Mit dem SBM OS1000

Dry Eye: Kompetent analysieren, wirksame Lösungen anbieten

Augenoptiker und Optometristinnen begegnen bei ihrer täglichen Arbeit häufig Kunden, die in irgendeiner Form über die Symptome des Trockenen Auges klagen. Es sind aber nicht nur Kontaktlinsenträger davon betroffen: Laut TFOS-Studien [1] ist das Trockene Auge ein globales Problem. Alleine in den USA leiden rund 30 Millionen Menschen darunter. In Deutschland geht man von neun Millionen Betroffenen aus. Grund genug, sich als verantwortungsvoller Spezialist mit dem Thema kompetent zu positionieren und damit den Kundenkreis zu erweitern.
Frau reibt sich Augen bei Bildschirmarbeit

Verminderter Lidschlag, Strahlung des PC-Monitors und oft auch schlechte Luft begünstigen trockene Augen.

© Adobe Stock / fizkes

Erstveröffentlicht in der DOZ 10I24

Laut dem Alcon Vision Needs Monitor 2021 wurde der Markt für das Syndrom des Trockenen Auges im Jahr 2020 auf 3,45 Milliarden US-Dollar geschätzt und wird bis 2028 voraussichtlich rund 5,25 Milliarden US-Dollar erreichen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 5,36 Prozent zwischen 2021 und 2028. Die zunehmende Prävalenz von Diabetes, die steigende geriatrische Bevölkerung in der ganzen Welt und die technologischen Fortschritte bei der Behandlung werden den Markt für das Dry-Eye-Syndrom also antreiben. Nach Daten der Statista GmbH litt im DACH-Raum ein Viertel der Bevölkerung unter den Symptomen. Das bedeutet etwa 27 Millionen potenzielle Kunden.

Aufgrund dieser Marktzahlen haben auch Drogeriemärkte und Retailer dieses Geschäftsfeld für sich entdeckt und verkaufen vermehrt Dry-Eye-Produkte. Auch Apotheken bieten Beratungen und Augenpflegeprodukte an.

Die Leitlinien des Bundesverbands der Augenärzte (BVA) und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) definieren das Trockene Auge als Volkskrankheit, die sich im Alter von 40 bis 50 Jahren manifestiert. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer, ebenso immer mehr junge Menschen aufgrund von steigender Bildschirmzeit vor Smartphones und Tablets (Gamer-Eye- und Office-Eye-Syndrom). Die meistdiagnostizierte Ursache (60 bis 80 Prozent) ist die Störung der Lipidphase (Dysfunktion der Meibom-Drüsen). Im asiatischen Raum soll die Prävalenz bei den über 40-Jährigen bereits bei 60 bis 70 Prozent liegen.

Tränenfilm-Qualität nimmt im Alter oft ab

Viele Menschen erleben es regelmäßig, wenn sie nach mehrstündiger Arbeit hinter dem Bildschirm ihre Augen reiben, weil diese sich trocken, gereizt oder müde anfühlen. Die Gründe dafür sind bekannt: verminderter Lidschlag, Strahlung des PC-Monitors und oft auch schlechte Luft. Ergo, der Tränenfilm (TRF) verschlechtert sich, je länger man vor dem PC sitzt. Das geht heutzutage in der digitalen Welt fast allen so. Ob Kontaktlinsen- oder Brillenträger, alle sind betroffen. Weiter berichten viele Kunden von tränenden Augen, sobald ein Luftzug in die Augen bläst oder sie sich im Winter von der warmen Wohnung in die Kälte nach draußen bewegen.

Mit zunehmendem Alter kommt es immer häufiger vor, dass die Qualität des Tränenfilms per se schlechter wird. Natürlich hilft ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Wasser trinken und eine gute Belüftung des Büros, doch das allein reicht oft nicht aus. Es braucht die Unterstützung einer Fachkraft, des Augenoptikers oder der Optometristin. In vielen Fällen reichen diese einfache Maßnahmen, um die Lebensqualität ihrer Kunden zu verbessern. Bevor man aber als Fachperson die richtigen Schlüsse zieht, benötigt es eine professionelle Analyse der Situation. Die richtige Fragestellung (Anamnese) und das nötige technische Equipment. Wie beispielsweise die Software des Topographen SBM OS1000, die professionelle Fragebögen nach internationalen Standards (DEQ5 oder OSDI) anbietet und somit systematische Symptomabfragen und Verlaufskontrollen ermöglicht.

Topograph SBM OS1000

Mit dem Topograph SBM OS1000 der Deutschen Augenoptik AG (DAO) kann das Tränenfilmscreening über mehrere Funktionen und Schritte durchgeführt werden.

© DAO

Man tut damit erstens etwas Gutes für seine Patienten und zweitens auch für sich selbst, in dem man seine Kompetenz ins Zentrum stellt, seine Reputation ausbaut und sich Chancen für den Zusatzverkauf von Augentropfen, Lidrandhygienemitteln etc. sichert. Oder möchten Sie, dass Ihr Kunde diese Produkte in der Apotheke oder im Drogeriemarkt kauft?

Anamnese: Bei jeder Augenuntersuchung ansprechen

Nebst einer Befragung (Anamnese) zu den Symptomen des Trockenen Auges stehen dem Augenoptiker heute Möglichkeiten zu einer sicheren Diagnostik zur Verfügung. Über den Topograph SBM OS1000 der Deutschen Augenoptik AG (DAO) kann das Tränenfilmscreening (TRFS) über mehrere Funktionen und Schritte effizient und präzise durchgeführt werden.

Folgende Funktionen bietet der Screening-Assistent für das TRFS an: Interferometrie, Messung der Tränenmeniskushöhe und der Tränenfilmaufrisszeit sowie Meibographie. Dabei nimmt die erste Messung nur einen Zeitraum von drei Minuten ein und kann entweder standardisiert oder auch benutzerdefiniert durchgeführt werden. Folgender Ablauf wird empfohlen:

Interferometrie: Hier werden mithilfe einer Kaltlichtquelle die Interferenzen des TRF beurteilt. Dabei erhält man Rückschlüsse auf die Lipidschichtdicke (Lipidlayer) und auf die Tränenfilmdynamik. Weiter lassen sich die Anzahl der Tränenfilmpartikel, deren Verteilung und deren Fließgeschwindigkeit beurteilen. Eine hohe Partikelanzahl deutet auf eine schlechte Tränenfilmqualität hin, während ein Rot-Blau-Schimmer auf einen Lipidüberschuss hinweist.

Tränenmeniskushöhe: Die nicht invasive Messung erlaubt gleichzeitig an mehreren Stellen der unteren Lidkante (etwa nasal/temporal) den Tränensee zu messen und zu markieren. Somit erhält man Aufschluss über die Menge der Tränenproduktion. Als Normalbefund wird eine Höhe von > 0,2 mm angegeben. Gleichzeitig können (mit oder ohne Zugabe von Fluorescin) die LIPCOF (Lidrand-Parallele Conjunktivale Falten) beurteilt werden. Dabei misst man temporal senkrecht unter dem Limbus die Faltenzahl und die Höhe der Bindehaut parallel zur Lidkante. Als Faustregel gilt: Je mehr die LIPCOF, desto geringer der Muzinanteil.

Nahaufnahmen Auge

links: Interferometrie; rechts:Tränenmeniskushöhe

© DAO

Tränenfilmaufrisszeit: Der NIKBUT (Nicht Invasive Keratometer Break Up Time) unter Weißlicht mit den Placidoringen wird grundsätzlich als eine Weiterentwicklung des BUT (mit Fluorescein) angesehen und diesem vorgezogen, um eine qualitative Aussage zu bekommen. Sie misst die Tränenfilmstabilität zwischen zwei Lidschlägen und die Software erkennt automatisch den Lidschlag. Die großflächige automatische Auswertung wird auf die Aufnahme der Cornea in Sektoren grafisch projiziert und erlaubt so eine Visualisierung für den Kunden/Patienten. Als Normalbefund wird eine NIKBUT von größer als zehn Sekunden angegeben. Die NIKBUT gehört zu den wertvollsten Screening-Methoden zur Beurteilung des Trockenen Auges.

Tränenfilmaufrisszeit

Tränenfilmaufrisszeit

© DAO

Meibographie: Sie dokumentiert den morphologischen Zustand der Meibom-Drüsen (Bilddokumentation) und eventueller Atrophien. Man beurteilt dabei den Verlauf, die Länge und Breite oder Ausfälle. Die Meibom-Drüsen-Dysfunktion ist die häufigste Ursache für ein Trockenes Auge. Die softwarebasierte Auswertung und Klassifizierung (inklusive Gradingscale) erleichtert dabei die Beurteilung. Gerötete, wellige und verdickte Lidkanten, Ablagerungen auf den Wimpern und verstopfte Meibom-Drüsen oder auf leichten Druck austretendes gelbliches Sekret (Meibum) sind Zeichen einer Meibom-Drüsen-Dysfunktion. Zur Messung und Beurteilung zieht man einfach das Unterlid nach unten. Das Oberlid muss nicht zwingend ektropioniert werden, da Ober- und Unterlid meist im selben Zustand sind.

Meibographie

Meibographie

© DAO

Weitere Benefits und Zusatzfunktionen

Rötungsgrad der bulbären Conjunctiva: Hilfreich in der Darstellung des trockenen Auges (Visualisierung für Kunden) ist die Bestimmung/Aufnahme der Hyperämie der bulbären Conjunctiva. Sie ist ein indirekter Hinweis auf entzündliche Prozesse. Das Klassifizieren der Aufnahme erfolgt manuell mit den vorhandenen Gradingscales von Efron, CCLRU und JenVis.

Blepharitis: fasst als Oberbegriff sämtliche Lidrandentzündungen des Augenlids zusammen. Die Blepharitis Prüfung wird mit weißem Licht zur Lidrandbeurteilung und die Wimpernbetrachtung unter Infrarotlicht durchgeführt. Folgende Bereiche werden beurteilt: vordere Lidkante (mukokutante Übergangszone), Wimpern (zum Beispiel Demodex/Haarbalgmilben), Meibom- Drüsen Ausgänge, Lid-Wiper (mit Lissamingrün), tarsale Conjuctiva sowie akzessorische Tränendrüsen (Schwellungen/ödematös).

Anfärben mit Fluorescin oder Lissamingrün: Besonders hilfreich erweisen sich Beurteilungen durch Anfärben mit Fluorescein und Lissamingrün, um damit Stippen auf der Epithelschicht zu dokumentieren. Weiter ist die Beurteilung des Lidschlags auf Vollständigkeit bzw. zur Erkennung der Black Line möglich. Auch hier unterstützen zur Verfügung stehende Gradingscales.

Messung Lidschlagqualität und -quantität: Die automatische Auswertung und Klassifizierung misst und beurteilt die Qualität und Quantität des Lidschlags. Diese Aufnahme dauert rund 60 Sekunden und gibt Aufschluss darüber, ob ein Blinzeltraining sinnvoll ist. Dieses ist dann der Fall, wenn die Lidschlagfrequenz zu niedrig oder der Lidschlag unvollständig ist.

Pupillometrie - statisch und dynamisch: Sie misst statisch den Durchmesser der Iris und der Pupille. Dies jeweils photopisch, mesopisch und skotopisch. Sie ist hilfreich bei der Bestimmung von optischen Zonen bei der Kontaktlinsenanpassung oder der Beurteilung nach refraktiver Chirurgie. Die dynamische Messung findet unter Echtzeitsimulation statt und ermöglicht die Messung des Übergangszustands vom photopischem zu skotopischem Sehen. Weiter bestimmt sie die Position der Pupille zum topographischen Zentrum.

Erst wenn man sich ein Bild von der Situation der Kundin gemacht hat, kann man zielführende Maßnahmen einleiten. Diese können von der Applikation von Benetzungstropfen oder Sprays, dem Verändern der Lebensgewohnheiten über Blinzelübungen bis zur Lidrandhygiene führen. Vereinfacht formuliert kann man grundsätzlich sagen, dass die zwei häufigsten Ursachen für einen schlechten TRF folgende sind:

  • Eine Störung der Lipidschicht: Schutz des TRF an der Oberfläche gegen Verdunsten fehlt. Dadurch folgt eine vermehrte Tränenproduktion (wässriges Auge).
  • Zu wenig Wasser: Mangel an Nährstoffen/antibakteriellen Substanzen sowie fehlende Benetzung der Cornea und der Conjunctiva.

Dies gilt es zu unterscheiden, wobei oft auch beides gleichzeitig vorkommt. Beide Ursachen führen zu Unverträglichkeiten der Kontaktlinsen und unter Umständen zu einem instabilen Visus (oft auch beim Brillenträger möglich).

Wirtschaftlichkeit: Alle Teammitglieder sensibilisieren

Wer meint, dass sich nur der Kontaktlinsenanpasser mit dem Thema Trockenes Auge befassen soll, der irrt. Schon während eines ersten Beratungsgesprächs zu Kontaktlinsen oder Brille, das vielleicht nicht von einer Meisterin oder einem Optometristen durchgeführt wird, sollte der beratende Kollege auf eventuelle Vorbehalte des Kunden: „Ich kann keine Kontaktlinsen tragen, da ich so empfindliche Augen habe“ eine Antwort parat haben. Dies bedingt einen gewissen „Knowhow- Rucksack“ und regelmäßige Teamschulungen.

Wenn ein Kunde mit leicht geröteter Bindehaut oder wässrigen Augen vor ihm sitzt, sollten bei einem aufmerksamen Augenoptiker die Alarmglocken läuten. Man kann hier viel Gutes tun und sich gegenüber den Mitbewerbern profilieren und seine eigene berufliche Kompetenz und Stellung festigen. Dies ist auch betriebswirtschaftlich nicht unerheblich. Natürlich gilt es auch die optometrischen Dienstleistungen wie Screening Management entsprechen zu kalkulieren.

Quellen:
[1] http://www.tearfilm.org/news-news/16_10/eng/

Marcel Zischler
© privat

Autor: Marcel Zischler

ist Consultant, Trainer und Publizist für Kontaktlinsen, Optometrie, Kommunikation und Marketing.