3D Made in Switzerland
Im vergangenen Jahr überraschten die Designer von Götti manchen Augenoptiker bei der Silmo mit dem Start ihrer Kollektion „Dimension“. Ein Jahr später besuchte die DOZ erneut den Messestand der Schweizer, der nicht nur wegen seiner Bauweise einen guten Überblick über das Messetreiben ermöglicht, sondern eine Etage tiefer die dreidimensional gedruckten Brillenfassungen beherbergt. 3D, immer noch der Trend in der Branche? Zumindest bei der diesjährigen Silmo wollte kein neuer diesen „aus dem Drucker“ ablösen.
„Die matten, getönten Farben passen perfekt. Unverrückbarer Sitz, Leichtigkeit, unerreichter Tragekomfort – Göttis Eyewear-Kompetenz spürt man selbst mit geschlossenen Augen“, schallt es entsprechend auf der Website der Schweizer. Doch wie ist ihre Kollektion seit dem Launch 2016 in Paris angekommen, welche Erfahrungen haben sie mit dem 3D-Druck gemacht und welche Entwicklungen sind noch zu erwarten? Thomas Frischknecht hat die Entwicklung der noch immer frischen Kollektion hautnah verfolgt, mittlerweile steht der 3D-Drucker in Sichtweite des Designers und Marketingverantwortlichen bei Götti. Er kann der DOZ diese Fragen beantworten.
„Entschieden, selbst zu produzieren“
Götti hat die Produktion der 3D gedruckten Kollektion zwischenzeitlich in Eigenregie übernommen. „Das bietet sich beim 3D-Druck an. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt mit unterschiedlichen externen Druckern. Letztlich haben wir uns das nötige Know-how angeeignet und uns nicht zuletzt wegen der dann möglichen hauseigenen Qualitäts-kontrolle dazu entschieden, die Brillenfassungen selbst zu produzieren“, sagt Frischknecht. Er kann aus seinem Büro auf den Drucker blicken, der zur Opti im neuen Jahr eine kleine Auswahl neuer Modelle in verschiedenen Größen, mit unterschiedlichen Nasenstegen und Glasgrößen ausspucken wird. Götti auf dem Weg zur Individualisierung? „Ja, aber mit der jetzigen Kollektion können wir garantiert bereits 98 Prozent der Kunden zufrieden stellen. Aber ab Januar gibt es diese zusätzlichen Möglichkeiten“, verrät Frischknecht.
In Paris sind die 3D gedruckten Brillenfassungen nicht nur bei Götti gefragt, aber die Erfahrung der Schweizer der letzten zwölf Monate sind vielleicht auf die komplette Branche übertragbar. Mit Fassungen aus dem Drucker könne sich der Augenoptiker bei seinem Kunden innovativ zeigen, erklärt der Designer, „das Thema wird noch lange beim Verbraucher neu und attraktiv bleiben“. Wohlgemerkt gibt es aber auch skeptische Augenoptiker, die bezüglich der Qualität des Produktes schlechte Erfahrungen gemacht haben – oder zumindest jemanden kennen, der davon erzählt. „Stimmt“, pflichtet Frischknecht bei, „da braucht es ganz sicher noch Aufklärungsarbeit.“
Um Lieferengpässe zu vermeiden
Schlechte Erfahrungen sind nicht der Grund, warum Götti seit etwa einem halben Jahr selbst druckt. Viel schneller sei man jetzt und unabhängiger, sagt Frischknecht, der im Frühjahr dieses Jahres mit allen Kollegen samt Chef Sven Götti mit ran musste, um die frisch gedruckten Fassungen zusammenzubauen, damit der Vorteil Schnelligkeit auch tatsächlich ausgespielt werden konnte. Nach zwei, drei Wochen sank zwar die Lust an der eintönig gewordenen Arbeit, nicht aber die Stimmung. „Wir möchten brauchbare, schöne Brillen mit einer guten Passform herstellen, die leichter als Acetat sind. Das schaffen wir mit dem Drucker“, erklärt Frischknecht, der froh darüber ist, nun ein kleines Lager im Rücken zu wissen, das drohende Lieferengpässe ausschließen soll.
Nebenbei hat der 3D-Drucker in der Nähe des Schreibtisches von Thomas Frischknecht zur Folge, dass die Dimension-Kollektion mit dem Gütesiegel „Made in Switzerland“ verkauft werden darf. „Das ist fürs Marketing interessant“, aber gewiss auch für den Augenoptiker und dessen Kunden.