Studie: Immer mehr Handwerksbetriebe nutzen neue Technologien
Roboter, Drohnen, smarte Software: Das Handwerk wird laut einer Studie von Bitkom und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks digitaler.
Das Handwerk in Deutschland wird immer digitaler. Laut einer repräsentativen Befragung unter 503 Handwerksbetrieben in Deutschland, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) durchgeführt wurde, nutzen mittlerweile zwei Drittel der Handwerksbetriebe digitale Technologien. Vor zwei Jahren waren es mit 53 Prozent noch deutlich weniger. 55 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker sagen mittlerweile: Die Digitalisierung sichert die Existenz unseres Betriebes, dies teilt der ZDH mit. Treiber der Digitalisierung im Handwerk ist wenig überraschend die Corona-Pandemie. Für die Betriebe bringen die neuen digitalen Tools aber vor allem Zeitersparnis. Das gaben 83 Prozent der Befragten an, 78 Prozent eine optimierte Lagerung und Logistik und 73 Prozent eine flexiblere Arbeitsorganisation. Eine höhere Sichtbarkeit bei der Kundschaft (71 Prozent) sowie körperliche Entlastung (60 Prozent) spielten bei den Befragten ebenfalls eine große Rolle.
Am stärksten nutzen Handwerksunternehmen (45 Prozent) Cloud Computing und Trackingsysteme, mit denen sich Maschinen und Betriebsmittel nachverfolgen lassen. Immerhin 14 Prozent verwenden vorausschauende Wartung, bei der mit Sensoren und Datenanalyse drohende Ausfälle von Anlagen frühzeitig erkannt werden. Auch 3-D-Technologien (zehn Prozent) und Drohnen (acht Prozent) sind laut der Studie häufig im Einsatz. Künstliche Intelligenz spiele hingegen bis dato im Handwerk kaum eine Rolle. Nur ein Prozent nutzen diese. Sechs Prozent der Betriebe auf Roboter und drei Prozent Virtual oder Augmented Reality.
Kunden erwarten schnellere Rückmeldungen
Einen starken Schub hat es im Handwerk auch bei der Nutzung digitaler Plattformen gegeben. Vier von zehn Betriebe machen in sozialen Medien auf sich aufmerksam (2020: 30 Prozent), wobei kleine Betriebe mit weniger als fünf Mitarbeitenden für Facebook, Instagram, LinkedIn und Co. offenbar deutlich weniger Ressourcen aufbringen können (29 Prozent) als größere Betriebe ab fünf Mitarbeitenden (57 Prozent). „Plattformen und insbesondere soziale Medien gehören für viele Menschen in Deutschland zum Leben dazu. Sie machen es potenziellen Kundinnen und Kunden besonders einfach, sich zu informieren oder Termine zu buchen. Um ihre Zielgruppe anzusprechen, sollten Handwerksunternehmen prüfen, auf welchen digitalen Plattformen es sich für sie lohnt, aktiv sein“, sagt Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp in einer Mitteilung. Gleichwohl hätten die digitalen Tools auch die Beziehungen zu den Kundinnen und Kunden verändert – nicht immer zum Positiven. 97 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker gaben in der Studie an, dass die Kundinnen und Kunden mittlerweile eine schnellere Rückmeldung erwarten. 82 Prozent erleben, dass die Kundschaft eine schnelle Lieferung und zugleich individuellere Angebot wünscht und somit die Handwerksbetriebe neben dem Alltagsgeschäft vor neue Herausforderungen stellt.
Finanzierungen als Herausforderung
Zwar zeigt sich die überwiegende Mehrheit der Handwerksbetriebe der Digitalisierung gegenüber aufgeschlossen (83 Prozent), doch viele bemängeln auch die zahlreichen Probleme. Zu den häufigsten Herausforderungen zählen nach Ansicht der befragten Betriebe hohe Investitionskosten (71 Prozent), die Sorge um IT-Sicherheit (65 Prozent) sowie hohe Anforderungen an den Datenschutz (62 Prozent). Dahinter folgen eine unzureichende Internetversorgung (61 Prozent) und die Sorge um den Verlust von Datenhoheit (59 Prozent). Zudem halten 81 Prozent viele digitale Anwendungen auf dem Markt für überdimensioniert für den eigenen Betrieb, die Hälfte (54 Prozent) kann sich viele Anwendungen nicht leisten. Die dafür vorhandenen Förderprogramme von Bund und Ländern schneiden in diesem Zusammenhang bei den Handwerksbetrieben in Deutschland eher schlecht ab: 97 Prozent halten die Beantragung von Fördergeldern für Digitalisierungsmaßnahmen oft für zu bürokratisch und 88 Prozent meinen, diese gehen am Bedarf der Betriebe vorbei.