Erstveröffentlicht in der DOZ 05I23
Herr Müller, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum neuen ZVA-Präsidenten. Mit ein wenig Abstand und Blick zurück auf die Mitgliederversammlung: Mit welchen Gefühlen und Erwartungen sind Sie nach Weimar gefahren?
Christian Müller: Ich freue mich immer auf Mitgliederversammlungen, weil sie ein Stimmungsbild von der Basis vermitteln. Und diese Stimmung aufzufangen, ist extrem wichtig. Das gilt aber nicht nur für die Mitgliederversammlung, sondern auch für die Obermeistertagung. Hier wird der Grundstein für die Arbeit des Präsidiums gelegt. Die Sorgen der Basis ernst zu nehmen, diesen entgegenzuwirken und die Branche in die richtige Richtung zu entwickeln, gibt einem ein gutes Gefühl.
Wenn Sie sagen, Sie wollen die Stimmung der Basis einfangen: Wie war sie in Weimar?
Sie war herausragend, was aber sicherlich nicht zuletzt an der Verabschiedung von Thomas Truckenbrod lag. Mit 13,5 Jahren war er der längste im Amt befindliche Präsident und ich glaube, die meisten haben ihn ins Herz geschlossen. Er hat sich einen festen Platz in der Branche erarbeitet. Ehrlicherweise hätte ich nicht in einer Wahl gegen Thomas Truckenbrod antreten wollen – ganz abgesehen davon, dass dies auch nicht vorgekommen wäre. Dass auch die anderen Fachverbände und der Industrieverband Spectaris vor Ort waren, hat dem Ganzen einen würdigen Rahmen gegeben.
In Ihrer Antrittsrede haben Sie gesagt: „Ich möchte die erfolgreiche Arbeit meines Vorgängers fortsetzen. Aber ich kann und will ihn nicht kopieren.“ Welche eigenen Akzente will Christian Müller in der kommenden Amtszeit setzen?
Wenn ich zurückblicke, haben viele meiner Vorgänger das Thema Aus-, Fort- und Weiterbildung ganz oben auf die Agenda gesetzt. Und tatsächlich liegt auch mir dieses Thema besonders am Herzen. Das sind Schlüsselthemen eines Berufsverbands, denn das ist die Basis, um den Beruf zukunftsfähig zu machen. Doch was heißt das? Die Zukunft vorauszusagen ist kaum möglich. Niemand hätte sich vor zwei Jahren vorstellen können, dass Russland einen Krieg mit der Ukraine beginnt. Oder vor sechs Jahren das Thema HHVG. Der Aufwand, den wir im Zuge des HHVG betrieben haben und betreiben, steht eigentlich in keinem Verhältnis zum Ertrag. Und doch ist es ein wichtiges Thema für die Branche. Die Versorgung erkrankter Augen muss für uns an erster Stelle stehen, insbesondere, wenn wir als Gesundheitsberuf wahrgenommen werden wollen.