Öko-Test mit strittigen Aussagen für Verbraucher
Die Kontaktlinse muss stets richtig herum ins Auge eingesetzt werden.
Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat in der Mai-Ausgabe neun Monatslinsen aus Silikonhydrogel und sieben aus Hydrogel – jeweils mit -2,00 dpt - gekauft und im Labor prüfen lassen. Getestet wurden unter anderem die Faktoren Sauerstoffdurchlässigkeit, UV-Schutz und Bor als kritischer Stoff in der Aufbewahrungsflüssigkeit.
Öko-Test kommt auf der Grundlage der Testergebnisse zu dem Schluss: „Die Silikonhydrogel-Linsen schneiden in unserem Test also insgesamt besser ab. Wir können alle neun getesteten Produkte aus dem Segment empfehlen […].“
Doch was wurde bewertet und welche Schlüsse wurden aus den Messdaten gezogen? Die neun Silikonhydrogel-Linsen wurden in Sachen Sauerstoffdurchlässigkeit mit „in Ordnung“ bewertet. Die Hydrogel-Linsen schnitten in derselben Kategorie im Vergleich deutlich schlechter ab. Drei dieser Produkte erhielten die Bewertung „mit Mängeln“, vier sogar „mit deutlichen Mängeln“.
Kommentar: Bei der Entscheidung für das eine oder das andere Material kommt es auf das Gesamtbild des Auges, die gewünschte Tragedauer der Linse und den Tragekontext an. Eine pauschale Empfehlung aufgrund der höheren Sauerstoffdurchlässigkeit würde alle weiteren individuellen Faktoren vernachlässigen, die aber bei der Anpassung einer Kontaktlinse mindestens genauso entscheidend sind. Die British Contact Lens Association erklärt im „Clear Report“ Paper 9: „Die Verwendung einer bewährten Kombination aus faktenbasierter Entscheidungsfindung und klinischer Erfahrung kann den Patienten den bestmöglichen Behandlungsplan für die Augenversorgung bieten – was zu einem lebenslangen glücklichen und gesunden Tragen von Kontaktlinsen führt.“
Check der Blister-Lösungen
Auch die Blister-Lösungen, in denen die Linsen aufbewahrt werden, wurden im Auftrag von Öko-Test gecheckt. Fragliche Größe war hier der Borgehalt der Lösungen, da Borsäure und Borat als Pufferstoffe fungieren und somit für einen stabilen pH-Wert sorgen sollen. Argumentiert wurde mit der Annahme, dass der Stoff als problematisch gilt, da Borverbindungen mutmaßlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und nur wenige Hersteller den Inhaltsstoff auf der Verpackung deklarieren. In jeder Kontaktlinsenkategorie wurde bei jeweils fünf Produkten Bor in der Aufbewahrungsflüssigkeit nachgewiesen.
Kommentar: Borverbindungen werden fruchtbarkeitsschädigende Wirkungen zugeschrieben. Diese wurden bislang vor allem in Tierversuchen nachgewiesen. Zudem kommt es bei Bor, Borsäure oder Boraten auf die Konzentration an. Ein Boratpuffer ist beispielsweise ein notwendiger Inhaltsstoff in einer Tränenersatzlösung und Borat kommt auch im menschlichen Organismus vor. Konkrete Grenzwerte existieren laut der Europäischen Kommission für Trinkwasser, nicht aber für Blisterlösungen.
Folglich gehen die Schlussfolgerungen, die aus den im Rahmen des Öko-Tests im Labor gemessenen Werten gezogen werden, aus Sicht der versierten Anpasserin und des versierten Anpassers am Interesse der Verbraucherin und des Verbrauchers vorbei.
UV-Schutz auf dem Prüfstand
Des Weiteren wurde der UV-Schutz der Kleinstsehhilfen unter die Lupe genommen. Demnach wurden neun der insgesamt 16 Kontaktlinsen mit einem UV-Schutz ausgelobt, darunter vier aus Silikonhydrogel und fünf aus Hydrogel. Lediglich eine Linse soll mit Blick auf die Durchlässigkeit von UV-Strahlung nicht die Kriterien (Klasse 2) der Kontaktlinsennorm DIN EN ISO 18369 erfüllt haben und daher laut Test „Mängel“ aufweisen.
Kommentar: Hersteller sind nicht angewiesen, ihre Kontaktlinsen mit einem UV-Schutz auszustatten - er ist somit keine Voraussetzung für den Marktgang einer Linse, aber sicherlich eine schöne Ergänzug, von der Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren können. Die Anpasserin oder der Anpasser kann ihn folglich als Tool in der Kundenkommunikation einsetzen. Entscheidend ist, dass ein UV-Schutz vorliegt, wenn dieser für eine Kontaktlinse ausgewiesen wird. Zudem besteht die Gefahr, dass sich eine Verbraucherin in falscher Sicherheit wiegt, wenn ihre Kontaktlinse einen ausgewiesenen UV-Schutz einer höheren Klasse besitzt. Anpasserinnen sollten ihre Kundinnen und Kunden darauf hinweisen, dass nur eine Sonnenbrille das Auge vollständig vor UV-Strahlung schützen kann, da die Linse immer nur ein Teil abdeckt.
Diese Kontaktlinsen wurden getestet
Diese Monatslinsen aus Silikonhydrogel wurden mit -2,00 dpt getestet:
- Air Optix Plus Hydraglide (Alcon)
- Lenscare Monatslinsen SH-System Plus (4Care)
- Miru 1 Month (Menicon)
- Acuvue Vita 1 Month Replacement (Johnson&Johnson)
- Pure Vision 2 (Bausch+Lomb)
- Best View Premium (Rossmann)
- Clariti Elite (CooperVision)
- True Lens Premium (Mister Spex)
- Visiomax (Dm)
Diese Monatslinsen aus Hydrogel wurden mit -2,00 dpt getestet:
- Proclear (CooperVision)
- True Lens Comfort (Mister Spex)
- Lenscare Gel-System (4care)
- Soflens 59. (Bausch + Lomb)
- Best View (Rossmann)
- Eyelike (Eyelike)
- Visiomax (Dm)