Fielmann wächst, aber lässt Federn im Ergebnis
Im Jahr ihres 50-jährigen Jubiläums hat die Fielmann-Gruppe nach vorläufigen Zahlen erstmals die Schwelle von 2 Milliarden Euro Außenumsatz überschritten – und damit um etwa 5 Prozent zugelegt. In allen wichtigen Ländern habe man Marktanteile hinzugewonnen, durch antizyklische Preissenkungen neue Kunden gewonnen und Absatz-Marktanteile deutlich gesteigert. In Ost- und Südeuropa legte man im Vergleich zum Vorjahr sogar zweistellig zu.
Neben der Außenumsatzsteigerung auf 2,03 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,94 Milliarden Euro), wuchs auch der Konzernumsatz auf 1,76 Milliarden Euro ( +5 Prozent; Vorjahr: 1,68 Milliarden Euro). Die internationalen Märkte trugen 2022 rund 506 Millionen Euro zum Konzernumsatz bei, wuchsen damit um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (455 Millionen Euro).
Mit Blick auf die wesentlichen Warengruppen entwickelten sich Sonnenbrillen und Kontaktlinsen mit Wachstumsraten von +32 Prozent bzw. +23 Prozent über Vorjahr positiv. Beide Produktkategorien dürften von den weitgehend aufgehobenen Reisebeschränkungen profitiert haben – schließlich hatte auch Mister Spex gerade im Bereich Sonnenbrillen das größte Wachstum im vergangenen Jahr verzeichnet (siehe hier). Korrektionsbrillen und Hörsysteme verzeichneten solide beziehungsweise hohe einstellige Wachstumsraten. 352 der insgesamt 968 Niederlassungen (Vorjahr: 913), die zum Jahresende zur Fielmann-Gruppe zählten, verfügen über ein Hörakustik-Studio (Vorjahr: 312).
Gewinn schrumpft zusammen, Dividenden werden gekürzt
In diese aus Fielmann-Sicht erfreulichen Zahlen mischen sich in die Bilanz aber einige Wermutstropfen: So lag das EBITDA mit rund 339,8 Millionen Euro um 14,2 Prozent unter dem aus 2021 (396,1 Millionen €), das Vorsteuerergebnis (EBT) von rund 160,7 Millionen Euro lag sogar um 23,4 Prozent unter dem des Jahres 2022 (209,7 Millionen €). Der Gewinn nach Steuern wird bei rund 110,0 Millionen Euro liegen (–23,9 Prozent, Vorjahr: 144,6 Millionen €).
Überraschend kommt das Ergebnis für Fielmann indes nicht. Schon auf der Hauptversammlung im vergangenen Juli hatte Vorstandschef Marc Fielmann erklärt, dass man ein Kostensparprogramm auflegen wolle, um das Ergebnis zu verbessern (siehe hier). Betroffen von den strukturellen Kostensenkungen sind die Zentralbereiche und Servicefunktionen. Weitere Details dazu will Fielmann auf der Bilanzpressekonferenz im April bekanntgeben.
Schon jetzt steht fest, dass Vorstand und Aufsichtsrat Fielmann seinen Aktionären auf der Hauptversammlung eine Kürzung der Dividenden auf 0,75 Euro pro Aktie empfehlen wird. Im vergangenen Jahr betrug diese noch 1,50 Euro. Die Dividendenrendite bezogen auf den Jahresschlusskurs beläuft sich auf 2 Prozent. Die Ausschüttung beträgt 63 Millionen Euro (Vorjahr: 126 Millionen Euro) und entspricht einer Ausschüttungsquote von 60 Euro (Vorjahr: 92 Euro). Die einbehaltenen Mittel sollen kurzfristig für strategische Investitionen verwendet werden.
Weitere Übernahmen nicht ausgeschlossen
Mit Ausblick auf das aktuelle Jahr und die Vision 2025 sollen nichtsdestotrotz die Investitionen in die Digitalisierung und Internationalisierung sowie der damit einhergehende Rollout der Omnichannel-Plattform weiterhin zu zweistelligem Wachstum in den digitalen Vertriebskanälen führen. Auch die internationalen Märkte behalte Fielmann weiter im Blick. Zum 31. Dezember 2022 hatte Fielmann 100 Prozent der Anteile am nordspanischen Einzelhändler und Brillenglas-Hersteller Medical Óptica Audición erworben. Diese Akquisition solle zu einem deutlichen zweistelligen Umsatzwachstum und langfristig zur Marktführerschaft in Spanien führen. Zusätzliches Wachstumspotenzial würden weitere Übernahmen innerhalb der bestehenden Märkte und darüber hinaus versprechen.