Fielmann wächst, doch das Ergebnis schwächelt
Die Corona-Pandemie und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine mit der damit zusammenhängenden Inflation gehen auch an Branchenführer Fielmann nicht spurlos vorüber. Zwar steigt der Außenumsatz der Fielmann-Gruppe inklusive Mehrwertsteuer und Bestandsveränderungen in den ersten neun Monaten des Jahres um 5,4 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,45 Mrd. Euro) und auch der Konzernumsatz geht auf voraussichtlich 1,32 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,25 Mrd. Euro) nach oben, beim Ergebnis vor Steuern liegt man nach derzeitigem Stand aber rund 40 Millionen Euro hinter 2021 zurück (2022: 141 Mio. Euro, 2021: 183,3 Mio. Euro).
Ein Grund für den Rückgang des Vorsteuerergebnisses ist das wachsende E-Commerce-Geschäft, das in den erste drei Quartalen um 39 Prozent zulegte. Allerdings sei das Versandgeschäft (bislang waren es mehr als eine Million Pakete) geprägt von margenschwächeren Sonnenbrillen und Kontaktlinsen, die zwar den Umsatz antreiben, aber nur unterproportional zum Ergebnis beitragen würden.
43 Millionen Euro höhere Gehaltsaufwendungen
Die Tendenzen der ersten neun Monate für die gesamte Gruppe spiegeln sich auch in den Zahlen des dritten Quartals wider. In einem insbesondere im größten Markt Deutschland angespannten Umfeld wird sich der Außenumsatz nach aktuellen Schätzungen auf 536 Millionen Euro (Vorjahr: 531,6 Mio. Euro) belaufen, der Konzernumsatz wird bei rund 463 Millionen Euro (Vorjahr: 460,8 Mio. Euro) liegen und das Ergebnis vor Steuern bei etwa 52 Millionen Euro (Vorjahr: 85,4 Mio. Euro). Ein weiterer Grund für das deutlich schwächere Ergebnis liege in der Anpassung der Gehälter in den Niederlassungen, durch die der Personalaufwand nach neun Monaten um 43 Millionen Euro gestiegen sei. Rund 400 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schlossen sich in 2022 der Fielmann-Gruppe an, insbesondere getrieben durch die internationale Expansion in Spanien, Tschechien, Italien und Polen. Insgesamt stieg die Anzahl der Mitarbeitenden um knapp 1,8 Prozent während die Gehaltsaufwendungen um rund 8,2 Prozent nach oben gingen.
Weitere Gründe für das zurückhinkende Ergebnis lägen in der Fielmann-Preisgarantie sowie den zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit den Jubiläums-Aktionen rund um „50 Jahre Fielmann“. „Während viele Mitbewerber in der Krise ihre Preise bereits deutlich erhöht haben, denken wir langfristig und investieren – wie in vorangegangenen Strukturreformen und Krisen – antizyklisch in garantiert günstige Preise und damit in unsere Marktposition. Das zahlt sich langfristig aus, denn in wirtschaftlich angespannten Zeiten kaufen Kunden dort, wo sie garantierte Qualität zu günstigen Preisen erhalten. […] Unsere erfolgreiche Neukundengewinnung bestärkt uns darin, diesen Weg entschlossen weiterzugehen“, erklärt CEO Marc Fielmann.
Für das gesamte Geschäftsjahr 2022 erwartet die Fielmann-Gruppe einen Außenumsatz von rund 2 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,94 Mrd. Euro), einen Konzernumsatz von 1,75 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,68 Mrd. Euro) und ein Vorsteuerergebnis (EBT) von mehr als 160 Millionen Euro (Vorjahr: 209,7 Mio. Euro).