ANFAO: Nachhaltigkeitszertifikat für optische Produkte
Die ANFAO entwickelt ein Nachhaltigkeitszertifikat für optische Produkte.
Der Associazione Nazionale Fabbricanti Articoli Ottici (ANFAO), der zu Deutsch: Italienische Verband der Hersteller optischer Produkte, sieht auf seiner diesjährigen Vollversammlung optimistisch in die Zukunft: Das erste Quartal 2022 sei für die italienische Brillenbranche positiv ausgefallen, vor allem in Bezug auf die Exporte: Die ANFAO-Daten für den Zeitraum Januar bis März zeigen hier ein Plus von 32,3 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 und ein Plus von 35,3 Prozent im Vergleich zu 2021. „Unsere Branche hält die Auswirkungen der weltweiten Konflikte wie der Energiekrise, der Inflation, der gestiegenen Rohstoffpreise etc., gut aus“, erklärte der ANFAO-Präsident Giovanni Vitaloni. Das Jahr 2022 begann mit dem Konflikt in der Ukraine im vergangenen Februar, der die globalen Aussichten, die bereits durch die Unsicherheit im Zusammenhang mit den neuen Varianten des Covid-19-Virus geprägt war, schlagartig veränderte. Generell sei Russland zwar nie ein „Kernmarkt" für italienische Brillen gewesen (weniger als 1 Prozent der Ausfuhren), habe aber dennoch Auswirkungen im Brillensektor sowie im Einzelhandel durch einem Rückgang der Käufe aus Russland. Im Inland könne der Krieg in der Ukraine für die italienische Wirtschaft eine neue kritische Phase einleiten. Aber: Im Moment seien die Zahlen noch positiv. Die am Jahresanfang aufgestellten Prognosen seien eingetreten. Man sei sich allerdings darüber bewusst, dass die weltweite Situation komplex sei und sich stetig ändern könne.
Messen sorgen für Umsatz
Positiv seien die wieder stattfindenden Messen (er nennt als Beispiel die MIDO), die zu einem Wiederaufleben der Geschäfte beitragen. Neben ANFAO-Präsident Vitaloni sprachen noch Massimo Beccarello, außerordentlicher Professor für Wirtschaft an der Universität Mailand-Bicocca und leitender Berater für die Energiewende bei Confindustria (Italiens größte Arbeitgeberorganisation), und Nicola Moro vom Studio Fieschi über das neue Projekt zur Nachhaltigkeitszertifizierung sowie die Auswirkungen der aktuellen Energiekrise im europäischen Kontext und deren Folgen für den Brillensektor. Die Italiener sehen sich den gleichen Herausforderungen gegenüber wie die Kolleginnen und Kollegen in Deutschland: „Die Preise haben eine beispiellose Eskalation erlebt, die sich in den letzten Monaten seit dem Ausbruch des Konflikts in der Ukraine noch verstärkt hat. An den europäischen Börsen ist dieser Trend ebenfalls zu beobachten. Das Preisrisikomanagement ist sehr komplex, die Märkte sind sehr volatil und das Preisniveau ist vier- bis fünfmal höher als Anfang 2021," heißt es in einer Mitteilung. Massimo Beccarello erklärt: „In der Lieferkette treten immer mehr kritische Fragen auf, nicht nur in einzelnen Unternehmen. Als Confindustria fordern wir, dass konjunkturelle und strukturelle Punkte in die Maßnahmen der Regierung zur Bewältigung des Energienotstands aufgenommen werden."
Nachhaltigkeitszertifikat soll Unsicherheiten beilegen
Ein weiteres maßgebliches Thema war Nachhaltigkeit. Der Markt entwickle sich in Richtung einer größeren Sensibilität der Verbraucher für umweltfreundliche Themen, die oft auch ihre Konsumentscheidungen beeinflussen. In einer Mitteilung fasst ANFAO zusammen, dass nach Untersuchungen 47 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher, die Beachtung der Umweltverträglichkeit ihrer bevorzugten Modemarken für grundlegend halten, während 83 Prozent der Meinung seien, dass das Design eines Produkts, seine Umweltauswirkungen (Materialien, Verpackung, industrieller Prozess, etc.) reduzieren müsse. Weiter gibt ANFAO bekannt, dass demnach 79 Prozent der italienischen Verbraucher angaben, dass sie oft oder manchmal die Herkunft der Rohstoffe der von ihnen gekauften Produkte überprüften. Diese Überlegungen führten zu der Erkenntnis, dass Unternehmen, die bei den Themen Transparenz und Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnehmen wollen, einen entsprechenden Bedarf haben.
Aus diesem Grund zielt das ANFAO-Projekt darauf ab, ein Programm zu entwickeln, das es ermöglicht, die Nachhaltigkeit sowohl der einzelnen Komponenten als auch des Endprodukts im Brillensektor zu zertifizieren, um das Engagement der Mitglieder zur Verbesserung der Umweltleistung der Lieferkette, durch die Annahme eines (physischen oder virtuellen) Labels zu verstärken.
Transparenz gewährleisten
Das Zertifizierungsprogramm verbinde die Einhaltung von Industriestandards und -normen mit der Flexibilität eines firmeneigenen Programms, das die Festlegung einer Lieferkettenstrategie unter Wahrung der Identität der einzelnen Unternehmen ermögliche. Die Labels müssten auf einer wissenschaftlichen Grundlage entwickelt werden, die die Einhaltung bestimmter Kriterien wie Energie- und Materialverbrauch vorschreibe und die Zertifizierung durch eine unabhängige Stelle erforderlich mache: wie der Certottica (des Italienischen Instituts für die Zertifizierung von optischen Produkten). Die Informationen auf dem Label müssten überprüfbar, genau, klar, nicht irreführend und leicht zu lesen sein. Darüber hinaus würden die Labels zu einer Verringerung der mit den Produkten verbundenen Umweltauswirkungen beitragen: Es würden nur solche Produkte gekennzeichnet, die bestimmte Kriterien der allgemeinen Umweltfreundlichkeit erfüllen. „Dieses Projekt zielt darauf ab, allen Unternehmen, die bereits nach den Konzepten der Transparenz und der Nachhaltigkeit arbeiten, ein neues und wettbewerbsfähiges Instrument an die Hand zu geben: "Durch dieses Label werden sie nämlich in der Lage sein, dies auf offizielle und freiwillige Weise zu zertifizieren", erläuterte Vitaloni. Der Verband ist Projektträger, die Zertifizierungsstelle werde Certottica sein. Ziel sei, ein Umweltgütesiegel für Brillenprodukte einzuführen, um das Engagement der Verbandsmitglieder zur Verbesserung der Umweltleistung innerhalb der Lieferkette zu stärken. Der Präsentation des Projekts entstand in Zusammenarbeit mit den Beratern des Studio Fieschi.