„Ich bin gesegnet, habe viele gute Menschen um mich herum“

Flüchtling Ahmad Homsy ist mit 23 schon Augenoptikermeister

Berufliche Integration von Geflüchteten? Im brandenburgischen Eberswalde macht man es vor. 2015 floh Ahmad Homsy aus Syrien nach Deutschland. Heute ist er 23, Augenoptikermeister und macht berufsbegleitend noch seinen Bachelor an der ZVA-Akademie in Knechtsteden. Doch ohne seinen empathischen Mentor René Hoffmann von „hoffmann und brillen“ hätte das vermutlich nicht geklappt. Eine Geschichte, die Mut macht.
Ahmad Homsy

Auf dem Weg zum Augenoptikermeister bezeichnet sich Ahmad Homsy selbst als Glückspilz: „Es gab immer Leute, die mir geholfen haben.“ 

© Janin Jeske

Erstveröffentlichung in der DOZ 01|2025.

Gar nicht so einfach, Ahmad Homsy fürs Zoom-Gespräch zu bekommen. Zum einen, weil es ihm sichtlich unangenehm ist, auch nur ansatzweise im Mittelpunkt zu stehen oder – noch schlimmer – gar für ein Vorbild beruflichen Fortkommens gehalten zu werden. Zum anderen hat der junge Mann eigentlich überhaupt keine Zeit für Interviews, denn es wartet volles Programm in Knechtsteden/Dormagen, wo er an der ZVA-Akademie der Augenoptik gerade seinen Bachelor absolviert: täglich Blockunterricht von 7:45 Uhr bis nachmittags, manchmal bis 18:00 Uhr und dann noch Lernstoff am Abend.

Es ist bereits die dritte berufliche Etappe des erst 23-jährigen Syrers. Seit März vergangenen Jahres ist er offiziell Augenoptikermeister, im Juni legte er seine Prüfungen zum Optometristen ab, mit dem berufsbegleitenden Bachelor dürfte er dann 2026 fertig sein. „Wenn alles gut läuft“, sagt Ahmad bescheiden. Doch wer könnte daran zweifeln, bei der Willenskraft, dem Ehrgeiz und der Offenheit des freundlichen Mannes, der einer der jüngsten Augenoptikermeister Deutschlands ist. Ahmad lacht viel, und man kann sich seiner sympathischen Zugewandtheit kaum entziehen, obwohl er – um es zurückhaltend zu formulieren – auch Schlimmes erlebt hat.

Ahmad ist in Damaskus, der Hauptstadt Syriens, geboren. Sein Vater floh 2014 über das Mittelmeer vor dem Krieg dort. Ein Jahr später zog die Familie nach: seine Ehefrau, Ahmad und die zwei jüngeren Geschwister. Neue Heimat wird Eberswalde im Landkreis Barnim im Nordosten Brandenburgs mit knapp 42.000 Einwohnern. „Raketen sind in unserem Wohngebäude eingeschlagen“, erinnert sich Ahmad an seine letzten Jahre in Syrien, ohne es weiter auszuführen, „ich war zehn oder elf, habe mir damals nicht so viele Gedanken gemacht, war unbekümmert.“

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