Instagram & TikTok

Augenoptiker über ihre Erfahrungen und Tipps zu Social Media

Sichtbarkeit, Reichweite, Neukundengewinnung und so weiter: Die Vorteile von Social Media müssten heutzutage jedem bekannt sein. Trotzdem wird das Marketing-Tool von augenoptischen Betrieben noch zu wenig eingesetzt, findet die DOZ und hat sich auf die Suche nach Augenoptikerinnen und Augenoptiker gemacht, die das Potenzial bereits aktiv für sich nutzen und von ihren Erfahrungen und Erfolgen berichten.
Arndt und weiß Mitarbeiter

Mit Humor: Lars Teubler (li.) und sein Kollege Frank Ostermöller posten regelmäßig Videos auf Instagram.

© Instagram @arndt_und_weiss

Erstveröffentlichung in der DOZ 09I24

An dieser Stelle könnten zahlreiche Online- Experten erläutern, warum die sozialen Netzwerke für Unternehmen äußerst profitabel sind oder Statistiken und Umfragen belegen, dass bedeutend viele Nutzer diese als Suchmaschine für das nächste (Brillen-)Geschäft in ihrer Region nutzen. Argumente für Instagram & Co. gibt es en masse, so viel steht fest. Vielmehr aber möchten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, mit diesem Artikel Inspiration und Motivation in Sachen Social Media vermitteln – und zwar aus den eigenen Reihen. Deshalb haben wir erfolgreiche Kolleginnen und Kollegen aus der Augenoptik nach ihren persönlichen Erfahrungen und Tipps gefragt und diese – in der DOZ in Kurzform, hier online in voller Länge – zusammengestellt.

Joel Brück von City Optikhaus und Simon Ritzl von zum Ritzl

Joel Brück von City Optikhaus und Simon Ritzl von zum Ritzl

Joel Brück, City Optikhaus in Berlin

Instagram @cityoptikhaus

  • Ideen: Wir sind seit 2013 auf Social Media aktiv. Ideen bekommen wir überwiegend durch TikTok-Videos.
  • Zeit: Täglich zwischen 2 bis 3 Stunden
  • Erfolg: Über gezielte Ads können wir vor allem unsere Umsätze genau messen. Wir schalten Werbung auf allen bekannten Plattformen, wie Instagram, Tiktok, Google und Youtube. Nicht immer messbar ist die tatsächliche Reichweite und das Image des Stores, denn wir sind durch Social Media selbst zu einer Marke geworden.
  • Dos & Don’ts: Sehr persönlich sein und dadurch den Kunden abholen. Je persönlicher der Content ist, desto besser funktioniert er. Keine klassischen Produktbilder vom Hersteller posten. Nicht versuchen, andere Optiker zu kopieren und stattdessen eine eigene Identität aufbauen und eigenen Content kreieren. Nicht zu viel auf die Materie der Gläser eingehen, denn das interessiert fast niemanden.
  • Tipp: Einfach machen – schaden kann es nie. Seid ihr selbst und postet drauf los. Mit der Zeit werdet ihr wachsen und immer neue Ideen kreieren.

Simon Ritzl, zum Ritzl in Österreich

Instagram @zumritzl

  • Ziel: Wir sind seit Juli 2022 aktiv und wollen unsere Markenbekanntheit in der regionalen Umgebung steigern, indem wir aktuelle Themen im Bereich Optik aufgreifen und darüber unsere Expertise kundtun. Außerdem informieren wir über unsere Angebote, Neuheiten, Sponsorings oder Specials.
  • Ideen: Durch Brainstorming, Kommentare und Nachrichten über alle Plattformen hinweg, Videos von anderen Accounts sowie selbsterdachte Ideen.
  • Zeit: Wir arbeiten mit einem externen Social Media-Team zusammen. Für einen Drehtermin brauchen wir durchschnittlich zwischen zwei und drei Stunden. Mit diesem Content kommen wir dann circa vier Wochen aus. Schnitt/Nachbearbeitung, Planung, Beschreibungen etc. nehmen sicherlich noch einmal 16 Stunden in Anspruch. Durchgehende Betreuung, Analysen und Communitymanagement belaufen sich laufend über den Monat auch auf vier Stunden. Wenn man alles alleine machen will, sind das sicherlich 30 bis 35 Stunden im Monat Aufwand.
  • Erfolg: Durch die laufende Online-Aktivität sind wir im regionalen Bereich ziemlich bekannt geworden. Neukunden kommen teilweise wegen unserer Onlinevideos und kaufen dadurch bei uns ein bzw. lassen sich bei uns beraten. Man merkt das auch im privaten Leben, man wird zunehmend auch auf der Straße angesprochen. Größere Firmen wollen auch gerne Kooperationen starten und ihre Markenbekanntheit mit uns teilen und uns als Partner haben.
  • Dos & Don’ts: Jeden Content posten, sprich auch wenn Fauxpas passieren: Das erzeugt authentische Inhalte und kommt gut an. Videos attraktiv gestalten und nicht einfach steril durchjagen. Humor reinbringen. Keine Falschmeldungen bzw. Lügen im Optikbereich verbreiten, denn das kann sich fatal auf das gesamte Geschäft auswirken.
  • Tipps: Generell aktiv sein, seinen Followern einen Mehrwert bieten und sie stetig auf dem Laufenden halten. Sich nicht verstellen und sich so geben, wie man ist.
Arndt & Weiß x Stefanowsky

Lars Teubler (li.) von Arndt & Weiß und Marina Stefanowsky von Augenoptik Stefanowsky

Lars Teubler, Arndt & Weiß in Bünde

Instagram @arndt_und_weiss

  • Ziel: Wir sind seit 2019 auf Instagram aktiv und wollten nicht nur die Augenoptik in die Welt hinaustragen, sondern auch unsere Community auf eine wilde, lustige und stylische Reise mitnehmen. Wir wollen die Augenoptik wieder zugänglicher, lustiger, verständlicher und offener gestalten. Der Anfang war auch bei uns schwer und wir haben erst seit 2023 ein Konzept für uns entwickelt, indem wir es schaffen, regelmäßig zu posten. 
  • Ideen: Unsere Ideen fliegen uns buchstäblich zu – sei es beim Kaffee mit Kolleginnen und Kollegen, beim Beobachten der neusten Modetrends, erfolgreiche Trends auf Instagram oder bei witzigen Kundengesprächen. 
  • Zeit: Wir verbringen ungefähr zehn bis 15 Stunden pro Woche damit, Content zu planen, zu kreieren und zu posten. Aber hey, wenn es darum geht, stylische Brillen zu zeigen und dabei eine gute Zeit zu haben, vergeht die Zeit wie im Flug! 
  • Erfolg: Messbar sind die zunehmenden Follower, Likes und auch Kunden im Laden. Nicht messbar sind die Lächeln auf den Gesichtern unserer Follower und Kunden, die uns erzählen, dass sie wegen unseres witzigen Reels vorbeigekommen sind. Unsere Kunden sprechen uns auf unseren Instagram-Auftritt an und damit haben wir mit vielen bereits einen lockeren, offeneren und entspannteren Kommunikationsverlauf und oft einen tollen Gesprächseinstieg, wenn man über das lustige Video vom Wochenende quatscht. Kunden rund 100 Kilometer außerhalb unseres Einzugsgebietes haben uns bereits besucht.
  • Dos & Don’ts: Man sollte authentisch bleiben, Humor zeigen und die Community einbinden. Stumpfe Werbung machen und stumm bleiben sind Don’ts. Niemand mag langweilige Accounts. 
  • Tipps: Seid mutig, seid anders, seid ihr selbst! Eine Brille kann mehr als nur scharfes Sehen – sie kann ein Statement sein. Macht euren Content genauso einzigartig wie eure Fassungen und vor allem wie ihr selbst seid. Erstellt euch einen Social Media-Plan und geht strukturiert an die Sache ran. Was wollt ihr bewerben? Wann wollt ihr posten? Was ist euer Ziel mit eurem Auftritt? Bedenkt dabei, dass man Social Media nicht mal eben so aus der Hosentasche zaubert. Es bedarf an Plänen und vor allem an Zeit, um einen guten Internet-Auftritt hinzulegen. Unterschätzt den Effekt von Social Media nicht und seht diese Plattform als Chance euer Unternehmen darzustellen und zu vermarkten. Habt ihr keine Zeit und kein Personal? Dann lasst es von Extern für euch machen. Mittlerweile gibt es genug Agenturen, die sich auf die Augenoptik spezialisiert haben. 

Marina Stefanowsky, Augenoptik Stefanowsky in Arnstadt

TikTok @optik.stefanowsky

  • Ziel: Wir nutzen TikTok erst seit November 2023. Anfangs war es mehr zum Spaß gedacht. Ich wollte meinen Laden für Kunden aus unserer Region sichtbarer machen und zeigen, dass kleine regionale Optiker alles andere als verstaubt und altmodisch sind. Dann bemerkte ich die zunehmende Werbung von Onlineoptikern wie Zelool und Firmoo, die ihre ach so schönen Brillen auf den Nasen auserkorener Influencer präsentieren. Das können auch Optiker. Also stellte ich, der Nachfrage bedingt, Videos von Fassungen, die ich im Laden hängen hatte, online - und siehe da, die Begeisterung war und ist groß. Ich wollte den Blick auf die stationären Optiker legen, die jeden Tag mit Freude und Herzblut für ihre Kunden da sind. Auch wenn wir den Onlinehandel nicht immer gutheißen, so sollten wir uns darin dennoch sichtbar machen. Gerade für die Kunden, bei denen all die Vorurteile über kleine Optiker fest verankert sind.
  • Ideen: Anfänglich kam die Inspiration durch Tonspuren von TikTok oder auch durch aufkommende Trends. Einer davon veranlasste mich dazu, in den verbleibenden Minuten meiner Mittagspause ein Video zu machen, in dem ich das erste Mal vor der Kamera sprach. In diesem Trend ging es darum, sein Hobby/seinen Job vorzustellen und auf sarkastische Art und Weise mit den damit verbundenen Vorurteilen aufzuräumen. Und wie wir alle wissen, hat unsere Branche einige Vorurteile, mit denen man mal aufräumen kann.
  • Zeit: Das oben genannte Trendvideo habe ich, ohne groß darüber nachzudenken, binnen weniger Minuten gedreht. Ich habe auch nichts geschnitten oder bearbeitet. Denn das Aufnehmen solcher Videos ist durch die App ziemlich unkompliziert und einfach. Das was mittlerweile mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist die Beantwortung von Kommentaren und Nachrichten. Zeit, die man sich wirklich nehmen sollte. Es lohnt sich, die Zuschauer zu animieren Kommentare zu schreiben, denn sie geben genau dadurch neue Inspiration für künftige Videos.
  • Erfolg: TikTok hat uns im Vergleich zu Instagram und Facebook mehr messbaren Erfolg gebracht. Unser Ziel, uns regional bekannter zu machen, war schneller erreicht als gedacht. Doch dabei blieb es nicht. Auch über die (Bundes-)Landgrenze hinaus kommen Follower zu uns in den Laden.
  • Dos & Don’ts: Authentisch zu sein hat sich bisher als ziemlich erfolgsversprechend erwiesen. Die Leute möchten keine gestellte Perfektion sehen. Sie wünschen sich eine offene Kommunikation, unter anderen auch was die Preisgestaltung angeht. Bisher ist mir aufgefallen, dass Themen zu den fachlichen Tätigkeiten, wie der Einblick in die Werkstatt oder Reparaturarbeiten, nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit bekommen. Auch das, wenn auch nett gemeinte, lustig machen über Kunden, kann ziemlich abschrecken. Das kann schnell dazu führen, dass sich Kunden nicht ernst genommen fühlen. Ebenso halte ich nicht viel davon, seine fachliche Kompetenz auf Biegen und Brechen unter Beweis stellen zu wollen. Die Kunden lassen sich heute nicht sonderlich beeindrucken, nur weil man mit Fachbegriffen um sich wirft. Vielmehr habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Kunden eine Art Partner wünschen, zu dem sie jeder Zeit kommen können, wenn sie ein Anliegen haben.
  • Tipp: Mut haben und sich zeigen. Wir alle lieben die Optik und Brillen und/oder Kontaktlinsen. Zeigt eure Leidenschaft und steckt damit eure (neuen) Kunden an.
Eva Trummer von der Optikmeisterei und Albert Haas von Optik Haas

Eva Trummer von der Optikmeisterei und Albert Haas von Optik Haas

Eva Trummer, Optikmeisterei in Erlangen

Instagram: optikmeisterei

  • Ziel: Wir wollen hauptsächlich unsere Bekanntheit steigern und den Kunden immer wieder neue Berührungspunkte mit uns geben. Da in Deutschland der durchschnittliche Wiederkaufswert bei 4,9 Jahren liegt, ist es uns wichtig, über tägliche Storys immer wieder auf uns aufmerksam zu machen, damit der Kunde schneller wiederkommt. Instagram machen wir seit fünf Jahren und es ist für uns vor allem eine gute Plattform für Image-Kampagnen.
  • Ideen: Wir holen uns Inspirationen durch andere, branchenfremde Instagram-Kanäle.
  • Zeit: Ich schätze, wir arbeiten circa zwei Stunden in der Woche an unserem Instagram-Auftritt.
  • Erfolg: Wir machen aus Kunden Freunde. Sie verstehen sich mittlerweile als Teil der Optikmeisterei.
  • Dos & Don’ts: Definitiv Regelmäßigkeit, denn es bringt nichts einen Kanal zu haben, den man kaum bis gar nicht bespielt. Don´ts sind vorgefertigte Werbetexte, die dann mehrfach von allen möglichen anderen Augenoptikern zur gleichen Zeit gepostet werden.
  • Tipps: Einfach mal loslegen. Es ist tatsächlich gar nicht so schwer. Man muss ein bisschen reinkommen, aber es gibt wirklich viele Möglichkeiten. Und wenn man selbst nicht der Typ ist, um vor der Kamera zu sprechen oder Fotos von sich zu machen, kann man auch Produkte zeigen. Mehr Erfolg hat man allerdings, wenn man selbst bzw. Personen zu sehen sind. Wir machen das mittlerweile als Team zusammen. Jeder hat seinen Zugang und kann zu jederzeit Storys posten. So bekommen wir mehr Abwechslung in unseren Kanal.

Albert Haas, Optik Haas in Köln

Instagram optik.haas.koeln

  • Ziel: Ich habe den Instagram-Account seit 2016. Zunächst war es eher Spaß, später ein Hobby mit dem Ziel der Neukundengewinnung.
  • Ideen: Meine Ideen kommen aus sehr vielen unterschiedlichen Bereichen, wie zum Beispiel der Fachliteratur, von anderen Accounts, aus Fragen von Followern bzw. Kunden oder Newslettern.
  • Zeit: Im Schnitt sind es mehrere Stunden am Tag.
  • Erfolg: Nach meiner Schulung 2018 hatte ich im ersten messbaren Jahr einen Umsatz von über 17.000 Euro nur durch Instagram-Follower. Außerdem habe ich über die Jahre viele Freundschaften zu Kollegen und anderen Followern schließen und meinen Bekanntheitsgrad steigern können. Ich würde sagen, man kennt mich inzwischen gut in der Branche. Es gab auch schon einige Kooperationsanfragen.
  • Dos & Don’ts: Man sollte viel und regelmäßig posten. Am besten täglich, mindestens aber zwei bis dreimal die Woche. Informativ und vor allem unterhaltsam sein, etwas von sich, der Arbeit, dem Alltag zeigen, Mehrwert bieten, sich abgrenzen und vor allem: sichtbar werden. Politische, religiöse oder verletzende Inhalte sollte man sein lassen und auch nicht Privates mit Geschäftlichem mischen. Wenn man einen Account gründet und sich nicht direkt der gewünschte Erfolg einstellt, trotzdem am Ball bleiben.
  • Tipps: Ich kann allen nur empfehlen, sich mit Social Media auseinanderzusetzen und eventuell eine Schulung zu machen. Der Kunde von heute informiert sich gerade über die sozialen Medien, wenn er zum Beispiel einen Optiker bei sich in der Umgebung sucht, etwa über den Hashtag #optikerköln. Wenn man nicht sichtbar ist oder einen „schlechten“ Account hat, werden die (potenziellen) Kunden einen Kollegen aufsuchen, der ansprechender ist. Teilweise sind die Optiker-Accounts erschreckend schlecht gemacht. Die Kollegen, die sich mehr Mühe geben, bekommen wie ich aus ganz Deutschland neue Kunden. Es lohnt sich in jedem Fall, auf Social Media präsent zu sein, denn es kostet nichts, außer Zeit.