Jena-Kolloquium zum Thema „Fachkräfte“ – gewagt und gewonnen
Am Ende der Veranstaltung plauderte Prof. Dr. Stefan Degle, Ernst-Abbe-Hochschule Jena, aus dem Nähkästchen. „Wie können Sie es wagen...?“, hätte ihn ein Augenoptiker in einer E-Mail gefragt, das Thema "Fachkräfte" für das 22. Augenoptische Kolloquium (23.11.2019) zu wählen. Offen blieb, woher die Entrüstung kam. Hatte der Augenoptiker Angst, Angestellte wegen der Veranstaltung zu verlieren? Fand er das Thema eines Kolloquiums nicht würdig genug? Falls dieser Augenoptiker anwesend war, so wird er am Ende der Veranstaltung eines Besseren belehrt worden sein.
Sigrun Schmitz, Betriebswirtschaft und Krankenkassen Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen, schaffte in ihrem Eröffnungsvortrag die Grundlage für den gesamten Tag. Anhand von Zahlen belegte sie den Ernst der Lage: Aufgrund des Fachkräftemangels fühlen sich laut aktuellen ZVA-Zahlen 55 % aller Betriebe in ihrer Entwicklung gehemmt. Marco von Beusekom, Senior Manager Professional Education & Development Johnson & Johnson, belegte das durch seine persönliche Erfahrung: „Die meistgestellte Frage an mich, ist, ‘weißt Du jemanden für mich?‘“.
Unternehmen müssen sich bewerben
Ralf Thiehofe, Geschäftsführer Rupp + Hubrach, stellte die Generation Z (1997 bis 2012 Geborene) in den Mittelpunkt seines Vortrages. Denn diese Generation ist die nächste, die für den Arbeitsmarkt gewonnen werden will, dabei aber völlig anders tickt als die vorhergehenden. So strebt diese Generation typischerweise keine Karriere an, sondern sorgt sich mehr um ihre Work-Life-Balance. „Wenn Sie diese Generation ändern wollen – vergessen Sie es!“, so das Plädoyer Thiehofes. Vielmehr gelte es, die Arbeitsbedingungen an den Wünschen der zukünftigen Arbeitnehmer auszurichten. Denn diese sind in einer komfortablen Situation: Mussten sich bisher die Arbeitssuchenden bei den Unternehmen bewerben, wird sich zukünftig das Spiel drehen. Die Unternehmen müssen sich bei den potenziellen Mitarbeitern bewerben.
Höhepunkt der Veranstaltung war die Überreichung des Rupp+Hubrach-Wissenschaftspreises an Johannes Neven, der in seiner Masterarbeit der Frage nachging, welche Rolle der Purkinje-Effekt für die Nachtmyopie spielt. Details zu seiner Masterarbeit finden Sie hier. – Einen umfassenden Bericht zum 22. Augenoptischen Kolloquium lesen Sie in der Januar-Edition der DOZ. Aber soviel sei als Fazit schon vorab verraten: Gut, dass die Organisatoren die Veranstaltung gewagt haben, konnten doch die Teilnehmer viele wichtige Impulse für den Arbeitsmarkt von heute und morgen gewinnen.