Augenarzt unterrichtet klinische Optometrie an EAH Jena
Brückenschlag: Das Spannungsverhältnis zwischen Augenärzten und Optometristen abzubauen, hat sich der Rostocker Professor Tobias Brockmann zum Ziel gesetzt, „weil alle Felder maßgeblich profitieren würden, wenn wir enger kooperieren“.
Erstveröffentlicht in der DOZ 12I23
DOZ: Ziehen Sie sich als Augenarzt nicht die eigene zukünftige Konkurrenz heran, indem Sie Optometristen ausbilden?
Prof. Dr. Tobias Brockmann: Nein, ich sehe es eher so, dass die Felder der Augenoptik, der Optometrie und der Ophthalmologie maßgeblich davon profitieren würden, wenn wir alle enger miteinander kooperieren. Am Beispiel der englischsprachigen Länder sieht man deutlich, dass die Optometristen ein weites Feld abdecken und die Augenärzte trotzdem genug zu tun haben. Ich sehe nicht, weshalb das nicht auch in Deutschland funktionieren sollte. Zudem stehen wir vor großen demografischen Herausforderungen, die es zu lösen gilt. Gerade in ländlichen Gegenden sind die Augenoptiker und Optometristen die erste Anlaufstelle für ältere Menschen, da immer mehr Augenärzte in den Ruhestand gehen. Meiner Meinung nach bringt es uns und den Patienten nichts, wenn wir in berufspolitischen Stellungskriegen verharren.
Wie bewerten Sie das Spannungsfeld zwischen Optometristen und Augenärzten?
Ich denke, es ist ein Generationenthema. Erfahrene Augenärzte mit langjähriger Praxis erinnern sich noch an die Zeit, in der es wirtschaftlich schwieriger für sie war. Der Gedanke, etwas an den Augenoptiker zu verlieren, ist da schmerzlich verankert. Die junge Generation erlebt diesen wirtschaftlichen Druck so nicht und hat auch eine andere Freiheit in Bezug auf die Berufswahl, als das früher der Fall war. Daher scheint mir die junge Generation in diesem Fall etwas aufgeschlossener. Zudem gibt es mehr Augenoptiker und Optometristen als Augenärzte. Das heißt, die Augenoptiker sehen wesentlich mehr Patienten oder Kunden als die Augenärzte. Oftmals kommen aber auch pathologisch bedürftige Menschen gar nicht zum Augenarzt, weil die Integration zwischen den Fächern fehlt. Durch eine bessere Kommunikation untereinander würden beiden Seiten und vor allem die Patienten profitieren.
Tobias Brockmann hat selbst in Jena studiert, nun unterrichtet der Professor dort die Optometristen von morgen. „Je früher man einander kennenlernt, umso besser“, findet der 37-Jährige.