Klimaschutz: Optik Kunk setzt sich konkrete Ziele
Streben Lösungen an, die das Unternehmen auf Dauer unabhängig von Klimazertifikaten machen: Inhaber Herbert und Sohn Timo Kunk.
Erstveröffentlicht in der DOZ 10I21
Als Augenoptiker Herbert Kunk Anfang 2019 mit seiner Familie einen Tauchurlaub in Malaysia verbrachte, sahen er und sein Sohn Timo unter Wasser wenig von der Schönheit der Welt. Stattdessen sahen die Kunks: Plastikmüll. „Das hat die ganze Familie sehr beschäftigt“, berichtet Timo Kunk, der BWL studiert und regelmäßig im Geschäft mitarbeitet. „Wir haben gedacht: So kann es doch nicht weitergehen!?“ In der Folgezeit gab es beim gemeinsamen Abendbrot viele Diskussionen über das Thema, in denen sich bald – wie es in Familienbetrieben oft der Fall ist – Privates mit Beruflichem vermischte. „Wir haben dann irgendwann entschieden, dass wir nicht nur für uns etwas machen wollten“, sagt Inhaber Herbert Kunk, „sondern im Rahmen unserer Möglichkeiten Aufmerksamkeit für die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit schaffen wollen.“ Und weil das mit dem Betrieb am besten möglich schien, starteten Vater und Sohn die Initiative „Kunk neue Optik – Klimaschutz und Nachhaltigkeit 2030“.
Dieser Report macht auch optisch etwas her: Die Titelseite der Broschüre zeigt den Bremer Bürgerpark.
Dafür setzten sich die beiden Ende 2019 mit der Beratungsfirma „Fokus Zukunft“ zusammen und begannen zur Beantwortung der Frage: „Wie groß ist eigentlich unser ökologischer Fußabdruck?“ mit der Bestandsaufnahme. Die Kunks trugen Daten und Zahlen zu Wärme-, Strom- und Kraftstoffverbrauch sowie der internen Prozesse der beiden Geschäfte in Bremen und Delmenhorst zusammen. Mit fachlicher Unterstützung entstand so der Report 2021, der für den Geschäftsbetrieb dieses Jahres eine Klimabelastung von rund 45 Tonnen CO2-äquivalenter Schadstoffe ausweist. Diesen haben die Kunks über den Erwerb der doppelten Menge Klimazertifikate nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv gestellt. Und auch wenn in der Folge ein Radiospot mit dem Slogan „Shoppen Sie bei Bremens klimapositivem Optiker“ entstand, „haben wir das nicht gemacht, um mehr Brillen zu verkaufen, sondern weil wir Vorbild sein und andere motivieren wollen, sich auch zu engagieren“, betont Herbert Kunk.
Die Kunks fokussieren mehr auf die Ökologie, als auch die Nachhaltigkeitssäulen Soziales und Wirtschaft. Dafür haben sie, und deshalb steht die 2030 im Titel der Initiative, Zielmarken gesetzt. Ihren eigenen, (laden)lokalen „Green Deal“ sozusagen: „Wir wollen unseren CO2-Ausstoß bis 2030 um mindestens 25 Prozent reduzieren“, erklärt Timo Kunk. Manches – wie die Umstellung auf Ökostrom und Ökogas oder den Austausch der Firmen-Kfz gegen E-Autos – können sie dabei selbst entscheiden, manches nur anstoßen. „Rund zwei Drittel unserer Mitarbeiter kommen bereits klimaneutral zur Arbeit“, sagt Herbert Kunk, „weil wir aber auf die anderen ja keinesfalls verzichten möchten, müssen wir als Unternehmen noch mehr Anreize schaffen, klimaneutrale Verkehrsmittel zu nutzen.“ Und selbst mit gutem Beispiel vorangehen: „Bei Geschäftsreisen setzen wir künftig auf die Bahn anstatt aufs Flugzeug.“
Kunk mal, wer da vorbeifährt: Als klimabewusstes Unternehmen platziert Optik Kunk seine Werbebotschaften natürlich auf öffentlichen Verkehrsmitteln, hier auf einer Straßenbahn in Bremen.
Nicht, dass jetzt ein Missverständnis aufkommt: Die Kunks sind natürlich Geschäftsleute, die am Ende auf die (betriebswirtschaftlichen) Bilanzen achten. „Als wir die Beleuchtung auf LED umgestellt und für die Nacht eine automatische Lichtabschaltung installiert hatten, haben wir ja nicht nur auf die CO2-Reduktion geschaut, sondern auch auf die Kosten“, macht Timo Kunk klar. „Aber wenn ich da sehe, wie schnell sich diese Maßnahmen amortisieren, gibt es eigentlich keine Argumente dagegen.“ Sehr konsequent beziehen die Kunks allerdings die ökologischen Kosten (für den „Verbrauch“ der Umwelt) in ihre Kalkulation ein, die von der klassischen betrieblichen Kostenrechnung in der Regel nicht erfasst werden. Daher auch – siehe oben – die Klimazertifikate, die allerdings nur ein Zwischenschritt sein sollen, bis weitere Maßnahmen greifen. Herbert Kunk: „Wir streben eine Lösung an, die uns als Unternehmen auf Dauer unabhängig von Zertifikaten macht und unseren CO2-Ausstoß auf natürliche Weise kompensiert.“
Wenn ich sehe, wie schnell sich diese Maßnahmen amortisieren, gibt es eigentlich keine Argumente dagegen
In diesem Jahr haben die Bremer als nächsten Schritt zu diesem Ziel ihren Firmen-Fuhrpark auf EAutos umgestellt. Ob sie dabei tatsächlich immer der vorgegebenen „Green-Deal-Linie“ folgen können, die als Grafik im Report abgedruckt ist und jedes Jahr eine Tonne CO2 einsparen, hält Timo Kunk für nicht ganz so relevant: „Wir kommen voran, aber nicht unbedingt in einem linearen Prozess – manches dauert länger, manches geht schneller.“ Wichtiger sei es für sie, ein klares Ziel vor Augen zu haben.
Noch einmal zurück zum Anfang: Wussten Sie, das Louis Armstrong als Originalinterpret von „Wonderful World“ 1970, ein Jahr vor seinem Tod, eine zweite Version des Liedes aufnahm, erweitert um ein gesprochenes Intro? „It seems to me, it ain’t the world that’s so bad, but what we’re doing to it“, sagt er dort – das Übel sei nicht die Welt, sondern unser Umgang mit ihr. Er, Armstrong, wolle bloß zeigen, wie wunderschön diese Welt sein könnte, wenn wir sie nur endlich lassen würden: „All I’m saying is, see what a wonderful world it would be, if only we’d give it a chance.“ Heute, 50 Jahre später, schließen sich Herbert und Timo Kunk in ihrem Report mit einer ebenfalls in Englisch gehaltenen Botschaft an, mit der sie andere ausdrücklich motivieren wollen, sich ebenfalls im Klimaschutz zu engagieren: „Because tomorrow is too late“.
Autor: Tom Theilig