Erstveröffentlichung in der DOZ 06I24
Die USA sind nicht umsonst der größte augenoptische Markt der Welt. Stolze 76,5 Milliarden US-Dollar beträgt der Branchenumsatz auf der anderen Seite des großen Teichs. Mit circa 333 Millionen Einwohnern ist der US-Markt ziemlich genau vier Mal so groß wie der deutsche, beim augenoptischen Umsatz aber übertrifft die USA die Bundesrepublik gar um das Zehnfache. Und das, obwohl der prozentuale Anteil der Brillen- und Kontaktlinsenträger in etwa gleich ist und der durchschnittliche Auftragswert in den USA mit 330 US-Dollar sogar unter dem hierzulande liegt (umgerechnet 388 US- Dollar). Warum aber gehen in den USA acht Mal so viele Brillen über die Ladentheke wie in Deutschland? „Das liegt im Wesentlichen am Wiederverkaufsintervall, das in den USA mit 2,2 Jahren etwa halb so kurz ist wie in Deutschland. Das wiederum liegt an dem hohen Anteil an Versicherungen in den USA, die für viele Kunden alle zwei Jahre den Großteil der Kosten für den Sehtest und die Brille übernehmen“, sagt Marc Fielmann. Nicht erst seit den Akquisitionen im vergangenen Jahr, als Fielmann mit SVS Vision eine Augenoptikkette aus Michigan und mit Befitting ein augenoptisches E-Commerce-Unternehmen gekauft hat, interessiert sich der Vorstandsvorsitzende für den amerikanischen Markt. „Ich kenne jeden augenoptischen Markt“, ist ein Satz, den Fielmann eher nebenbei fallen lässt, der aber unterstreicht, mit welcher Akribie die Markteintritte vorbereitet werden.
Im Gegensatz zu Deutschland, wo der Markt stark konsolidiert ist und Fielmann mit einem Brillenabsatz von 55 Prozent mehr als jede zweite Brille verkauft sowie einen Umsatzmarktanteil von 22 Prozent hat, ist der amerikanische Markt deutlich aufgesplitteter. Die größten zehn Augenoptikketten der USA liegen mit gemeinsamen 21 Prozent Umsatzmarktanteil unterhalb von Fielmanns Solo-Wert in Deutschland. „Wesentlicher Mitbewerber in den USA sind vielerorts die kleinen, traditionellen Geschäfte“, weiß Fielmann. Entsprechend hat man in Hamburg zwei wesentliche Begebenheiten definiert, die die Vereinigten Staaten „äußerst interessant“ machen: zum einen den besagten Mix aus wirtschaftlicher Attraktivität, komplexem Versicherungssystem und geringer Konsolidierung, zum anderen unerfüllte Kundenwünsche in Bezug auf Preisniveau, Service und Qualität. Fielmann ist sicher, dass sich „hier ein großes Potenzial für einen kundenorientierten Anbieter wie uns bietet“.