Umfrageergebnisse

Jugend fürchtet um Azubi-Stellen

Die Corona-Krise führt zu einer wachsenden Verunsicherung bei jungen Menschen im Hinblick auf die Situation am Ausbildungsmarkt. Zu diesem Resultat kam eine von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegebene repräsentative Befragung im Februar/März 2021.
Azubine mit Maskem beim Lernen

Jugendliche sorgen sich um Azubi-Stellen in der Corona-Krise.

© Adobe Stock / shintartanya

Laut den Ergebnissen einer repräsentativen Jugendbefragung des Marktforschungsinstitutes iconkids & youth sorgt sich die Mehrheit der Jugendlichen um ihre berufliche Zukunft. Demnach seien 71 Prozent der 1.743 Befragten und damit zehn Prozent mehr als im Vorjahr der Ansicht, dass sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz durch Corona verschlechtert haben. Bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung seien es sogar 78 Prozent.

Anders lautet die Einschätzung der Studierenden: Wer sich demnächst an einer Universität oder Hochschule einschreiben möchte, sieht die Situation laut Umfrage deutlich positiver als auf dem Ausbildungsmarkt. Hier glauben nur 24 Prozent aller Befragten, dass die Pandemie die Chancen auf einen Studienplatz beeinträchtigt hat. Ein Studium wird also als der vermeintlich sicherere Weg vermutet.

Die Unterschiede in der Beurteilung der Zukunft seien nachvollziehbar, meint Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, die die Befragung im Februar/März dieses Jahres in Auftrag gegeben hatte: "Wer das Abitur hat, besitzt quasi eine Studiengarantie. Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen lassen wir in Krisenzeiten allein. Das ist nicht gerecht.“

Bertelsmann Stiftung Umfrage zur Ausbildung
© Sceenshot Bertelsmann Stiftung

Zudem habe mehr als jeder zweite (53 Prozent) laut der Befragung den Eindruck, die Politik tue wenig oder nichts für Ausbildungsplatzsuchende. Weitere 20 Prozent sagen, dass die Politik zwar „eher viel“ tue, aber noch immer nicht genug. „Jede Krise vernichtet dauerhaft Ausbildungsplätze“, betont Dräger. „Ausbildungsprämien für Betriebe reichen leider nicht, um diese Entwicklung aufzuhalten. Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie.“ Es handele sich hierbei um eine Frage der Chancengerechtigkeit und diene der Fachkräftesicherung, heißt es weiter.

Ausbildung attraktiv trotz Rückgang

Wie das Statistische Bundesamt Mitte April meldete, sei die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gefallen: So begannen 465.200 Menschen vergangenes Jahr eine Lehre – das entspricht einem Minus von 9,4 Prozent. Im Handwerk fiel der Rückgang nach Angaben der Deutschen Handwerks Zeitung (DHZ) mit einem Minus von 7,5 etwas moderater aus. In der Augenoptik sieht es indes ähnlich aus: Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat auf Basis der diesjährigen Erhebung unter den 53 Handwerkskammern Kennzahlen für den Bereich Aus- und Fortbildung veröffentlicht: Zum Stichtag 31. Dezember 2020 waren insgesamt 7.654 Auszubildende in der Augenoptik registriert. Die hohe Gesamtzahl an Auszubildenden aus dem Jahr 2019 (7.645) konnte damit sogar noch leicht gesteigert werden. Bei den Neuverträgen –die bis zum Stichtag 31. Dezember nicht vorzeitig wieder aufgelöst wurden – verzeichnet der ZDH für die Augenoptik jedoch einen Rückgang um 8,8 Prozent auf 2.796 (2019: 3066).

Dabei sei das Interesse junger Menschen an einer Ausbildung auch im zweiten Corona-Jahr groß. So möchten laut der Befragung 41 Prozent der 14- bis 20-Jährigen, die an einer allgemeinbildenden Schule sind, auf jeden Fall eine Ausbildung absolvieren. Weitere 36 Prozent seien noch unentschlossen. Das bedeutet, dass fast vier Fünftel der Schülerinnen und Schüler eine Ausbildung zumindest als Möglichkeit in Betracht ziehen. Und: Jugendliche, die ihren Ausbildungsplatz schon angetreten oder eine Zusage haben, sind mit ihrer Wahl zufrieden: Mehr als 80 Prozent bewerteten diese als (sehr) positiv. Laut des ZDH-Präsidenten Hans Peter Wollseifer sei es dringend nötig, die Berufsorientierung an den Schulen und gerade auch in den Gymnasien wieder zu intensivieren und Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen. Wollseifer: „Unsere Betriebe stehen bereit und bieten Ausbildungsplätze an.“