Kaum Engpässe bei KL-Lieferanten - Anpasser sind verunsichert
Im Kampf gegen die virale Atemwegserkrankung COVID-19 hatte der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) jüngst Empfehlungen für Augenoptikbetriebe ausgesprochen. Unter Berufung auf das Robert Koch Institut riet der Berufsverband unter anderem zu Atemmasken bei der Kontaktlinsenanpassung. Doch wie sieht es bei weiteren Playern des Kontaktlinsen-Segments aus? Können die Hersteller die Kleinstsehhilfen noch uneingeschränkt an ihre Partner liefern? Und wie arbeiten Anpasser unter diesen Bedingungen in ihren Geschäften? Die DOZ fragte bei Lieferanten und den stationären Sehexperten mit einem Hang zur Linse nach.
Stand: 24.03., 09.30 Uhr
Sascha von Glassgo in Hamburg betont, Kontaktlinsenanpassungen würden sie gegenwärtig keine machen und zum Kunden den nötigen Abstand halten. "Und wenn es geht, dann verzichten wir aufgrund der Nähe auch auf die Refraktion. Diese führen wir nur durch, wenn die Brille kaputt oder verloren ist. Dann macht es Sinn, das Risiko einzugehen." Zudem würden sie vermeiden, Sonnenbrillen zu verkaufen. Diese könnte man unter den Corona-Umständen fast als Luxusgut bezeichnen. Das Glassgo-Team wolle lieber, dass die Kunden zuhause bleiben, als dass sie eine Infektion riskieren.
Michael Weinreb, Geschäftsführer von Optic Chic in Mannheim berichtet: „Wir schließen gerade unser Geschäft. Für wie lange das sein wird, steht derzeit noch in den Sternen." Kontaktlinsenanpassungen stünden also gerade nicht an. Entscheidend unterdessen sei, wie sich die allgemeine Situation rund um das Coronavirus entwickele. Danach entscheide man, wann es wieder weitergeht.
Bei Optik Volz in Heidelberg wird derweil gearbeitet. Geschäftsführer Malte Volz erzählt: „Unsere Geschäfte sind geöffnet, aber die Kunden, die zu uns kommen, kommen in Anbetracht der Situation im Moment eher wegen Kleinigkeiten. Eine Brille aussuchen und kaufen möchte gegenwärtig kaum jemand.“ Das Zeiss Vision Center in Heidelberg, ebenfalls in Volz' Händen, hatte ein paar Tage geschlossen und soll aber Mitte kommender Woche wieder zu regulären Zeiten öffnen.
Auf Seiten der Stationären Augenoptiker ergibt sich also ein gemischtes Bild. Gilt das auch für die Kontaktlinsenlieferanten?
Alcon startet Direktversand zu Konditionen des Partneroptikers
Stefanie Consalvo, Communication Manager & Marketing Specialist bei Alcon, betont: "Wir möchten unsere Kunden auch in der aktuellen Situation dabei unterstützen, ihr Kontaktlinsengeschäft erfolgreich weiter führen zu können." Daher habe man eine Lösung erarbeitet, damit die Augenoptiker ihre Kunden auch weiterhin versorgen und an Ihr Geschäft binden können. So biete Alcon bietet dem Partneroptiker ab sofort an, Kontaktlinsen und Pflegemittel direkt - über die Bestellplattform easy online - an die Kontaktlinsenträger nach Hause zu senden. Und: Die Produkte werden hierbei wie gewohnt zu den Konditionen des jeweiligen Augenoptikers berechnet. Detaillierte Informationen erhält der Alcon-Partner bei seinem zuständigen Außendienst.
CooperVison baut e-Learning-Angebot aus
Jérôme Kuzio, Head of Marketing Deutschland, Österreich und Schweiz bei CooperVision, erklärt mit Blick auf die Lage der herstellenden Kontaktlinsenindustrie während der Corona-Krise. "Gemäß unserer Werte handeln wir als Partner. Unsere oberste Priorität ist daher die Sicherstellung der Gesundheit unserer Mitarbeiter, Kunden, Partner und Gemeinschaft sowie der Lieferkette insgesamt." Letztere sei aufgrund der weltweiten Produktions-, Verpackungs- und Vertriebsstätten bislang in vollem Umfang über das gesamte Kontaktlinsen- und Kontaktlinsenpflegmittelsortiment sichergestellt, so der Branchenkenner weiter.
"Wir versorgen auch weiterhin die Verbraucher der Kunden, die aktiv mit unserem Versandsystem (LSD) arbeiten und so den direkten Versand an ihre Kontaktlinsenträger nutzen." Und mit Hilfe der Learning Academy will CooperVision seinen Partneroptikern und deren Mitarbeitern in der gegenwärtigen Situation weiteren Trainings, zum Beispiel mit Fokus auf torische Kontaktlinsen online anbieten, um zusätzliche Fachkenntnisse zu erlangen und zu vertiefen. Des Weiteren befänden sich alle zentralen Funktionen und Geschäftsbereiche, insbesondere der Customer Service, im Home-Office, seien dort erreichbar und sorgten so dafür, dass alle geschäftsrelevanten Prozesse weiterlaufen und die Partneroptiker, sofern logistisch möglich, die Waren erhalten.
Menicon: Engpässe nur bei Pflegemitteln
Ellen Fries, Marketingleiterin bei Menicon in Frankfurt, berichtet mit Blick auf die kontakteingeschränkten Zeiten: "Wie viele andere Unternehmen, hat auch Menicon Maßnahmen getroffen, um die Gesundheit seiner Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Menicon liefert alle Kontaktlinsen wie gewohnt aus. Die Austauschkontaktlinsen werden aus dem Europäischen Distributions-Center bei Frankfurt geliefert, das Lager dort ist gut gefüllt. Formstabile und Speziallinsen kommen aus unserer Produktionsstätte in den Niederlanden. Dort läuft die Produktion, wie gewohnt.
Bei Pflegemitteln kommt es im Moment aufgrund des Shutdowns in Frankreich zu Lieferengpässen. Unsere Kunden können selbstverständlich ordern. Wir setzen alles daran, die Bestellungen schnellstmöglich zu liefern. Bei unseren Kundenbindungssystemen Mels und Flexlens gehen die Lieferungen nahtlos weiter. Wir empfehlen unseren Kunden, nun verstärkt das Kundenbindungssystem Flexlens zu nutzen. Der Kontaktlinsenkunde kann über einen per SMS verschickten Kauflink online seine Kontaktlinsen nachbestellen, erhält seine Kontaktlinsen nach Hause geliefert und muss nicht persönlich im Geschäft vorbeikommen."
Bausch + Lomb: Fertigung läuft regulär
Und aus Berlin von Bausch + Lomb hört man von Thomas Mühlberg, Senior Professional Services, folgendes: "Die Fertigung unserer Produkte läuft regulär weiter. Lieferengpässe können momentan nicht ausgeschlossen werden, sind derzeit aber nicht bekannt." Partneroptiker könnten wie gewohnt über den Webshop und das Kundenservice-Center ordern. Auch der Außendienst stehe telefonisch und per E-Mail mit den Kunden im Kontakt und nehme Wünsche und Aufträge entgegen.
Hecht: leichte Verzögerungen bei Rücksendungen möglich
So lädt die Hecht Contactlinsen GmbH aus Au bei Freiburg ihre Partneoptiker auf Facebook unter anderem zu Webinaren ein. Und Anwendungstechniker Mario Rehnert führt weiter aus: "Wir erleben eine Zeit, die für alle völlig ungewohnt und schlecht einzuschätzen ist. Auch wir verfolgen die Entwicklungen sehr aufmerksam. Uns liegen das Wohl und die Gesundheit unserer Kunden und Geschäftspartner und unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr am Herzen." Alle notwendigen Maßnahmen würde man treffen, um den Betrieb nicht zu gefährden und den Service und den Kontakt sicher zu stellen, so der Anpasser weiter. Alle laufenden und eingehenden Bestellungen und Anfragen könnten gegenwärtig "ohne Einschränkung" abwickelt werden. Die Bearbeitung zurückgesandter Linsen könne sich allerdings aufgrund der besonderen Umstände verzögern. Den Angaben zufolge kontaktiert der Hecht-Außendiesnt die Partneroptiker und klärt, welche Fragen am Telefon besprochen werden können. "Wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft ... ."
Mark'ennovy liefert nach Hause
Josipa Kern, Director Business Development bei Mark'ennovy, stellt die "Sicherheit und das Wohlergehen" der Partneroptiker und Mitarbeiter in den Vordergrund. "Deshalb werden wir ab sofort nur noch telefonisch und per Email verfügbar sein und bis auf Weiteres keine Termine mehr vereinbaren." Da die Verbraucher auch in diesen herausfordernden Zeiten auf Kontaktlinsen angewiesen seien, würde Mark'ennovy die Services via Telefon und Email aufrecht erhalten, hieß es von Seiten der Expertin. So laufe auch die Produktion weiterhin auf Hochtouren. "In diesen schwierigen Zeiten sind Mark'ennovy und alle Schlüsselabteilungen für die Auftragsabwicklung, einschließlich Kundenbetreuung, Fertigung und Logistik, voll einsatzbereit, um Ihren Bedürfnissen und denen Ihrer Kunden gerecht zu werden. Unser Plan zur Gewährleistung eines zufriedenstellenden Serviceniveaus für die Lieferung unserer weichen Kontaktlinsen ist eng mit den neuen Maßnahmen der spanischen Regierung zur Bekämpfung der Verbreitung des Coronavirus (COVID-19) verknüpft." Die Partneroptiker könnten ihre Bestellung telefonisch, per E-Mail und über die Online-Bestell-Website aufgeben; seit dem 18. März würde das Customer Care Team die Kontaktlinsen direkt zum Verbraucher nach Hause schicken. Und mit Verzögerungen bei der Lieferung müssten Partneroptiker gegenwärtig nicht rechnen.
SwissLens startet Direktlieferungen
Auch SwissLens setzt alles daran, seinen Partneroptikern auch während der Corona-Krise, Produkte und Services anzubieten. Pascal Blaser, Sales Manager, R&D, Leiter der Anpassberatung weiß: "So werden wir zeitnah starten, auf Wunsch der Anpasser die Endkunden direkt zu beliefern, sodass eine Nachversorgung einfach ohne unnötige Kontakte gemacht werden kann. Des Weiteren möchten wir auch für fachlichen Input sorgen und arbeiten mit an Webinaren zu verschiedenen Themen."