blick auf die Zukunft richten.
Wie schätzt Ihr Unternehmen die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Pandemie ein? Arbeiten Sie an Strategien, wie den Konsequenzen entgegenzuwirken ist?
Sicherlich wird es nach dieser Pandemie ein neues Szenario geben, das eine größere Verantwortung aller erfordert. Der Neustart wird langsam sein. Was derzeit passiert, ist weltweit nicht im Einklang. Es gibt Länder, die früher reagiert haben und diejenigen, die später reagierten. Ein Neustart erfolgt konsequenterweise nicht parallel, sondern schrittweise. Bisher kann niemand die Situation wirtschaftlich bewerten. Wir werden ganz von vorne beginnen müssen, bei jeder einzelnen Person, ihrer persönlichen Einschätzung, jeder Lebensentscheidung, dem individuellen Kaufverhalten.
Die Interviews führte Angela Mrositzki.