Haben Augenoptiker berufsbedingt ein höheres Infektionsrisiko?
Augenoptiker haben laut IAB-Index im Vergleich zu anderen Handwerksberufen ein mittleres Infektionsrisiko.
Es gibt Berufe, zum Beispiel im medizinischen Bereich, mit einem nachweislich höheren Infektionsrisiko für Viruskrankheiten. Diese Berufe erfordern besondere Arbeitsschutzmaßnahmen. Bisher sind laut IAB keine verlässlichen Daten vorhanden, die gesicherte Hinweise auf eine besondere, tätigkeitsbedingte Infektionsgefährdung liefern. Das soll nun anders werden.
Eine Studie, auf die sich das IAB beruft, stammt vom wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO). Sie zeigt, dass Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus auch außerhalb des Gesundheitssektors, zum Beispiel in Berufen mit vermehrtem Personenkontakt, stattgefunden haben. Eine andere, 2020 im New England Journal erschienene Studie weise darauf hin, dass das Coronavirus auch über Schmierinfektionen, das bedeutet, über Oberflächen und Objekte, verbreitet werden kann.
Tröpfcheninfektion als Hauptansteckungsursache
Laut IAB ist die Arbeitssituation zwar nur einer von vielen Faktoren, die das Infektionsgeschehen beeinflussen, aber auch hier könne man konkrete Ansätze finden, die einer Ansteckung entgegenwirken. Coronaviren verbreiten sich vorwiegend über eine Tröpfcheninfektion, wenn Aeorosole, zum Beispiel beim Husten oder Sprechen, in die Umgebungsluft ausgeschieden werden. Die IAB hat mit Unterstützung der beruflichen Expertendatenbank Berufenet, in diesem Zusammenhang fünf potenziell ansteckungsrelevante Arbeitsbedingungen, in Reihenfolge nach Risikogehalt, aufgelistet. Diese sind:
- Infektionsgefahr durch den Umgang mit infizierten Menschen
- Enger Körperkontakt mit Menschen
- Einsatz von Desinfektionsmitteln
- Betreuender Umgang mit Menschen
- Physischer Kundenkontakt
Risikoermittlung bei Augenoptikerinnen nicht pauschal möglich
Die Berufsgruppe der Augenoptiker lässt sich in diesem Index unter der Auflistung „physischer Körperkontakt“ mit einem 47 Prozent höheren Infektionsrisiko einordnen. Dabei ist zu beachten, dass zwar beim Kundenkontakt im Laden oftmals der Abstand eingehalten werden könne, während der Brillenanpassung, Refraktion oder Kontaktlinsenanpassung ist das allerdings häufig nur bedingt möglich. Da in der Augenoptik mehrere Segmente (Medizin, Handel, Verkauf, Werkstatt) zusammenkommen, ist hier eine eindeutige Risikoermittlung, wie bei vielen anderen Berufen, pauschal nicht möglich. Beim Index des IAB sind es insbesondere die fünf Einzelindikatoren, die das Ansteckungsrisiko abbilden. In mindestens zwei der fünf Indikatoren (Physischer Kundenkontakt, Einsatz von Desinfektionsmitteln) wären Augenoptikerinnen fest einzuordnen.
Die Empfehlung des IAB geht klar in die Richtung, dass die offensichtlichen branchenspezifischen Risiken mit berufsspezifischen Maßnahmen ergänzt werden müssten, um das Infektionsrisiko am Arbeitsplatz so niedrig wie möglich zu halten.
Informationen zur Auswertung der Daten und Methoden finden sich hier.