Brille24 kauft Onlineshops mit Getöse

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Das Unternehmen will 2018 einen Umsatz von 30 Millionen Euro erzielen.
© Brille24

Die Nachricht kam pünktlich zur Opti und die Branche darf davon ausgehen, dass sowohl Zeitpunkt der Presseinformation als auch die Wortwahl in der selbst ernannten „Kampfansage“ von Brille24 genauso geplant waren. „Brille24 erhöht Druck auf Fielmann“, titelte die Presseabteilung des Onlinehändlers, ahnend, dass der Branchenriese aus Hamburg den suggerierten bisherigen Druck kaum gespürt haben dürfte. Vielleicht auch deswegen legt Brille24 am Ende des an die Publikums- und weniger an die Fachpresse gerichteten Textes noch einmal nach.

Durch die Übernahme stoße Brille24 mit über 1,5 Millionen Kunden in die Eliteliga des deutschen Optikmarktes vor und könne mit einem innovativen Vertriebskonzept umso mehr als große Bedrohung für Großfilialisten wie Fielmann oder Apollo Optik angesehen werden, die die digitale Transformation verpasst hätten, heißt es aus Oldenburg. Es sei dahingestellt, ob beispielsweise Fielmann die digitale Transformation verpasst hat, nur auf den richtigen Moment für einen Onlineshop wartet oder tatsächlich – wie von Hamburg aus jederzeit offiziell kommuniziert – nicht online verkaufen möchte. Der Tenor der Pressemitteilung lässt verschiedene Schlüsse zu, indes spiegelt er vermutlich noch mehr Aufmerksamkeitserregung als Bedrohung wider. Oder?

Johannes Korves
Johannes Korves verschaffte sich bei der Opti
einen aktuellen Überblick über die Branche und
schaute auch am DOZ-Stand in Halle B4 vorbei.
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Spontantreffen in München

Die DOZ verabredete sich spontan bei der Opti in München mit Johannes Korves am DOZ­Stand, um bei einem der beiden Geschäftsführer von Brille24 persönlich nachzuhaken. Wie also ist das gemeint, wenn Brille24 nach eigenem Wortlaut eine „Kampfansage“ aussendet, die sich „sowohl an die stationären Großfilia listen als auch an die Wettbewerber im Onlinehandel“ richtet? „Wir sehen das Potenzial im Onlinehandel. Derzeit kaufen noch 96 Prozent der Verbraucher im Laden, aber in zehn Jahren werden 15 bis 20 Prozent der Brillenträger ihre Brillen online kaufen. Fielmann kann online nicht. Fielmann hat keine Erfahrung im Online handel, wir hingegen sind schon seit mehr als zehn Jahren aktiv“, erklärt Korves, der den Kauf der beiden Shops lensspirit.de und linsenquelle.de als Angriff auf „die Ketten“ ansieht.

Zwar verfolge sein Unternehmen nach wie vor eine reine Onlinestrategie, trotzdem aber solle das Partnerprogramm, das Anfang dieses Jahres rund 80 Augenoptiker listete, weiter und zügig ausgebaut werden. Anders als andere vergleichbare Partnersysteme sieht Korves dasjenige von Brille24 als echtes Partnerschaftsmodell, das zum Beispiel auch Umsatzbeteiligungen für den stationären Augenoptiker vorsieht, wenn der refraktionierte Kunde lieber online als bei ihm im Geschäft kauft. „Der Kunde soll kaufen, wo er will“, sagt Korves, „Hauptsache Brille24 ist an dem Geschäft beteiligt“. Dass das zukünftig immer öfter der Fall sein wird, davon ist auch der zweite Geschäftsführer überzeugt: „Mit unseren Stärken als Online­ Optiker werden wir den Markt bereits in diesem Jahr aufmischen“, sagt Christophe Hocquet zumindest im Hinblick auf den Kontaktlinsenmarkt, auch wenn Brille24 nun versuchen möchte, aus den Kontaktlinsenkunden zufriedene Brillenträger zu machen.

„Unser Ziel ist es, in der Brille24­Gruppe im Jahr 2018 einen Umsatz von 30 Millionen Euro zu erzielen. Das ist eine Verdoppelung des Umsatzes innerhalb der letzten Jahre“, lässt Hocquet schriftlich verlauten, dessen Kollege ergänzt im persönlichen Gespräch, dass „unsere Investo ren mit unserer Performance zufrieden sein dürften“. Also ist das laute Getöse tatsächlich eine „Kampfansage“ und nicht das Zurschaustellen einer heiratswilligen, bislang verschmähten Prinzessin, um die es in der jüngeren Vergangenheit recht still geworden ist? Korves kann diesen Gedanken nicht komplett zunichte machen:„Da wir Finanzinvestoren haben, werden sie sich Angebote anhören. Wir, das Management, sind allerdings lang fristig darauf fokussiert, die Digitalisierung der optischen Industrie voranzutreiben.“ Aber er sagt auch, dass „wir uns positionieren müssen, der Markt verschiebt sich hin zu den Ketten. Wir richten uns auch technologisch aus, unser Ziel ist es, dass mit einem iPhone Sehwerte objektiv ermittelt werden können.“ So exakt, dass Brille24 das bleiben kann, was es ist – im Gegensatz zu vielen anderen laut eigener Aussage ein Onlinehändler.