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Ray-Ban Meta: Auf dem Weg zur smarten Brille

Eine Brille, die per Sprachbefehl Fotos macht. Eine Brille, mit der man Freunde und Follower via Livestream an seinen Unternehmungen teilhaben lässt. Eine Brille zum Telefonieren, Musikstreamen und Nachrichten vorlesen – all das ist die neue Ray-Ban Meta, die seit Oktober in Deutschland erhältlich ist. Damit scheint der Kooperation von EssilorLuxottica und Meta-Konzern ein weiterer Schritt hin zu einer echten smarten Brille gelungen zu sein.
Aufmacher
© Fotos: EssilorLuxotica

Erstveröffentlicht in der DOZ 02I24

Smart Glasses: Nach dem gescheiterten Versuch von Google mit seiner Google Glass (2012) wurde es ruhig um das Thema. Doch spätestens als 2019 erste Gerüchte um eine Kooperation von EssilorLuxottica und Facebook die Runde machten und ein Jahr später offiziell der Startschuss fiel, war eigentlich allen klar, dass die „smarte Brille“ wohl nur eine Frage der Zeit sein würde. Genau genommen dauerte es lediglich ein weiteres Jahr, ehe die Kooperation unter dem Namen „Ray-Ban Stories“ erste Früchte trug. Allerdings reichte es in Deutschland nicht für eine Markteinführung, da die Bedenken der Datenschützer zu groß waren.

Seit Oktober 2023 aber ist nun die nächste Generation auch in Deutschland erhältlich und wurde auch am Stand von EssilorLuxottica auf der Opti gebührend präsentiert: „Ray-Ban Meta“. Und diese scheint nicht nur mit einem Großteil der Datenschutzbedenken aufzuräumen, sondern gerade das Herz von Streamern oder Influencern höher schlagen zu lassen. Vorweg: Wer bei Smart Glasses an Brillengläser mit integriertem Bildschirm denkt, dürfte enttäuscht werden. Denn Meta, wie der ehemalige Facebook-Konzern seit 2021 heißt, setzt auf Künstliche Intelligenz (KI), Fotofunktionen, Anrufoptionen und Social-Media-Konnektivität. Inwieweit also die Bezeichnung Smart Glasses hier wirklich zutrifft, dürfte durchaus kontrovers diskutiert werden. Die Ray-Ban Meta aber könnte ein weiterer Schritt hin zu echten Smart Glasses sein, gerade wenn man sich die anderen Entwicklungen auf der letzten Meta Connect Veranstaltungen anschaut (beispielsweise die VR-Brille Meta Quest 3). „Wir sind unglaublich stolz darauf, mit Meta zusammenzuarbeiten und diese aufstrebende Kategorie aufzubauen. Die neue Ray-Ban-Meta-Kollektion spielt in einer eigenen Liga - mit Funktionen, die noch nie in eine Brille gepasst haben“, so die wenig zurückhaltenden Worte von Rocco Basilicon, Chief Wearables Officer bei EssilorLuxottica.

 

Über 130 Farb- und Stilkombinationen

Doch zurück zur aktuellen Generation. Diese gibt es in den bekannten Modellen Wayfarer und Wayfarer Large sowie im neuen Ray-Ban-Modell Headliner, eine Fassung in eher femininer Panto-Form. Die Farbrange reicht von Schwarz (matt und glänzend) über Jeansblau (matt) bis hin zu Karamell (glänzend), hinzu kommen die unterschiedlichen Glasvarianten. So ist die Ray-Ban Meta mit Korrektions- und Sonnenbrillengläsern sowie mit polarisierenden Gläsern und Transitions erhältlich. Das Ergebnis sind über 130 Farb- und Stilkombinationen. Sehr wahrscheinlich, dass insbesondere die Transitions-Variante viele Fans gewinnen dürfte, um die smarte Brille innen undaußen, bei gutem und schlechtem Wetter nutzen zu können.

Ray-Ban-Meta

Mit 12 MP ist die Kamera der Ray-Ban Meta gut aufgestellt und muss sich in Sachen Qualität nicht verstecken.

© EssilorLuxotica

Gerade die glänzenden, semitransparenten Modell-varianten lassen zumindest schemenhaft erahnen, wie viel Technik verbaut ist. Das Offensichtlichste ist die links positionierte Kamera. Analog dazu gibt es auf der rechten Seite eine identisch aussehende LED-Leuchte. Ebendiese LED spielt beim Thema Datenschutz eine besondere Rolle. Denn bei jedem erstehenden Foto blinkt die LED hellweiß auf, bei der Aufnahme eines Videos leuchtet sie dauerhaft – um so dem Gegenüber zu signalisieren: „Hier wird gerade aufgenommen oder fotografiert!“ Hilfreich, auch wenn wohl nicht jeder, der ins Visier der Kamerabrille gerät, die aufleuchtende LED als (Warn-) Signal für eine laufende Aufnahme interpretieren dürfte. Auf der anderen Seite sind auch Handyaufnahmen mehr als versteckt möglich, ohne dass es überhaupt eine visuelle Warnung des Gegenübers gibt. Überdies lässt sich die LED nicht abdecken, da dies die Kamera automatisch deaktiviert.

Apropos Kamera: Die wurde im Vergleich zur ersten Generation, den Ray-Ban Sto-ries, noch einmal deutlich verbessert. Statt 5 hat die Kamera nun 12 Megapixel und ermöglicht Fotos in einer Auflösung von 3024 x 4032 Pixel, Videos werden mit 1440 x 1920 Pixeln und bis zu 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen (jeweils im social-media-optimierten 3:4-Hochformat). Natürlich nicht vergleichbar mit den Möglichkeiten von Handys neuester Generation, aber durchaus ansehnlich. Verzichten muss man auf Optionen wie Porträt- oder Panoramamodus sowie eine Zoomfunktion. Gespeichert werden die Bilder zunächst auf einem internen 32-GB-Speicher (entspricht rund 500 Bildern oder 100 30-Sekunden-Videos). Ausgelöst wird die Kamera über eine kleine Taste auf der Oberseite des rechten Bügels.

Ray-Ban-Meta

Die Lautsprecher sind mit einer Open-Ear-Audio-funktion ausgestattet. Jede Brille besitzt insgesamt fünf in die Bügel integrierte Mikrofone.

© EssilorLuxotica

Fünf Mikrofone in den Bügeln verbaut

Neben der Kamera wurden in den Bügeln insgesamt fünf Mikrofone verbaut und mit einer Open-Ear-Audiofunktion ausgestattet. Die Lautstärkeregulierung erfolgt über eine Touchleiste am rechten Bügel. Die Touchleiste dient beim Musikstreaming auch zum Pausieren der Wiedergabe oder für den Wechsel zum nächsten Lied. Nachteil der Lautsprechertechnik: Bei starken Umgebungsgeräuschen muss man die Wiedergabe relativ laut einstellen, was wiederum dazu führt, dass die Nebenfrau ebenfalls in den Genuss des eigenen Musikgeschmacks kommt oder das Telefonat mithören kann.

„Die neue Ray-Ban Meta spielt in einer eigenen Liga - mit Funktionen, die noch nie in eine Brille gepasst haben“

Rocco Basilicon, Chief Wearables Officer bei EssilorLuxottica

Mit einem Gewicht von rund 49 Gramm bewegt sich die Ray-Ban Meta zwar im etwas schwereren, angesichts der verbauten Technik aber akzeptablen Bereich, auch wenn beim Halten des Etuis ein anderer Eindruck entsteht. Schnell wird aber klar, dass eben die Hülle und nicht die Brille das Gewicht bestimmt. Das Etui dient nämlich auch als Ladestation. An der unteren Seite befindet sich eine USB-C-Buchse zum Laden, auf der interen Seite ein Knopf für die Bluetooth-Verbindung. Je nach Verbrauch soll der Akku der Brille bis zu vier Stunden halten. Die Ladezeiten liegen bei 75 Minuten (100 Prozent) bzw 22 Minuten (50 Prozent Akku dank Fast Charge). Durch acht Ladezyklen ergibt sich eine Gesamtlaufzeit von bis zu 36 Stunden. Den aktuellen Ladestand macht eine grün, gelb oder rot leuchtende LED am Etui-Verschluss deutlich.

Um aber überhaupt das ganze Füllhorn an Möglichkeiten der Ray-Ban Meta nutzen zu können, braucht es die Verbindung zum Meta-Kosmos über die Meta View App. Bei bestehendem Facebook- oder Instagram-Kanal erfolgt die Anmeldung über ebendiesen. Hier kann im Anschluss auch festgelegt werden, welche Daten mit der Brille synchronisiert werden sollen. Insgesamt nur wenige Schritte, bei denen der Nutzer auch in Sachen Datenschutz aufgeklärt wird. Neben der Möglichkeit, Anrufe anzunehmen oder zu tätigen (nachdem man der Brille bzw. App Zugriff auf die eigenen Kontakte gewährt hat), ist das die größte Spielwiese innerhalb des Meta-Kosmos. So kann sich der Nutzer Whats-App-Nachrichten vorlesen lassen, muss dabei aber die bislang eher „denglische“ Aussprache in Kauf nehmen. Auch Anrufe über WhatsApp sind möglich. Gleiches gilt für den Facebook-Messenger. Der Start eines Live-Streams, um das Erlebte bei Instagram oder Facebook sofort mit seinen Followern zu teilen, ist ebenfalls über die App möglich.

neue Modell

Das neue Modell Headliner in Jeansgrau: Durch die leicht transparente Optik lässt sich die verbaute Technik erahnen. Und es wird schnell klar, dass die Brillenbügel nicht anpassbar sind.

© EssilorLuxotica

Die integrierte Sprachsteuerung gibt es derzeit nur in englischer Sprache. Über den Befehlt „Hey Meta“ verbindet man sich mit der Brille und kann über die Stimme Fotos auslösen, Videos aufnehmen, Anrufe starten oder sich Textnachrichten vorlesen lassen. Ein Update für einen deutschsprachigen Sprachassistenten soll es in Kürze geben. Bislang noch gar nicht verfügbar ist Meta AI (künstliche Intelligenz). Die erste Beta-Phase des KI-Tools ist bis dato ausschließlich in den USA gestartet. Mit den neuen Features aber soll es bald möglich sein, sich Schilder automatisch übersetzten oder Informationen zu Sehenswürdigkeiten vortragen zu lassen. Und das wäre ein echter und richtiger Schritt hin zu einer intelligenten, smarten Brille.